Misshandlung queerer Menschen: Wieder harte Kritik an Katar

    Misshandlung queerer Menschen:Wieder massive Kritik an Katar

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    Kurz vor WM-Start steht Katar erneut in der Kritik. Human Rights Watch wirft der Polizei des Golfstaates die Misshandlung queerer Menschen vor.

    Fans fordern Rechte für LGBTQ+
    Fans fordern vor der WM in Katar Rechte für LGBTQ+-Menschen. Jetzt hat Human Rights Watch erneut schwere Misshandlungsvorwürfe gegen den WM-Ausrichter Katar in dieser Problematik erhoben.
    Quelle: dpa

    Kurz vor dem WM-Start sieht sich das Ausrichterland Katar erneut massiven Vorwürfen ausgesetzt. Human Rights Watch wirft der Polizei des Golfstaates die Misshandlung queerer Menschen vor.

    Human Rights Watch prangert Missstände an

    Ohrfeigen, Schläge und Tritte gegen LGBT-Personen, dazu sexuelle Belästigung - all das in einem unterirdischen Gefängnis in Doha. Es sind schwerwiegende Vorwürfe, die Human Rights Watch (HRW) weniger als einen Monat vor dem Start der Fußball-WM gegen den umstrittenen Gastgeber Katar erhebt. Die Anschuldigungen setzen zudem den Weltverband FIFA und dessen Boss Gianni Infantino weiter unter Druck.
    Während Katar sich auf die Ausrichtung der WM (ab 20. November) vorbereite, "verhaften und misshandeln Sicherheitskräfte LGBT-Personen, nur weil sie so sind, wie sie sind", sagte HRW-Expertin Rasha Younes. Die katarische Regierung sollte "diese Übergriffe sofort beenden und die FIFA sollte die katarische Regierung dazu drängen, langfristige Reformen zu gewährleisten, die LGBT-Menschen vor Diskriminierung und Gewalt schützen".

    Zwei Monate in unterirdischer Einzelhaft

    In einem am Montag veröffentlichten Bericht wirft die Menschenrechtsorganisation der katarischen Polizei willkürliche Festnahmen und Misshandlung queerer Menschen vor. Demnach seien zwischen 2019 und 2022 "sechs Fälle von schweren und wiederholten Schlägen und fünf Fälle von sexueller Belästigung in Polizeigewahrsam" dokumentiert worden. Die katarische Regierung wies die Vorwürfe laut der Nachrichtenagentur AFP zurück.
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    Nach HRW-Angaben wurden vier Transgender-Frauen, eine bisexuelle Frau und ein schwuler Mann befragt. Alle sagten demnach aus, dass sie in einem unterirdischen Gefängnis in der Hauptstadt von Mitgliedern des Innenministeriums festgehalten worden seien. Dort sei es unter anderem "von Ohrfeigen bis hin zu Tritten und Schlägen, bis sie bluteten", gekommen, schrieb HRW. In einem Fall soll eine Person sogar zwei Monate ohne Rechtsbeistand in Einzelhaft gesessen haben. Zudem gaben die Personen an, gezwungen worden zu sein, Erklärungen zu unterschreiben, in denen sie sich verpflichteten, "unmoralische Aktivitäten einzustellen".

    Katar weist alle Anschuldigen zurück

    Der jüngste Fall ereignete sich demnach im September. Angeklagt worden seien die Festgenommen nicht, berichtete HRW. Ein Beamter der katarischen Regierung erklärte, die Anschuldigungen seien "eindeutig falsch".
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    Katar dulde "keine Diskriminierung von irgendjemandem, und unsere Politik und unsere Verfahren werden durch die Verpflichtung zur Wahrung der Menschenrechte für alle untermauert". Es gebe keine "Bekehrungszentren", wohl aber eine Rehabilitationsklinik, die Menschen mit Verhaltensstörungen wie Drogenabhängigkeit, Essstörungen und Gemütskrankheiten unterstützt.

    Golfstaat fordert "Respekt für unsere Kultur"

    Homosexuelle Handlungen sind in Katar verboten und können mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft werden. Die Turnierorganisatoren und die FIFA hatten mehrmals betont, dass alle Fans bei der WM in Katar "willkommen" seien. Der Emir des Golfstaates, Tamim bin Hamad al Thani, sagte zuletzt jedoch ebenfalls, man erwarte Respekt für "unsere Kultur".
    Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will nach Angaben des Spiegel bei einer Reise mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf vor der WM nach Katar die Sicherheit von queeren Fans während des Turniers thematisieren. DFB-Kapitän Manuel Neuer wird bei den WM-Spielen mit einer "One Love"-Binde auflaufen, die unter anderem ein Zeichen für Vielfalt sein soll.







    Quelle: sid
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