Viel politisches Hickhack vor den Olympischen Spiele in Peking: Langläufer Lucas Bögl lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, auch nicht von Corona.
Die Sache mit dem Boostern war "a bissl a Stress" - so formuliert es Lucas Bögl. "Nach der Tour de Ski mit sechs Rennen will man sich natürlich nicht gleich am Tag danach impfen lassen", erklärt der 31 Jahre alte Langläufer vom SC Gaißach.
Bögl: Kaum Zeit zum Durchschnaufen
Zwischen den Rennen wollte er sich den dritten Piks gegen Corona auch nicht holen, "man weiß ja nicht, ob es einem vielleicht doch mal einen Tag schlecht geht". Und richtig viel Zeit zum "daheim durchschnaufen und Impfung abholen" war nach dem Tour-Ende am 4. Januar auch nicht, da es schon sechs Tage später ins Trainingscamp nach Österreich ging: Höhenanpassung für Olympia.
Aber Bögl hat die Impfung schließlich unterbekommen. Und gut weggesteckt hat er sie auch. Nun blickt er frohen Mutes in Richtung Peking. Von Corona und politischen Diskussionen will er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Olympia-Wettkämpfe in 1700 Meter Höhe
Derzeit stehen zehn Tage Trainingslager auf der Tauplitzalm in Österreich auf dem Programm.
"In einer Ausdauersportart ist das ein extremer Leistungsfaktor", sagt Bögl.
Die Wettkampfstrecken liegen in rund 1700 Metern Höhe, daran müssen sich auch die gestählten Körper von Spitzensportlern erst gewöhnen.
Anpassung an die Höhe - So funktioniert's
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Ist das Höhenproblem gelöst, wartet noch ein zweites: Die Zeitverschiebung. In der chinesischen Hauptstadt ist es sieben Stunden später als in Deutschland. "Wie man damit umgeht, muss man sich gut überlegen", sagt Bögl. Die Langläufer hätten entschieden: "Wir stellen komplett um."
Sie passen sich also gänzlich dem chinesischen Tag-Nacht-Rhythmus an. Helfen sollen dabei der Plan eines Schlafexperten, Lichtduschen und ein Präparat mit dem Schlafhormon Melatonin.
- Peking 2022: Auftakt mit Pechstein
Alter schützt vor Olympia nicht: Claudia Pechstein wird mit 49 Jahren zum achten Mal dabei sind, wenn die Winterspiele in Peking starten.
Schließlich muss es schnell gehen. Am 29. Januar fliegt die deutsche Langlauf-Mannschaft nach Peking. Und schon am 6. Februar steht Bögls erster Wettkampf an.
Bögls zweite Olympischen Spiele
Für den Sportsoldaten und Wirtschaftspsychologie-Studenten sind es nach Pyeongchang 2018 die zweiten Olympischen Spiele. Damals schaffte es der Distanz-Spezialist in den Einzelwettbewerben jeweils unter die Top 15 und kam mit der Mannschaft auf Rang sechs. "Das wollen wir diesmal toppen", sagt Bögl.
Norwegen und Russland seien aktuell unschlagbar, "aber dahinter ist vieles offen". Und Bögl ist gut drauf. Zuletzt setzte der beste deutsche Langläufer der letzten beiden Weltcup-Winter zum Abschluss der Tour de Ski ein Ausrufezeichen und beendete den "Final Climb" in Val di Fiemme auf Platz vier.
Nun also Training in der Höhe. Am 20. Januar folgt die Olympiaeinkleidung in München. Danach ein Kurztrip nach Hause, den Bögl "zwei Power-Waschtage daheim" nennt. Und vom 23. Januar bis zum Abflug nach Peking am 29. Januar Hotelquarantäne im knapp 1.600 Meter hoch gelegenen Davos in der Schweiz.
Tägliche Tests in Peking
Sieben und drei Tage vor Abflug gibt's die von den Peking-Organisatoren geforderten PCR-Tests - vor Ort in China wird dann täglich getestet.
Die Testerei und die Absonderung im Hotel vor der Abreise seien anders als vor vier Jahren, aber "man gewöhnt sich dran", meint Bögl. Vorsichtig war er auch schon in den Wintern vor Corona:
Bögl: Diskussion kommt zu spät
An Boykott-Diskussionen und Spekulationen über möglicherweise falsch-positive Corona-Tests in Peking will sich Bögl nicht beteiligen. "Über die ganzen Geschichten, die jetzt diskutiert werden, hätte man sich vor acht Jahren bei der Vergabe Gedanken machen sollen. Damals hatten viele Länder, die jetzt diskutieren, die Chance, selbst Olympia auszurichten, unter anderem Deutschland", sagt er.
Bei ihm überwiege jetzt die Vorfreude auf Olympia, auf "das Größte im Leben eines Spitzensportlers". Bögl ist überzeugt: "Es wird anstrengend - aber auch spannend und schön - und auf jeden Fall ein prägendes Erlebnis werden."