Zwei neue Wettbewerbe sorgen bei dieser Nordischen Ski-WM in Oberstdorf für noch mehr Geschlechtergerechtigkeit. Ganz neu dabei sind die Nordischen Kombiniererinnen.
Die erste Chance auf Gold gab es für die Skispringerinnen gleich am ersten Wettkampftag dieser Nordischen Ski-WM von Oberstdorf. "Fliegende Frauen" gehören nur zwölf Jahre nach ihrer WM-Premiere inzwischen fest zum Programm der Titelkämpfe dazu. Dieses Mal werden sie sogar erstmals genauso viele Medaillenchancen wie die Männer haben (vier), weil am Mittwoch kommender Woche erstmals auch ein Einzelspringen von der Großschanze ansteht.
Ursprünglich war die WM-Premiere der Nordischen Kombinierinnen an einem Montag geplant. Aber dann erwirkte das Fernsehen eine Verlegung in die Wintersport-Prime-Time an diesem Samstag. "Ich finde, das ist ein gutes Zeichen", sagt Hüttel.
Kombiniererinnen: Vorfreude auf WM-Premiere
Die Vorfreude bei der deutschen Protagonistin, Junioren-Weltmeisterin Jenny Nowak, ist jedenfalls groß. Sie wurde von den Medien-Anfragen in dieser für die Winterzweikämpferinnen historischen Saison mit der Weltcup- und WM-Premiere regelrecht überrollt.
Der WM-Auftritt ist dabei ein immens wichtiger Schritt. Vom Verlauf des Wettbewerbs wird auch entscheidend abhängen, ob die Kombiniererinnen es spätestens 2026 in Mailand ins Olympia-Programm schaffen können.
"Der italienische Verband will einen Antrag stellen. Und die Chancen dafür stehen gut, weil auch das Internationale Olympische Komitee ganz stark auf Geschlechtergerechtigkeit achtet", berichtet Hüttel. Deshalb wird es bei Olympia 2022 in Peking auch erstmals ein Mixed-Teamwettbewerb im Skispringen geben.
Nordische-Ski-WM: Wettbewerbe für Männer und Frauen
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Damit haben die fliegenden Frauen - neben dem Einzelwettbewerb von der Normalschanze - immerhin zwei Medaillenchancen und somit immerhin halb so viele wie die Männer. Das zeigt, dass es bis zur finalen Gleichberechtigung beider Geschlechter im Flugsport noch ein weiter Weg ist.
15:1 für die Männer
"Wir müssen uns Schritt für Schritt weiterentwickeln und dürfen dabei den Bogen nicht überspannen", fordert Andreas Bauer, Bundestrainer der Skispringerinnen. Gerade dieser Corona-Winter zeigt nämlich, dass es immer noch eine Zwei-Klassengesellschaft bei Frauen und Männern gibt. Im Skispringen wurden bislang 24 Einzel-Weltcups für das vermeintlich starke Geschlecht ausgetragen, bei den Frauen waren es dagegen nur acht. In der Nordischen Kombination gab es 15 Männer-Weltcups, bei den Frauen dagegen nur einen, die Premiere in Ramsau.
"Das hat damit zu tun, dass die Ausrichter mit einem Weltcup der Männer Geld verdienen können, während die Frauen ein Zuschussgeschäft sind", verrät Bauer. Deshalb ist auch das Preisgeld extrem unterschiedlich: Bei den Frauen kassiert die Siegerin 3.800 Schweizer Franken, bei den Männern gibt es (mindestens) 10.000 Schweizer Franken
Skisprung-Weltmeisterin wechselt in die Kombination
In der Nordischen Kombination ist die Kluft zwischen den Geschlechtern noch größer, trotzdem sind schon die ersten Spezialistinnen in den Winterzweikampf gewechselt. Svenja Würth, Skisprung-Mixed-Weltmeisterin von 2017, ist davon die prominenteste: "Ich habe als kleines Kind mit sieben Jahren mit der Nordischen Kombination angefangen, musste dann aber mangels Perspektiven zum Skispringen wechseln. Das ist jetzt anders."
Dass die Kombinierer-Frauen jetzt bei der WM im großen Zirkus mitspielen dürfen, begrüßen auch die goldverwöhnten männlichen Kollegen aus Deutschland. Team-Olympiasieger Fabian Rießle: "Ich finde es eine coole Sache, dass endlich auch bei uns die Frauen mit von der Partie sind. Ich bin jedenfalls sehr auf die WM-Premiere in Oberstdorf gespannt."
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