Die deutschen Handballer beenden die WM mit Rang 12, der schlechtesten Platzierung in der Geschichte. Nun richten sich die Blicke auf die Olympia-Qualifikation im März in Berlin.
Eine Dienstreise zum Vergessen: Nach einer Serie von enttäuschenden Auftritten kehrt das DHB-Team zurück von der Handball-WM.
Das Gesicht des Bundestrainers sprach Bände. Als Alfred Gislason nach dem 23:23-Remis gegen Polen das letzte WM-Spiel und das Turnier bilanzieren sollte, hatte sich die Miene des Isländers verdüstert. Den guten Vorsatz, die vermaledeite Weltmeisterschaft wenigstens mit einer guten Leistung zu beenden, hatte sein Team nicht umsetzen können. Am Ende steht Rang Zwölf – die schlechteste Platzierung eines deutschen Teams in der WM-Geschichte.
DHB-Angriff mangelhaft
Zum Nachdenken brachte den 61-Jährige die mäßige Leistung des deutschen Angriffs. Schließlich hatte die Offensive bislang sichtbare Fortschritte gezeigt im Vergleich zu den Auftritten unter seinem Vorgänger Christian Prokop. Doch gegen Polen fehlte wieder die Struktur. Die wilde Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit provozierte Gislason gar zu einer Auszeit, in der er wütend Disziplin einforderte.
Ein paar Minuten später aber verbreitete der Isländer wieder Zuversicht für die kommenden olympischen Aufgaben. Wenn die etablierten Mittelblocker wie Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler (beide Kiel) und auch Finn Lemke (Melsungen) zurückkehrten, werde das Team nicht nur in der Defensive gefestigter sein, sagte Alfred Gislason im ZDF. Man werde auch "profitieren davon, was wir angriffsmäßig entwickelt haben in diesem Turnier."
Das ist freilich auch nötig, wenn in gut sechs Wochen in Berlin das Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele 2021 in Tokio ansteht. In der Berliner Max-Schmeling-Halle streiten dann vier Teams um zwei Olympia-Tickets, neben Deutschland noch Schweden, Slowenien und Algerien.
Olympia-Quali gegen Schweden, Slowenien und Algerien
Auch die Schweden dürften dann besser besetzt sein, da mit Lukas Nilsson, Andreas Nilsson, Niclas Ekberg und Torwart Mikael Appelgren vier Leistungsträger in Ägypten fehlen. Dennoch sind die Skandinavier ins WM-Viertelfinale eingezogen. Die Slowenen hingegen scheiterten hauchdünn. Aber im Gegensatz zu den Deutschen haben sie mit Miha Zarabec und Dean Dombac zwei Spielmacher, die auf Champions League-Niveau spielen.
Da bis dahin keine Testspiele mehr terminiert sind, forderte Gislason noch in Kairo die Liga auf, der Nationalmannschaft mehr Trainingseinheiten zu verschaffen. "Ich habe nur vier Trainingstage, bevor die Spiele losgehen", sagte er, "ich muss hoffen, dass ein paar Tage dazu kommen könnten."
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei der WM in Ägypten ihr letztes Spiel unentschieden gespielt. Gegen Polen hieß es am Ende 23:23.
Bob Hanning proklamiert schon mal Olympia-Gold
Die Lage ist also alles andere als komfortabel. Auch die Statistik des deutschen Teams in entscheidenden Partien seit 2016 ist niederschmetternd. Hier gewann die DHB-Auswahl allein bei der Heim-WM 2019 gegen Kroatien, und das mit gütiger Unterstützung der Schiedsrichter. Obwohl das Olympiaticket noch nicht einmal gelöst ist, will DHB-Vizepräsident Bob Hanning nicht von seinem erklärten Ziel Olympiagold abweichen.
Es fehle gar nicht viel, behauptete Hanning, man habe bei der WM einfach nicht das nötige Momentum gehabt, um ins Viertelfinale einzuziehen. Er beharre auf dem Ziel Olympiasieg. "Ich wüsste nicht, warum wir das korrigieren sollten", sagte Bob Hanning im ZDF-Interview.
Dabei sind Mannschaften wie Dänemark, das mit seiner zweiten Besetzung just Kroatien vernichtend schlug, Norwegen und auch Spanien dem DHB-Team spielerisch um Lichtjahre voraus. Es sind jedenfalls nicht viele Kollegen von Hannings markigen Worten begeistert. So fragte sich Liga-Präsident Uwe Schwenker im ZDF, ob dieser Druck das richtige Mittel sei. In Berlin wird man sehen, ob die deutsche Nationalmannschaft dieser Erwartungshaltung gewachsen ist.
- Handball-WM im Rückblick
Die Handball-WM in Zahlen