Nach dem Außenseiter-Coup bei der Klub-WM ist Handball-Bundesligist Magdeburg hungrig nach mehr Erfolgen. Erstmals seit zehn Jahren soll es mit der Deutschen Meisterschaft klappen.
Es kommt nicht so oft vor, dass die Handballer des ruhmreichen FC Barcelona vorgeführt werden. In der vergangenen Saison blieben die Katalanen gar unbesiegt. Insofern werden sie die famose Demonstration des SC Magdeburg, die sie am vergangenen Samstag im Finale der Klub-WM erlebten, noch länger in Erinnerung behalten. Was der SCM gegen Barcelona ablieferte, kam einer Demütigung gleich.
Man habe dem Tempo des Gegners nicht standhalten können, analysierte später Barcas Trainer. Mit einem Kempa-Trick der beiden Flügel Lukas Mertens und Tim Hornke zum 33:25 besiegelte der krasse Außenseiter schon lange vor der Schlusssirene seinen ersten Triumph um den IHF Super Globe. Am Ende hieß es 33:28 (19:16). Es war der zweite internationale Titel nach dem Sieg in der European League im Mai.
Sucht nach mehr Erfolgen
Entsprechend wurde das Team um den Kapitän Christian O‘Sulllivan gefeiert, als es nach 16 Stunden Rückreise in der Heimat ankam. "Es ist etwas Besonderes, nach Hause zu kommen und die Leute erwarten uns", sagte Rückraumspieler Philipp Weber. "Das ist ein Gefühl, das ich immer wieder haben möchte. Daran werden wir jeden Tag arbeiten."
Selbst Coach Bennet Wiegert wollte da nicht auf die berühmte Euphorie-Bremse treten. In den Augen seiner Profis habe er eine Sucht nach mehr Erfolgen gesehen:
Was niemand konkret aussprach, aber alle dachten: Am liebsten würden sie die Deutsche Meisterschaft gewinnen, das erste Mal seit 2001.
Der SC Magdeburg hat in der Handball-Bundesliga den vierten Sieg im vierten Spiel gefeiert. Der SCM setzte sich mit 28:17 (14:8) beim HBW Balingen-Weilstetten durch.
Topduelle stehen an
Die Basis dafür haben die Magdeburger bereits gelegt. Mit 12:0-Punkten führen sie souverän in der Handball-Bundesliga. Am Sonntag aber folgt die große Bewährungsprobe: Gegen Vizemeister SG Flensburg-Handewitt geht es gegen einen direkten Mitbewerber. Am Sonntag darauf tritt der SCM bei Titelverteidiger THW Kiel an.
Coach Wiegert weiß, wie steinig der Weg zum Meistertitel ist, immerhin klaffte in der vergangenen Serie eine Lücke von 15 Punkten zum Spitzenduo. "Das wichtigste Kriterium ist Konstanz", sagt der 44-Jährige, der den SCM seit sechs Jahren als Cheftrainer verantwortet. "Es geht mir, wie bei allem, nicht um den kurzfristigen Erfolg."
Weigerts Spielertaktik
Seine Spielphilosophie beruht auf statistischen Wahrscheinlichkeiten. Da sich der SC Magdeburg keine Weltklasse-Shooter im Rückraum leisten kann, vertraut Wiegert auf kleinere wendige und clever agierende Profis, die mit Durchbrüchen, die höhere Torquoten verzeichnen, zum Erfolg kommen sollen. Mit viel Tempo reißen abgezockte Profis wie Omar Ingi Magnusson die Deckungsreihen auf und treffen aus der Nahdistanz oder schaffen freie Würfe für die Außen.
Diese Entscheidung hat dem Coach schon viel Kritik eingebracht. "Sehen die Kritiker nicht, wie erfolgreich wir damit spielen können?", klagte er vor der Saison in dem Fachmagazin HANDBALL inside.
Wiegert sagt, er habe gelernt, besser mit solchen Vorhaltungen umzugehen. Endgültig verstummen würden sie aber wohl erst mit einem Titel in der Deutschen Meisterschaft. Zumal der ihn auf eine Stufe mit Alfred Gislason stellen würde, dem Meistercoach von 2001.