WM-Viertelfinale gegen Portugal: Marokkos nächster Coup?

    WM-Viertelfinale gegen Portugal:Marokkos Abwehrkünstler planen nächsten Coup

    von Maik Rosner
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    Arabiens Nummer 1 sind die Marokkaner schon, Afrikas bestes Fußball-Team wollen sie nun werden. Viel zu tun haben ihre Erfolge mit ihrer Defensive und ihrem besonderen Teamgeist.

    WM 2022: Marokkos Torwart Yassine Bounou faustet den Ball. Romain Saiss und Nayef Aguerd versuchen, die Spanier Aymeric Laporte und Rodri zu blocken.
    Hinten dicht halten, ist ihre Spezialität: Marokkos Torwart Yassine Bounou (Mitte), Romain Saiss (rechts) und Nayef Aguerd im Spiel gegen Spanien.
    Quelle: reuters/Fabrizio Bensch

    Wenn Marokko am Samstag (16 Uhr/live im ZDF) im WM-Viertelfinale auf Portugal trifft, ist es für das Land das bisher größte Spiel auf der Weltbühne des Fußballs. Erst drei Teams des Kontinents hatten es vor Marokko bei einer WM ins Viertelfinale geschafft.
    Nach Kamerun (1990) waren das Senegal (2002) und Ghana (2010). Im Halbfinale aber stand noch keine Mannschaft aus Afrika. Marokko könnte bei der WM 2022 in Katar erneut Geschichte schreiben.

    Trainer Regragui holte Ziyech und Mazraoui zurück

    Walid Regragui, 47, wurde erst im August Nationaltrainer und schuf einen besonderen Teamgeist. Er integrierte sofort wieder Hakim Ziyech, Offensivspieler vom FC Chelsea, und Linksverteidiger Noussair Mazraoui vom FC Bayern. Beide waren vom vorherigen Nationalcoach Vahid Halilhodzic vergrätzt worden.
    Zudem legte Regragui die Basis für ein neues Miteinander, indem er die Debatte um die Herkunft der Nationalspieler beendete. Zwölf von ihnen sind in Marokko geboren. Torwart Yassine Bounou, genannt Bono, kam in Kanada zur Welt. Die weiteren 13 Kadermitglieder in Europa: in Belgien, den Niederlanden, Frankreich, Spanien und Italien. Viele besitzen zwei Pässe.

    Kein Gegentor von Kroatien, Belgien und Spanien

    Regragui, nahe Paris geboren und aufgewachsen, hält den Identitätsdebatten entgegen, dass er selbst das beste Beispiel für die fruchtbaren Einflüsse aus verschiedenen Kulturen sei. "Keiner kann mir mein marokkanisches Herz nehmen", sagt er:

    Es geht nicht um den Pass, sondern um Kompetenz.

    Nationaltrainer Walid Regragui

    Gruppenerster ist die Mannschaft geworden. Vor Kroatien, dem WM-Zweiten von 2018, und den nach Hause geschickten Belgiern, gegen die Marokko 2:0 gewonnen hatte.
    Im Achtelfinale gegen Spanien blieb Regraguis nahezu perfekt organisierte Defensive erneut ohne Gegentor, wie eigentlich während des gesamten Turniers. Denn: Der einzige Gegentreffer resultierte aus einem Eigentor.
    Nun also Portugal, das sich im Achtelfinale mit dem 6:1 gegen die Schweiz weitgehend ohne Cristiano Ronaldo freigespielt hatte. Trotzdem hoffen die Marokkaner auf ihren nächsten Coup, gerade wegen ihrer herausragenden Defensive.

    Beste Abwehrkette mit Hakimi

    Allerdings waren nach dem Sieg gegen Spanien die beiden Innenverteidiger Romain Saiss (Besiktas Istanbul) und Nayef Aguerd (West Ham United) angeschlagen. Zusammen mit Rechtsverteidiger Achraf Hakimi, früher bei Borussia Dortmund und nun bei Paris Saint-Germain, und mit Mazraoui bildeten sie bisher die beste Abwehrkette der WM. Ob sie gegen Portugal in dieser Konstellation auflaufen können, ist offen.
    Ganz besonders kommt es auch auf den defensiven Mittelfeldspieler Sofyan Amrabat vom AC Florenz an. Der 26-jährige Sechser mit der Nummer vier und der markanten Glatze überzeugte bisher mit seiner enormen Laufstärke und Einsatzbereitschaft. Mehrere Topklubs sollen Interesse an Amrabat zeigen, darunter Jürgen Klopps FC Liverpool.

    Marokko repräsentiert mehr als 1,5 Milliarden Menschen

    Gegen Spanien hatte Amrabat vor der Abwehrkette wieder für zwei geschuftet, wie in allen vier Partien über die gesamte Spieldauer. Er ist nicht nur stets zur Stelle, wenn Gefahr droht. Er schafft es auch noch, sich spielerisch einzubringen und Konter einzuleiten über Ziyech oder Sofiane Boufal, den anderen technisch versierten und flinken Flügelspieler.
    So stellen sie sich das auch gegen Portugal vor. Viele der mehr als 1,5 Milliarden Menschen im arabischen Raum und in Afrika drücken die Daumen.
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