Eine relativ kleine Regeländerung in der Formel 1 hat große Auswirkungen - betroffen sind Mercedes und auch Sebastian Vettel.
Der große Tenor vor Beginn der Formel-1-Saison war: Das Reglement gegenüber 2020 praktisch eingefroren, kaum Veränderungen - warum sollte sich also am Kräfteverhältnis viel ändern. Doch was sich bei den Tests schon andeutete, wird jetzt immer mehr zur Gewissheit. Eine auf den ersten Blick recht kleine Veränderung im Aerodynamik-Bereich hat große Auswirkungen - auf ein bestimmtes Fahrzeugkonzept. Und damit auch auf das Gesamtbild.
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Weniger Abtrieb für weniger Tempo
Um die Autos langsamer zu machen oder zumindest dem ständigen Schnellerwerden entgegen zu wirken, wurde durch Veränderungen am Unterboden und Diffusor der Abtrieb um zehn Prozent reduziert. Um den Wünschen von Reifenlieferant Pirelli entgegen zu kommen, die aus Sicherheitsgründen für ihre damaligen Reifen keine höheren Kurvengeschwindigkeiten mehr verantworten könnten, so die Begründung.
Der Knackpunkt: flacher oder steiler Anstellwinkel
Das neue Team von Sebastian Vettel, und damit auch der Heppenheimer selbst, gehört genauso zu den Betroffenen wie der große Bruder Mercedes, an den man sich ja bei der Entwicklung des 2020er-Autos konzeptionell stark anlehnte. Mercedes vertritt seit Jahren die Philosophie eines Autos mit extrem flachem Anstellwinkel - der Gegenpol ist Red Bull mit dem steilsten im gesamten Feld. Bildlich gesprochen: Beim Silberpfeil liegen Front und Heck praktisch auf gleicher Höhe, der Red Bull streckt sein Hinterteil nach oben in die Luft.
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Das Formel-1-Feld ist dichter zusammengerückt. Red Bull scheint Mercedes zu Beginn ebenbürtig. Dahinter ist es so eng, dass sich das Ranking von Strecke zu Strecke ändern kann.
Und nun stellt sich heraus: Die Ingenieure der beiden Teams befürchteten offenbar schon im Vorfeld Nachteile durch die neue Regel. Die Entscheidung dafür im Spätsommer 2020 war nicht einstimmig - Mercedes und Aston Martin, damals noch Racing Point, waren dagegen. Weltmeister Lewis Hamilton hatte ja schon beim Bahrain-GP deutlich gesagt: "Natürlich war das ein Versuch, uns einzubremsen." Tatsache ist: Hauptkonkurrent Red Bull ist der große Gewinner, auf einmal zumindest auf Augenhöhe mit Mercedes, wahrscheinlich sogar einen kleinen Schritt voraus.
Anpassung auf die Schnelle schwierig
Den Nachteil wieder wett zu machen, ist nicht ganz einfach. Denn um das Fahrzeugkonzept grundlegend zu ändern, bräuchte man neue Aufhängungen. Doch die sind Teil des "eingefrorenen" Reglements, wurden 2020 auf dem damaligen Stand homologiert, dürfen also nicht mehr geändert werden.
Mehr Spannung scheint garantiert
Also muss man andere Lösungen, Wege um das Problem herum, finden. Und auch das ist nicht einfach - durch die Beschränkungen, die aus Kostengründen eingeführt wurden. Mercedes-Chefingenieur Andrew Shovlin: "Normalerweise würden wir jetzt die Arbeit im Windkanal hochfahren, wir würden nach mehr Abtrieb suchen, die Kollegen der Motorenabteilung würden einige PS zusätzlich aus dem Motor kitzeln. Aber so geht das 2021 nicht. Unsere Zeit im Windkanal ist begrenzt."
Sophia Flörsch hat die Rennserie gewechselt. Die 20-Jährige geht statt in der Formel 3 nun in der DTM an den Start - als einzige Frau. Ihr großes Ziel aber bleibt: die Formel 1.
Auch die Arbeit auf den Motorprüfständen sei limitiert, so Shovlin. "Und wir haben nur noch einen Evolutions-Schritt zur Verfügung, zuvor waren es drei." Wenn dadurch die Spannung an der Spitze für längere Zeit größer bleibt, dürften sich freilich zumindest die Fans freuen.
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