Iran: Kletterin Elnas Rekabi tritt ohne Kopftuch an
Protest gegen das Regime:Iranische Kletterin tritt ohne Kopftuch an
17.10.2022 | 16:20
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Irans Klettermeisterin Elnaz Rekabi hat im Finale der Asienmeisterschaften auf das vorgeschriebene Kopftuch verzichtet. Ihr droht nun der Ausschluss aus dem Nationalteam.
Elnaz Rekabi ohne Kopftuch bei den IFSC Climbing Asian Championships Seoul.
Quelle: Youtube/KAFTV
Stirnband, Pferdeschwanz, die Ärmel ihres Langarmshirts nach oben geschoben: So trat Elnaz Rekabi bei den Asien-Meisterschaften der Kletterer an. Sie sah aus wie jede x-beliebige Sportlerin. Aber eben nicht in ihrer iranischen Heimat, denn ein entscheidendes Detail fehlte: Das Kopftuch.
Mehrfach stürzte Rekabi ab, kletterte in der Endrunde auf großer Bühne nicht auf das Podest. Doch ihr vierter Platz ist Makulatur. In den sozialen Medien wurde die Sportlerin von den Iranern gefeiert. "Wir sind stolz auf dich", hieß es in einer der zahlreichen Reaktionen auf Twitter.
Die iranische Frauenrechtsbewegung "Open Stadiums" fordert die FIFA auf, den Iran von der WM auszuschließen. Sie kritisiert FIFA-Chef Infantino scharf für "leere Worte".
Protest gegen Geschlechterdiskriminierung
Vor sechs Jahren hatte Rekabi als erste professionelle Klettersportlerin ihres Landes noch ihren großen Respekt für die eigene Verschleierung mit religiösem Hintergrund bekundet. Sie entwarf wegen der starken Hitze beim Klettern gar ein Outfit, "das den Hidschab respektiert und mit dem Klettersport vereinbar ist". Doch jetzt ist es genug.
Rekabi reiht sich in die Riege derer ein, die mit Protesten gegen die Geschlechterdiskriminierung in ihrer Heimat aufstehen. Mit diesem Mut geht sie viral und erntet riesige Bewunderung.
Nach dem Tod einer kurdischen Iranerin in Polizeigewahrsam protestieren viele Menschen im Iran gegen das Regime. Aktuelle News und Hintergründe zum Iran.
Ein "unglaublicher Moment" schreibt der im Iran geborene BBC-Korrespondent Bahman Kalbasi zum Video der 33-Jährigen. Die deutsche Journalistin Natalie Amiri sieht "eine Revolution im iranischen Profisport". Doch sie hat auch Bedenken.
Die Frage ist, ob sie jetzt wieder zurückkehren kann oder wird.
Natalie Amiri
Denn auch im Ausland haben iranische Frauen in Sportwettbewerben Kopftücher zu tragen. Ihr droht voraussichtlich der Ausschluss aus der Nationalmannschaft. Eine Sittenregel, die mittlerweile immer öfter vehement infrage gestellt wird.
Reaktion auf den Tod Mahsa Aminis
Seit Wochen protestieren vor allem Frauen in der islamischen Welt gegen Regierung und Regeln. Sie verbrennen ihre Kopftücher oder demonstrieren geschlossen - als Reaktion auf das Schicksal der Iranerin Mahsa Amini. Die 22-Jährige war im September festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht streng vorschriftsmäßig getragen haben soll. Sie starb kurz darauf in der Obhut der Behörden.