Handball-WM: Niederlage gegen Portugal - der Sekunden-Tod
Analyse
DHB-Team verliert gegen Portugal:Deutschlands WM-Aus: Der Sekunden-Tod
von Erik Eggers
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Die deutschen Handballer verlieren ein dramatisches WM-Viertelfinale gegen ein starkes Portugal - und müssen weiter auf die erste WM-Medaille seit 2007 warten.
Deutschland scheitert bei der Handball-WM im Viertelfinale an Portugal.
Quelle: dpa
Andreas Wolff hatte bereits während des Spiels heftig geflucht. Der Torhüter der deutschen Handballer parierte wieder in Topform, hielt 21 Würfe im Viertelfinale der Handball-WM gegen Portugal, teils auf überaus spektakuläre Weise. Aber ihm bot die deutsche Defensive in der halbleeren Unity Arena in Oslo einfach zu viele Löcher gegen die blitzschnellen Iberer. Nach Abpfiff schimpfte der Keeper immer noch wie ein Rohrspatz.
Denn sein Team hatte nach großem Kampf dramatisch verloren. In den letzten Sekunden der Verlängerung verlor Kapitän Johannes Golla den entscheidenden Zweikampf gegen Martin Costa, der mit einem verdeckten Wurf zum 31:30 (26:26, 13:9) traf und die Deutschen aus dem Turnier katapultierte. Damit ist der Traum vom Gewinn der ersten WM-Medaille seit 2007 geplatzt.
Die Reise ist vorbei. Deutschland ist bei der Handball-WM im Viertelfinale an Portugal gescheitert.29.01.2025 | 7:05 min
Keine Vorwürfe des Trainers
Sein Kapitän habe es einfach nicht geschafft, an den Wurfarm des Gegners zu kommen, analysierte Bundestrainer Alfred Gislason, aber er mache ihm deshalb keine Vorwürfe. "Am Ende sind es Kleinigkeiten", bilanzierte Golla nach der Partie.
Wir haben 70 Minuten eigentlich gut verteidigt, schaffen es dann aber nicht und stehen jetzt als Verlierer da.
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Johannes Golla, Kapitän
Dabei schien die deutsche Auswahl zehn Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit schon auf die Siegerstraße einzubiegen. Mit viel Kampfgeist hatte sie eine erneut schwache erste Halbzeit vergessen lassen und einen Vier-Tore-Rückstand in eine Führung mit zwei Treffern verwandelt. Die Abwehr stand gut, die Angreifer spielten nun endlich mit mehr Tempo.
Doch als das Team zehn Minuten vor Schluss mit 22:20 führte, vergab es zweimal die Chance, noch weiter zu erhöhen. Erst scheiterte Golla nach einem Schnellangriff frei werfend am portugiesischen Keeper, danach leistete sich Julian Köster einen technischen Fehler. Der Gegner, dessen Angriff harmonierte und deutlich bessere Wurfchancen erarbeitete, glich umgehend aus.
Auch in den letzten 22 Sekunden hatten es die Angreifer um Spielmacher Juri Knorr noch in der Hand, beim Stand von 26:26 die Entscheidung zu erzwingen. Aber Linkshänder Renars Uscins, der insgesamt einen mäßigen Tag erwischt hatte, vertändelte den Ball. In der Verlängerung liefen die Deutschen dann zumeist hinterher - bis Costa ihnen den K.o. versetzte.
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Angriff teils überfordert
Das größte Manko des deutschen Spiels war der Angriff, der weitgehend auf Einzelaktionen angewiesen war. Luca Witzke, der begonnen hatte, weil Knorr nach seiner Erkältung noch nicht wieder ganz fit geworden war, war mit der Regie des Rückraums sichtlich überfordert. Mit Knorr, der beim Stand von 1:5 nach zehn Minuten kam, wurde es viel besser. Bis dahin hatte Wolff mit bereits fünf Paraden eine Vorentscheidung verhindert.
Insbesondere Knorr (sieben Tore) und Lukas Zerbe, der sämtliche sieben Strafwürfe einnetzte und neunmal traf, brachten die deutsche Auswahl wieder zurück. Aber vor allem von den Halbspielern Köster und Uscins kam zu wenig Torgefahr. Der Bundestrainer nahm vor allem Uscins in Schutz. Der habe fast durchspielen müssen bei der WM, weil Franz Semper ausgefallen war. "Da ist es kein Wunder, dass der Junge angeschlagen ist."
Die Experten sind sich noch uneins, ob das DHB-Team mit 5 Siegen aus 6 Spielen bei dieser Handball-WM zufrieden sein kann. Klar ist: Der "Kopf" dieses Teams will ins Halbfinale.29.01.2025 | 1:21 min
"Wir sind nicht so fit wie im Sommer"
Der isländische Coach, seit Februar 2020 im Amt, wollte das Viertelfinal-Aus nüchtern betrachten.
Das ist kein Rückschlag, wir lernen davon.
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Alfred Gislason, Bundestrainer
Es gebe Erklärungen für die Niederlage: "Wir sind nicht so fit wie im Sommer." Da hatte sein Team überraschend eine olympische Silbermedaille gewonnen, weshalb die Spieler um Golla und Knorr selbst eine Medaille als Ziel ausgerufen hatte. "Natürlich sind wir jetzt mega enttäuscht", sagte Zerbe. "Wir werden sicher wiederkommen", versprach Golla.