München bleibt vorerst im EM-Rennen. Die UEFA will das Turnier mit Zuschauern austragen. München reichte fristgerecht verschiedene Szenarien ein - aber noch ohne Garantie.
Die Europäischen Fußball-Union (UEFA) will die Fußball-EM in diesem Sommer trotz Corona-Pandemie vor Zuschauern austragen. Diese Vorgabe hatte UEFA-Chef Aleksander Ceferin jüngst kundgetan und damit auch München als deutschen Austragungsort unter Druck gesetzt. Bis zum morgigen Mittwoch mussten sich die bayerische Landeshauptstadt sowie die elf weiteren EM-Gastgeberstädte hinsichtlich der Zuschauerfrage erklären und entsprechende Szenarien einreichen. Dies ist nun fristgerecht geschehen.
Welches Szenario letztlich umgesetzt werden könne, hänge vom aktuellen Pandemie-Geschehen im Juni/Juli ab, hieß es von der Stadt weiter. "Insofern ist es freilich denkbar und wünschenswert, dass bei den vier Spielen in München Zuschauer im Stadion sein können."
Zuvor hatte sich UEFA-Turnierdirektor Martin Kallen erfreut darüber gezeigt, dass sich alle zwölf EM-Gastgeberstädte "bereits positiv zurückgemeldet haben". Noch lasse sich aber nicht genauer festlegen, mit wie vielen Zuschauern die Städte planen, so Kallen: "Ich kann sagen, dass es von Stadt zu Stadt große Unterschiede gibt, inwieweit die Stadionkapazität genutzt werden soll", sagte Kallen dem dänischen Fernsehsender TV3 Sport.
Bereitschaft ja, Garantie auch?
In diesem ersten Schritt mussten München und Co. lediglich ihre prinzipielle Bereitschaft für Spiele mit Fans zusichern. Eine Garantie für die Zulassung von Zuschauern wurde von der UEFA noch nicht verlangt.
Doch der Druck auf München bleibt weiter groß. Während sich zahlreiche Ausrichterstädte bereits mit teils ambitionierten Zuschauerkonzepten aus der Deckung gewagt hatten, vermeidet München auch nach Einreichung erster Unterlagen weiter eine Garantie für Partien mit Fans. Bereits im Rahmen des Treffens des UEFA-Exekutivkomitees am 19. und 20. April oder spätestens bis Ende des Monats soll eine Entscheidung über das Format der EM fallen. Bis dahin wird ein klares Bekenntnis der Isar-Stadt zumindest zu einer Teilzulassung von Zuschauern nötig sein.
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hatte jüngst eindeutig die Richtung vorgegeben:
In München sind die Gruppenspiele der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich (15. Juni), Portugal (19. Juni) und Ungarn (23. Juni) sowie ein Viertelfinale geplant. Münchens OB Dieter Reiter (SPD) hatte Ceferin für die Aussage zu einem so frühen Zeitpunkt angesichts der Corona-Pandemie kritisiert.
DFB-Vize appelliert an München
DFB-Vizepräsident Rainer Koch hatte derweil zu Wochenbeginn die Verantwortlichen in München in die Pflicht genommen. In anderen Ländern sei nicht nur das Impftempo "deutlich schneller", sondern auch die "Entwicklung sowie Umsetzung von Spielkonzepten mit Zuschauern sehr viel weiter fortgeschritten", sagte Koch. Er appellierte an alle Verantwortlichen von Stadt und Landesregierung "tragfähige Konzepte für zumindest eine Teilzulassung von Zuschauern auch bei den Spielen in München zu ermöglichen."
London testet mit Zuschauern
Der britische Premier Boris Johnson hatte sich schon öffentlich bereit erklärt, noch mehr Spiele als die bislang geplanten sieben Partien im Londoner Wembley-Stadion auszutragen. Noch im April sollen im britischen Fußballtempel zwei Testevents mit 4.000 Fans beim Pokalhalbfinale und 8.000 Zuschauern beim Ligapokalfinale stattfinden. Das Endspiel des FA Cups am 15. Mai - knapp einen Monat vor EM-Beginn - sollen 21.000 Fans verfolgen.