Vor dem Prestigespiel bei Borussia Dortmund läuft es noch nicht für Julian Nagelsmann. Der Trainer erfährt gerade einen Crashkurs im speziellen FC-Bayern-Kosmos.
Julian Nagelsmann schrie - und dass es ein Ausbruch aus Unzufriedenheit war, ließ sich unschwer erkennen. Dass sich Trainer aufregen und nicht einverstanden sind mit den Darbietungen ihrer kickenden Belegschaft, das kommt vor und wäre nicht weiter erwähnenswert.
Aufregendes Punktspieldebüt für Nagelsmann
Dass der neue Trainer des FC Bayern aber schon so früh in der Saison, in den ersten Minuten des ersten Pflichtspiels, gleich voll aus dem Sattel ging, das fiel auf. Zumal sich Nagelsmann beim Bundesliga-Auftakt in Mönchengladbach am Freitag (1:1) noch mehrfach erheblich aufregte.
Das 1:1 des FC Bayern München im Saison-Eröffnungsspiel bei Borussia Mönchengladbach
Am Dienstag, 20.30 Uhr (Sat.1), steht der Supercup auf der Agenda. Der Pokalsieger Borussia Dortmund empfängt den Meister FC Bayern. Es ist auch der Vergleich zwischen dem gefühlt ewigen Herausforderer und dem Branchenführer.
Haaland gegen Lewandowski
Der Supercup wird zwar gemeinhin als nicht ganz so wichtige Veranstaltung betrachtet. Auch deshalb, weil die Topform noch nicht gegeben sein kann zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison.
Doch trotz dieser Abstriche handelt es sich in dieser Konstellation noch immer um das Prestigespiel im deutschen Fußball. Dortmund gegen Bayern, Erling Haaland gegen Robert Lewandowski - mehr geht nicht.
Nagelsmanns erste Bewährungsprobe
Für Nagelsmann bedeutet das auch, dass er jetzt besonders in der Pflicht steht. "Jetzt müssen wir es am Dienstag richten", sagte er über seine erste große Bewährungsprobe als Trainer des FC Bayern schon kurz nach dem 1:1 in Gladbach.
Was Nagelsmann lächelnd und mit der ihm eigenen Lockerheit vortrug, war zugleich Ausdruck des speziellen Münchner Drucks, mit dem er schnell Bekanntschaft macht.
Der langfristige Vertrag - eine Last?
Zwar wurde der 34-Jährige für angeblich bis zu 23 Millionen Euro Ablöse von RB Leipzig verpflichtet und als erster Bayern-Trainer überhaupt für gleich fünf Jahre gebunden, weshalb er allein durch den Preis und die Laufzeit unter einem besonderen Schutz steht.
Andererseits muss die Personalie Nagelsmann auch funktionieren, das gilt für den Trainer wie für die Vereinsführung mit Vorstandschef Oliver Kahn und Präsident Herbert Hainer.
Starke europäische Konkurrenz
Hinzu kommen die schwierigen Umstände durch die Pandemie und die Umwälzungen im europäischen Fußball, in dem Paris Saint-Germain und die englischen Topklubs dem deutschen Krösus finanziell enteilen.
Nagelsmanns erste anderthalb Monate beim FC Bayern kommen auch deshalb wie ein Crashkurs zu den besonderen Anforderungen an der Säbener Straße daher. Weite Teile der Vorbereitung musste Nagelsmann überwiegend mit Nachwuchskickern bestreiten, die vielen Nationalspieler hatten noch EM-Urlaub oder fehlten verletzt.
Titel-Pflicht
Heraus kamen in den vier Tests drei Niederlagen und ein Remis sowie das wackelige 1:1 in Gladbach. Noch sind die Bayern unter Nagelsmann also sieglos, und sie gehen mit deutlich sichtbaren Defiziten in ihr sechstes gemeinsames Spiel.
Der zehnte Meistertitel in Serie und der DFB-Pokal sollen es auf jeden Fall sein. Trotz der anderswo offenbar unerschöpflichen Geldquellen wird als Ziel von Kahn und Hainer ausgegeben, dauerhaft zu den Top 3 in Europa zu zählen.
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Nagelsmann: Fokus auf die Defensive
Für Nagelsmann bedeutet das, dass er seine Mannschaft mit der umformierten Abwehr um Königstransfer Dayot Upamecano schnell auf Kurs bringen muss. "Unglaublich viele Ballverluste in der Spieleröffnung" hatte der Trainer in Gladbach gesehen.
Auch mit Blick auf Dortmund und Haaland sagte er: "Dass die Defensive ein Thema ist und wir uns da verbessern wollen, ist völlig klar. Das wird schon eine große Aufgabe, aber da ist jeder Spieler sehr bereit dazu. Die haben auch keine Lust, Gegentore zu kriegen." Erst recht nicht im Prestigespiel beim BVB.