Für die Berliner Schwimmer Ole und Malte Braunschweig geht ein Traum in Erfüllung - der eine fährt zu den Olympischen, der andere zu den Paralympischen Spielen in Japan.
Die Aussicht ist immerhin schön. Vom Balkon seines Hotelzimmers in Madeira aus blickt Malte Braunschweig aufs Meer. Raus durfte der 20 Jahre alte Para-Schwimmer aus Berlin nach seiner Ankunft zunächst nicht.
Wegen Corona in der Hygiene-Blase
Die Corona-Tests der deutschen Mannschaft standen noch aus. Und überhaupt war vorgesehen, dass sich die Athleten bei dieser Para-EM ausschließlich in einer Hygiene-Blase zwischen Hotel und Schwimmhalle bewegen.
Braunschweig nimmt's gelassen. Die EM, deren Wettbewerbe am 16. Mai beginnen, ist schließlich eine wichtige Generalprobe für die Paralympischen Spiele in Tokio.
Das Ziel ist das Finale
Malte wird dann der zweite Braunschweig sein, der im Tokyo Aquatics Centre seinem Traum entgegen schwimmt. Denn auch sein fast drei Jahre älterer Bruder Ole hat es geschafft, er startet rund vier Wochen vorher bei den Olympischen Spielen in Tokio. Beide geben als Ziel an: Ein Finale erreichen.
Malte, der Vielseitige, tritt voraussichtlich über 100 Meter Schmetterling, 100 Meter Rücken und 50 Meter Kraul an. Bei der Para-WM 2019 schwamm er vier deutsche Rekorde, verpasste aber die Finals. Zwei Mal war es dabei ganz knapp.
Ole Braunschweig, das Kraftpaket, wird in Tokio der Rücken-Spezialist der 4 x 100-Meter Lagenstaffel sein und zudem wohl im Einzel antreten. Auch er träumt von einem Endlauf:
Und eine Medaille? Da ist Ole realistisch: "Wenn die ganze Schwimmelite startet, gehe ich nicht davon aus. Russland, Amerika, China und Australien werden sich um die Medaillen prügeln."
Braunschweig-Brüder sorgen für Novum
Zwei Brüder im selben Jahr bei Olympischen und Paralympischen Spielen, das gab es noch nie. Die historische Dimension ist den beiden Berlinern allerdings nicht sonderlich wichtig. Sie sind in erster Linie froh, dass der Nervenkrieg der Qualifikation vorbei ist. Dass sie es beide geschafft haben.
Ole hatten seine Eltern einst zum Schwimmen geschickt, weil er als Kind nicht wusste wohin mit all seiner Energie.
Vom Fußballer zum Schwimmer
Im Wasser wurde er sie los. Und er hielt schnell mit jenen Kindern mit, die schon länger trainierten. Malte wollte eigentlich Fußballspieler werden. Aber wegen seines fehlgebildeten rechten Armes - er ist kürzer, die Oberarmmuskulatur ist nur zum Teil vorhanden und der kleine Finger fehlt - legten die Eltern auch ihm das Schwimmen nahe.
Machen, was der große Bruder macht
Und dann war es der jüngere Braunschweig, der schneller die großen Erfolge feierte. "Ich war so in der siebten Klasse, als Malte seinen ersten deutschen Meistertitel holte", erinnert sich Ole. "Da war ich am Anfang schon ein bisschen neidisch, aber ich habe es Malti auch von Herzen gegönnt."
Maltes Erinnerung an die gemeinsame Kindheit klingt so: "Ich habe Ole oft genervt, ich wollte halt alles auch machen, was der große Bruder gemacht hat." Dieser habe ihn aber immer beschützt: "Wenn es Probleme mit Mobbing oder Ausgrenzung gab, war er immer für mich da."
Der Kleine hilft dem Großen
Dafür war der kleine für den großen Bruder da, als dieser noch bis zum April um sein Tokio-Ticket bangen musste, während er seines bereits seit Oktober 2020 sicher hatte. "Ich habe sehr mitgelitten", sagt Malte: "Aber ich hatte eigentlich keine Zweifel." Jetzt ist es geschafft. Zwei Brüder für Tokio. Und das nächste Kapitel dieses Geschwister-Märchens soll lauten: Zwei Brüder im Finale.