Die deutschen Skilangläufer und Kombinierer haben in der ersten Woche der Nordisch-WM in Oberstdorf über das Material geklagt. Gründe für die Probleme sind das Wetter und Corona.
Gleich zwei WM-Titel müssen die deutschen Kombinierer in den kommenden Tagen bei der WM in Oberstdorf verteidigen. Allein von der Form her betrachtet, stünden die Chancen für Eric Frenzel auf einen neuerlichen doppelten Gold-Erfolg im zweiten WM-Einzelwettbewerb (Donnerstag) und Teamsprint (Samstag) gut.
Bundestrainer Weinbuch sorgt sich
Wenn da nicht die Sorge von Hermann Weinbuch wäre: Der Bundestrainer befürchtet, dass das Material seines Team nicht konkurrenzfähig sei:
In den ersten beiden Entscheidungen dieser WM war das nicht der Fall - ein wichtiger Grund dafür, warum Frenzel bei der ersten Einzelentscheidung statt der eingeplanten Medaille nur Platz vier schaffte. Und es im Team nur Silber statt der erhofften Goldmedaille gab.
Anstiege geraten zur Tortur
Auch die deutschen Langläufer waren in einigen Wettbewerben materialtechnisch nicht konkurrenzfähig. Besonders offensichtlich wurde das im Skiathlon, wo jeder Anstieg für die deutschen Läuferinnen zur Tortur wurde.
Besonders am steilen Burgstall rutschte die im Weltcup schon aufs Podest gelaufene Katharina Hennig bei jedem Schritt weg. Es gab Tränen, nachdem sie statt des erhofften Top-Ten-Platzes als 29. ins Ziel gelaufen war. Victoria Carl hatte dagegen bei ihrem 14. Platz am Dienstag über zehn Kilometer "phantastische Ski".
Auch Schleif-Hightech hilft nicht
Eigentlich müssten die Chancen auf perfektes Material so gut wie nie zuvor sein: Neben neun Ski-Technikern haben die Loipenspezialisten bei dieser WM erstmals auch eine mobile Schleifmaschine zur Verfügung. Damit können feine Strukturen in den Ski-Belag eingebracht werden, die die Bretter besser gleiten lassen.
Bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf sind die Langlauf-Titel im Skiathlon vergeben worden. Es siegten der Russe Alexander Bolschunow und Therese Johaug aus Norwegen.
Trotz dieses Hightech-Einsatzes klappt es bislang nur manchmal, sowohl für Anstiege als auch Abfahrten passende Bretter hinzubekommen - wie sie die dominanten Norweger, aber auch Schweden oder Finnen bei den Titelkämpfen fast ständig zur Verfügung haben.
Erst extrem kalt, dann frühlingshaft warm
Die Analyse im deutschen Team hat ergeben, dass das an den außergewöhnlichen Wetter- und Schnee-Bedingungen in Oberstdorf liegt. In den Wochen vor der WM wurde in der extremen Kälteperiode viel Kunstschnee produziert, der wegen der damals niedrigen Temperaturen von bis zu minus 20 Grad sehr trocken ist.
In diesen sonnigen Tagen ist es im Gegensatz dazu so warm, dass sich der Schnee in eine zähe, grobkörnige Masse verwandelt. Um die Strecken in ordentlichem Zustand zu halten, müssen die Organisatoren deshalb regelmäßig salzen.
Schneider: "Wie Treibsand"
So wird die Feuchtigkeit aus dem Material gezogen. Das Ergebnis:
wie es Frauen-Disziplintrainer Erik Schneider bildhaft umschreibt. Derlei Bedingungen gibt es in Deutschland sehr selten. In den skandinavischen Ländern dagegen besonders im Frühjahr häufig.
In Norwegen werden dann auf den hochgelegenen Fjellen die Strecken für die Topläufer gesalzen, und die Ski-Techniker können jede Menge Erfahrungen sammeln.
Corona-Pandemie verhindert Reise nach Norwegen
Genau deshalb wollten auch die deutschen Materialexperten im vergangenen Jahr in den Norden reisen und sich das perfekte WM-Setup für derlei Bedingungen zurechtzulegen. Laut Schneider habe das wegen der Corona-Pandemie allerdings nicht funktioniert.
Deshalb rätselt im deutscher WM-Team jetzt jeder, was das Geheimnis der Skandinavier unter diesen Bedingungen sein könnte. Immerhin hat Weinbuch das Problem auf zwei Faktoren eingekreist: "Vielleicht braucht man einen runderen Schliff, um quasi über den Schnee gleiten zu können. Vielleicht braucht man aber auch ein ganz spezielles Wachs."
Vielleicht aber auch ist eine Lösung schon gefunden. Denn Friedrich Moch schwärmte nach dem 15-Kilometer-Rennen am Mittwoch von "richtig schnellen Ski", die er und seine Kollegen hatten.