DOSB-Chef Alfons Hörmann wird nach den Paralympics die Vertrauensfrage stellen. Gegen die Verbandsspitze waren aus dem Mitarbeiterkreis schwere Vorwürfe erhoben worden.
In der Krise beim Deutschen Olympischen Sportbund stellen Verbandschef Alfons Hörmann und das weitere Präsidium kurz nach den Sommerspielen und Paralympics in Tokio in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die Vertrauensfrage.
Neuwahlen wären Konsequenz
Diese Konsequenz aus den schweren Vorwürfen aus dem Mitarbeiterkreis gegen die Führung des Dachverbandes teilte der DOSB am Donnerstag nach dreitägigen Beratungen mit. Die Paralympics enden am 5. September.
Sollten die Mitglieder dem Präsidium das Vertrauen entziehen, könnte es vorgezogene Neuwahlen geben. Turnusgemäß stünden erst auf der Mitgliederversammlung 2022 Wahlen auf der Tagesordnung.
Athletensprecher Koch gegen Vertrauensfrage
Man sei sich "der besonderen Verantwortung für den deutschen Sport, den DOSB und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewusst", sagte Hörmann zur der Entscheidung für die Vertrauensabstimmung. Diese fiel nicht einstimmig aus, Athletenvertreter Jonathan Koch trug den Beschluss nicht mit.
Ausgelöst worden war der jüngste Hauskrach beim DOSB Anfang Mai durch ein anonym versendetes Schreiben aus dem Mitarbeiterkreis. Der Brief enthielt schwere Anschuldigungen gegen Hörmann und die Spitze des Verbandes.
Beschwerde: "Klima der Angst"
Die Rede war von einem "Klima der Angst" in der DOSB-Zentrale in Frankfurt am Main. Hörmann wurde psychischer Druck auf Mitarbeiter und ein laxer Umgang mit Corona-Vorschriften vorgeworfen.
Präsidium und Vorstand hatten sich eilig hinter den Verbandschef gestellt und ihm das Vertrauen ausgesprochen. Athletenvertreter Koch hatte sich indes von der Erklärung distanziert.
Hörmann selbst versprach, die Vorwürfe "offen und transparent" aufklären zu wollen und zeigte sich betroffen. Der 60-Jährige kündigte an, "ein anderes Klima im DOSB schaffen" zu wollen.
Auch Landessportbünde begehren auf
Kritik an der DOSB-Spitze und an Hörmann kam auch aus einigen Landessportbünden, dies ging sogar bis hin zu Rücktrittsforderungen. Angesichts des großen Drucks schaltete die Verbandsführung die Ethikkommission um den früheren Bundesinnenminister Thomas de Maizière ein.
Das Gremium ging nach Anhörungen und Prüfung zahlreicher eingesendeter Stellungnahmen hart mit den Spitzenfunktionären ins Gericht. "Es gibt zu viel Selbstbespiegelung, Demotivation und Gerüchte, Unzufriedenheit und Unklarheit", wird im Report festgestellt. Angesichts des fehlenden Vertrauens könne es im deutschen Sport "in dieser Art nicht weitergehen".