Sie hat alles gewonnen. Nun geht die Karriere von Allyson Felix zu Ende. Die US-Amerikanerin hat ein neues Ziel: noch mehr für die Rechte von Frauen zu tun.
Sie hat alles gewonnen. Nun geht die Karriere von Allyson Felix zu Ende. Die US-Amerikanerin hat ein neues Ziel: noch mehr für die Rechte von Frauen zu tun.
Allyson Felix wird nach dieser Saison ihre Laufschuhe ausziehen und ihre beeindruckende Karriere beenden. Nach 19 Jahren als professionelle Sprinterin. Die erfolgreichste Athletin der Leichtathletik-Geschichte, mit 18 WM-Medaillen erfolgreicher als Superstar Usain Bolt - sagt ihrem Sport "Good bye".
Fokus auf Frauenrechte
"Ich habe so viel für das Laufen gegeben. Und zum ersten mal bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich noch mehr geben kann", teilte sie ihren mehr als einer Million Followern vor wenigen Tagen auf ihrem Instagram-Kanal mit. Sie wolle mit einem letzten Lauf Danke sagen und sich verabschieden vom Sport und von den Menschen, die sie zu der gemacht hätten, die sie sei, so Felix weiter.
Vielleicht tritt die 36-Jährige nicht nur als siebenmalige Olympiasiegerin ab, sondern holt bei der Heim-WM im Juli in Eugene/Oregon zu ihren bisherigen 18 WM-Medaillen noch weiteres Edelmetall hinzu. Vielleicht aber auch nicht. Denn Platzierungen sind ihr nicht mehr so wichtig.
Felix will in ihrer letzten Saison vor allem Spaß haben. Und stellt eines zudem klar. "Dieses Jahr laufe ich für Frauen. Für eine bessere Zukunft meiner Tochter. Ich laufe für dich." Die 13-malige Weltmeisterin ist längst nicht mehr nur für ihre schnellen Beine bekannt, sondern auch für ihre klare Haltung in Sachen Frauen-Rechten.
Fast an Schwangerschaftsvergiftung gestorben
Ausschlaggebend für diesen Wandel war die Geburt ihrer Tochter Camryn, die am 28. November 2018 zwei Monate zu früh zur Welt kam. Als das Schlimmste vorbei war, erfuhr Felix, dass sie eine Präeklampsie hatte, eine Schwangerschaftsvergiftung, die gefährlich für Kind und Mutter ist.
Und sie lernte, dass Schwarze Frauen rund 60 Prozent häufiger unter Präeklampsie leiden. Die Sprinterin war wütend. Sie zog mit der Forderung, "Schwarze Frauen während ihrer Schwangerschaft besser zu schützen" sogar bis zum US-Kongress in Washington.
Felix prangert Ex-Sponsor an
Zudem prangerte sie den rücksichtslosen Umgang ihres damaligen Sponsors Nike mit schwangeren Athletinnen an. Denn Mutterschutz war beim Sportartikelhersteller zu jener Zeit ein Fremdwort. Folglich mussten einige Sportlerinnen wie 800-Meter-Läuferin Alysia Montano sogar im achten Monat ihrer Schwangerschaft starten, um so Sponsorengelder zu kassieren.
Felix öffnete 2019 mit einem Artikel in der "New York Times" der Öffentlichkeit die Türen in eine bis dahin kaum beachtete Welt. Auch sie hatte versucht, ihre Schwangerschaft so lange es ging, für sich zu behalten. Denn auch sie wollte Sponsorengelder wie die von Nike nicht verlieren. Und deshalb trainierte Felix mitunter um 4 Uhr morgens, um so der Öffentlichkeit möglichst aus dem Weg zu gehen.
Mutterschutz im Fokus
Mittlerweile hat sie ihre eigene Lifestyle-Marke gegründet. Mit der produziert sie Sportschuhe von Frauen für Frauen. Felix achtet darauf, dass alle neuen Mütter ihrer Firma vier Monate Mutterschutz bekommen - bei voller Bezahlung. Sie subventioniert zudem anderen Athletinnen die Kosten der Kindeserziehung, so dass die Sportlerinnen wieder bei Wettkämpfen starten und somit Geld verdienen können.
Das Onlineportal "Sports.yahoo.com" schrieb trefflich vor wenigen Tagen. "Allyson Felix’s Leichtathletik-Karriere ist fast vorbei. Aber ihr Wettrennen zur Verbesserung des Lebens von Frauen hat erst begonnen."