WM-Aufgebot für Katar: Ohne Hummels - ob das gut geht?

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    Flicks Aufgebot für die WM:Ohne Hummels - ob das gut geht?

    von Thomas Skulski
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    Jung, ausgewogen, hungrig, perspektivisch. Bundestrainer Flick hat seine 26 Profis für Katar berufen. Er baut auf einen Bayern-Block und einen interessanten Generationen-Mix.

    Kommentar: Thomas Skulski zur WM-Kader-Nominierung
    Thomas Skulski zur WM-Kader-Nominierung von Hansi Flick.
    Quelle: ZDF/dpa

    Hansi Flick spricht von "einem sehr guten Kader". Dass er das ist, wird er bei der WM in Katar noch beweisen müssen. Aber ein guter Kader ist es in jedem Fall. Sieben Bayern-Profis sind dabei. Und Hansi Flick hat sich per WhatsApp schon bei Julian Nagelsmann bedankt, dass die in den letzten Wochen so richtig in Form gekommen sind.
    20 Tore haben die Bayern in den letzten vier Pflichtspielen geschossen, wenn das so weiterginge, müsste der DFB gewiss nicht nach der Gruppenphase abreisen, wie vor vier Jahren unter Joachim Löw nach dem 0:2 gegen Südkorea, bei der Blamage von Kasan.

    Gegen Hummels - für die Zukunft

    In der Abwehr mag die Nominierung von Armel Bella Kotchap (20 Jahre) vom FC Southampton überraschen. Mats Hummels (33) dagegen ist nicht dabei. Seine Nicht-Berücksichtigung ist die wohl überraschendste Personalie. Eine, die dem Bundestrainer durchaus auf die Füße fallen kann.
    Kein Hummels, weil Flick sich für die Zukunft entschieden hat, mit Blick auf die Heim-EM in zwei Jahren. Antonio Rüdiger, das betont der Bundestrainer, ist der unumstrittene neue Abwehrchef. Wie wäre er mit einem wiedererstarkten und selbstbewussten Mats Hummels klargekommen?

    Erinnerung an großen Moment bei Götze

    Auch wenn Hummels - was für ihn spricht - jede Rolle akzeptiert hätte. "Der Weltmeister auf der Bank" hätte zudem enorm viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Und wohl auch die Hierarchie auf besondere Weise beeinflusst. So bilden nun Rüdiger und Süle das Top-Duo in der Innenverteidigung. Schlotterbeck und Ginter stehen als versierte, profilierte Back-Ups bereit.
    Erstmals seit 2017 kehrt Mario Götze ins Nationaltrikot zurück, quasi als Würdigung seiner Darbietungen bei der Frankfurter Eintracht. Diesen Götze mag jeder. Fraglich, welche Rolle er in dieser WM-Mannschaft spielen kann. Aber bei Götze ist da ja auch immer die Erinnerung an den ganz besonderen Moment.

    Füllkrug kommt, wenn die Not groß ist

    Nicht überraschen kann, dass Niclas Füllkrug und Youssoufa Moukoko mitreisen. Füllkrug ist einer, den die Nationalelf lange vermisst hat. Ein klassischer Mittelstürmer, der ins Spiel kommen wird, wenn die Not groß ist. Zehn Bundesliga-Tore sprechen für ihn.
    Er bringe zudem die Gewissheit, dass da doch noch was geht, wenn bis dahin alles nicht funktioniert hat. Dass er noch ohne Länderspiel ist, na und? Auch ein Horst Hrubesch hatte vor der EM 1980 kein einziges Tor für die Nationalelf geschossen. Und machte dann im Finale beide Tore zum 2:1.
    Mit Jamal Musiala (19) und Youssoufa Moukoko (17) hat Flick ein Teenager-Duo, um das Deutschland beneidet wird. Seit seinem Länderspiel-Debüt im März 2021 gegen Island (mit 18 Jahren und 27 Tagen), noch unter Löw, hat Musiala inzwischen 17 Länderspiele bestritten. Er ist bei den Bayern in München nicht mehr wegzudenken.

    Beneidenswertes Teenager-Duo

    Musiala spielt immer bei Julian Nagelsmann. Ein Prinzip, das der Bundestrainer übernehmen sollte. Dankte es Musiala seinem Bayern-Trainer doch bislang mit neun Toren und fünf Assists in seinen 13 Spielen der laufenden Bundesliga-Saison. Der 19-Jährige, aktuell der Top-Scorer der Liga.
    Youssoufa Moukoko wird, wie passend, am Tag des Eröffnungsspiels 18 Jahre alt. Und das, wie er jetzt weiß, im "Zulal Wellness Resort", dem WM-Quartier des DFB ganz im Norden Katars. Der BVB-Profi hat sich diese Nominierung zweifelsohne verdient in den letzten Wochen. Und nicht nur die.
    Käme er bei der WM zum Einsatz, würde er einen Mann als bislang jüngsten deutschen WM-Spieler ablösen, der nicht weniger als vier Weltmeisterschaften gespielt hat (1958 bis 1970): Den inzwischen 83-jährigen Karl-Heinz Schnellinger, der bei seinem ersten WM-Einsatz 1958 in Schweden seit gut zwei Monaten 19 war.

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