"One Love"-Debatte: Gelingt DFB der Fokus aufs Sportliche?

    "One Love"-Debatte:DFB-Team: Gelingt der Fokus aufs Sportliche?

    Tim-Julian Schneider
    von Tim-Julian Schneider
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    Spagat zwischen Kritik an der "One Love"-Entscheidung und Fokus auf das Auftaktduell gegen Japan. Die Nationalspieler fordern Verständnis für ihre Rolle.

    Sie hatten die Fragen fast schon befürchtet und so dürften Hansi Flick und Joshua Kimmich nicht überrascht gewesen sein, als sich bei der Abschluss-Pressekonferenz vor dem Auftaktmatch bei der WM in Katar gegen Japan vieles auch um das vom DFB erst einmal akzeptierte Verbot der "One Love"-Kapitänsbinde ging.
    "Bin natürlich froh, dass es gleich als erstes kommt", sagte Bundestrainer Hansi Flick, als er auf das Verbot der FIFA angesprochen wurde. Das Verhalten des Fußball-Weltverbandes sei "unbeschreiblich", sagte er im Anschluss an die Pressekonferenz im ZDF-Interview. Er drückte sein "absolutes Unverständnis" für die Entscheidung aus, die Binde zu verbieten.

    Flick "angefressen" über "One Love"-Entscheidung

    Auf der Pressekonferenz zeigte er sich "unzufrieden" und "angefressen" über das Verbot. Werte wie Wertschätzung und Respekt, die er auch als Trainer vorzuleben versuche, würden nicht von allen Parteien gesehen, um im zweiten Teil seiner Antwort direkt das "super Abschlusstraining" zu loben und zu betonen:
    "Wir freuen uns wirklich." Als müsste dieser Fakt noch einmal extra herausgestellt werden, beim größten Fußball-Ereignis der Welt, das nur alle vier Jahre stattfindet und in vielen der Spieler- und Trainer-Karrieren ein absolutes Unikat bleibt.

    Müller: Werden Pfad als Sportler nicht komplett verlassen

    Wie Flick den Balanceakt zwischen Politik und dem Fokus auf das Sportliche in seiner Antwort zu meistern versucht, wird es auch für die Spieler eine Herausforderung, sich nach all den Diskussionen rein auf Fußball zu konzentrieren. Spekulationen über mögliche Regenbogenfarben auf den Schuhen von Kapitän Manuel Neuer scheinen vor dem Duell gegen Japan plötzlich von größerem Interesse als die Frage, wie Flick den Ausfall von Leroy Sané kompensieren will.
    Trotzdem bemühen sich die Spieler, sich fokussiert und optimistisch zu zeigen. Man verfüge über "das Mindset, um Weltmeister zu werden", erklärt Shootingstar Jamal Musiala. Und Routinier Thomas Müller macht am Abend bei Instagram deutlich:

    Wer von uns Fußballern erwartet, dass wir unseren Pfad als Sportler komplett verlassen und unsere sportlichen Träume, für die wir ein Fußballerleben lang gearbeitet haben, aufgeben, um uns politisch noch deutlicher zu positionieren, der wird enttäuscht sein.

    Thomas Müller, Nationalspieler

    Gleichzeitig kritisierte er das FIFA-Verbot als "in keiner Weise zu verstehen."

    DFB-Team startet in die WM
    :Auftakt gegen Japan: Das Wichtigste zuerst

    In der ersten WM-Gruppenpartie gegen Japan geht es fürs DFB-Team darum, die Basis fürs Achtelfinale zu legen. Kapitän Neuer spricht sogar vom wichtigsten Spiel des Turniers.
    von Maik Rosner
    Bundestrainer Hansi Flick (r) steht mit seinen Assistenten Hermann Gerland (l) und Mads Buttgereit (M) zusammen.

    Kimmich: Möchte mich auf WM "freuen dürfen"

    Es sei "natürlich bei uns in der Mannschaft diskutiert worden, es ist wichtig für uns Spieler, auf Probleme und Missstände hinzuweisen", sagte Joshua Kimmich vom FC Bayern. "Aber wir müssen auch den Spagat schaffen, uns aufs Sportliche zu konzentrieren. Bei einer Fußball-WM zu spielen, sei ein "riesen Kindheitstraum", äußerte der Führungsspieler.

    Ich habe das Gefühl, dass einem eingeredet wird, dass man sich nicht darauf freuen kann. Ich möchte mich aber freuen dürfen, auch, wenn sie hier stattfindet.

    Joshua Kimmich, Nationalspieler

    Die Mannschaft brenne, "wir alle wollen gewinnen, wir alle können nichts dafür, dass die WM hier stattfindet". Aus den Tiefen des Pressezentrums folgt leiser Applaus.
    Quelle: mit Material von SID
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