Bei der olympischen Generalprobe siegte Benedikt Doll im Massenstart. Das macht dem 31-Jährigen nun Mut, den DSV-Skijägern auf den letzten Drücker noch eine Medaille zu bescheren.
Mit dem Massenstart am Freitag (10 Uhr MEZ) gehen für Benedikt Doll die zweiten Olympischen Spiele zu Ende. Vor vier Jahren in Pyeongchang war er dabei - und erlebt nun Pekings winterliche Olympia-Ausgabe. Doch beim Gedanken an seine persönliche Agenda im Zeichen der fünf Ringe wird der Skijäger aus dem Schwarzwald etwas wehmütig.
Sehnsucht nach den Alpen und Skandinavien
"Ich hätte schon gerne mal Olympische Spiele in einem Land miterlebt, in dem der Wintersport zu Hause ist, irgendwo in den Alpen oder in Skandinavien", betont Doll im Gespräch mit ZDFheute. Ob er 2026, wenn die olympischen Biathlon-Medaillen in Antholz verteilt werden, noch mit von der Partie ist, stehe zwar "in den Sternen". Allerdings ahnt der 31-Jährige: "Ich glaube eher nicht."
Die abschließende Königsdisziplin, bei der die 30 Besten der Branche an den Start gehen, bietet dem zweimaligen Bronzemedaillengewinner von Pyeongchang also die mutmaßlich letzte Gelegenheit, seine Olympia-Sammlung mit einem dritten Stück Edelmetall zu bereichern. Und für die männliche Skijäger-Abteilung des DSV wäre es die erste Medaille bei diesen Spielen überhaupt.
Es droht die erste Nullnummer seit Vancouver
Eine Nullnummer erlebten die Herrschaften mit Ski und Gewehr zuletzt vor zwölf Jahren in Vancouver. Am nächsten dran an der ersehnten Plakette waren die deutschen Biathleten am Dienstag mit Rang vier in der Staffel.
Gerade der Hobbykoch aus Kirchzarten schien beim Timing hin zum Saisonhöhepunkt schließlich das richtige Rezept gefunden zu haben: Bei den letzten beiden Weltcups vor dem Abflug nach China legte er seine besten Resultate in diesem Winter vor - und erreichte bei den bislang drei Einzelrennen auf dem Kurs in Zhangjiakou die Plätze 6, 8 und 32.
Johannes Thingnes Bö "eine andere Liga"
Ganz oben auf dem Treppchen stand der Biathlet von der SZ Breitnau dafür bei der olympischen Generalprobe in Antholz, als er im Massenstart auf der letzten Runde sogar den großen Norweger Johannes Thingnes Bö in Schach hielt. Ein Erlebnis, das ihm nun auch Mut macht für den finalen Tusch in den Bergen nordwestlich von Peking.
Läuferisch sei der mittlerweile vierfache Olympiasieger Bö "eine andere Liga", sagt Doll. Besiegt hat er den 28-jährigen Skandinavier trotzdem bereits zwei Mal. Denn selbst der Biathlon-Gigant aus dem hohen Norden zeigt immer wieder auch mal vereinzelte Schwächen.
Manchmal knallt’s am Ende
So weiß der beste deutsche Skijäger dieses Winters zum Beispiel, dass sich der jüngere der beiden Bö-Brüder mit seiner Renntaktik mitunter schon mal selbst ein Bein stellt.
"Er geht manchmal sehr schnell an, investiert sehr viel am Anfang des Rennens. Manchmal kommt er damit durch, und manchmal knallt’s halt", berichtet Doll. Doch der Sprintweltmeister von 2017 setzt beim erhofften Griff in die Edelmetallschatulle nicht nur auf mögliche taktische Patzer der Konkurrenz.
Drucksituationen am Schießstand
Denn immerhin steht da ja sein Massenstart-Triumph vom 22. Januar im ähnlich hoch wie Zhangjiakou gelegenen Antholz. Zudem kennt Doll, neben dem am Freitag aus dem DSV-Team auch Johannes Kühn, Roman Rees und Philipp Nawrath startberechtigt sind, seine eigene Entwicklung in dieser Disziplin.
Doch nicht zuletzt dank des Erfolgserlebnisses vor drei Wochen in Südtirol bläst er die Backen nun noch etwas weiter auf - und betont: "Früher habe ich diese Drucksituationen, dieses Eins-gegen-Eins-Schießen, oder mit mehreren am Schießstand, nervlich nicht immer so hinbekommen. Aber mittlerweile komme ich damit besser zurecht."
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