Das Kopfballspiel ist im Fußball nicht mehr unumstritten. Kinder sollen die Grundtechniken mit leichteren Bällen im Training lernen - und im Spiel darauf verzichten.
Der Slogan ist einprägsam. "Köpfen nur mit Köpfchen", heißt es neuerdings, wenn der DFB im Kinder- und Jugendbereich auf das Kopfballspiel verweist. Dass Kicker in jungen Jahren ans Kopfballpendel geschickt werden, um den richtigen Kopfstoß zu erlernen, ist nicht mehr zeitgemäß, wie Tim Meyer als Vorsitzender der medizinischen Kommission des DFB herausstellt.
Zu viele Kraftimpulse, zu viele Wiederholungen: Dieser Anforderungscharakter sei nicht geeignet, "da gibt es eine Menge Argumente dagegen", so Meyer.
Kopfball-Verbote in England und USA
Schon vor einem Jahr hatte das DFB-Präsidium beschlossen, dass sich der organisierte Fußball in Deutschland den UEFA-Empfehlungen zum Umgang mit dem Kopfballspiel im Nachwuchsbereich anschließt. In England sind Kopfbälle für Kinder bis zwölf Jahre schon verboten, in den USA liegt die Grenze bei zehn Jahren.
Diesen Weg wird Deutschland aber nicht beschreiten. "Verbote bringen relativ wenig. Wir versuchen es mit Vernunft und Verstand", erklärt der für Kinder- und Jugendfußball zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. Denn:
Auch Meyer will nicht so weit gehen, im Erwachsenenfußball grundsätzlich vom Kopfball abzuraten. "Ich sehe auch nicht, dass wir in absehbarer Zukunft da irgendetwas wie ein Kopfballverbot haben werden", sagt der langjährige Arzt der deutschen A-Nationalmannschaft.
Ersatz: Bälle aus Schaumstoff oder sogar Luftballons
Auch dem Neurologen Claus Reinsberger, Mitglied in der DFB-Kommission, geht es nicht darum, "nur durch Restriktionen die Anzahl und die Art und Weise der Kopfbälle zu limitieren, sondern sich auf der anderen Seite Gedanken zu machen, wie man das Kopfballspiel schonend beibringen kann".
Die Lösung: leichtere Bälle, teilweise bei den Jüngsten sogar aus Schaumstoff oder nur Luftballons, werden zugeworfen. Geht es um Kopfballübungen auf längere Distanzen, sollen nicht zu viele Wiederholungen erfolgen. Und wenn die Bedingungen ungünstig sind - zum Beispiel bei nasskaltem Wetter mit schweren Bällen - sollten die Kopfball-Einheiten ganz vom Trainingsplan verschwinden.
Kopfball erst ab B-Jugend wichtig
Die Reform des Kinderfußballs, die ab 2024 bundesweit kommen soll, kommt bei der Umsetzung in die Praxis wie gerufen. Für Markus Hirte, Leiter Talentförderung im DFB, ist es logisch, dass man im Kinderbereich kaum noch Kopfbälle sieht, "wenn man sich an die Empfehlungen mit den kleineren Feldern, kleineren Trainingsgruppen und kleineren Toren hält. Lange Bälle, Flanken und diese Dinge spielen dann erst im höheren Jugendbereich eine Rolle".
Erst ab der B- und A-Jugend sollen alle Formen des Kopfballspiels erlernt werden. Dann werden ja auf den großen Feldern auch wieder Abstöße und Flanken geschlagen - und richtige Ecken ausgeführt. Das Luftduell ist dann unvermeidbar.
Die richtige Technik bleibt der Schlüssel
Bis dahin sollte der Nachwuchs aber genügend Kopfball-Übungseinheiten absolviert haben.
Denn sonst gibt der deutsche Fußball nicht nur ein Stilmittel auf, das in der Historie oft genug erfolgreich war, sondern: Die Gefahr von Hirnschädigungen würde sogar noch steigen, so Tim Meyer von der medizinischen Kommission des DFB.
Schließlich betont auch der DFB in seiner Lehranweisung: "Zentral für den Schutz des Gehirns beim Kopfball ist es, den Ball mit der Stirn zu treffen und die Hals- und Nackenmuskulatur bewusst anzuspannen."
Eigentlich das, was früher die Lehrmeister am Kopfballpendel stets gepredigt haben.