Trotz Dopingverdachts: Russlands Eiskunstlauf-Superstar Kamila Walijewa darf im Einzel der Olympischen Spiele in Peking an den Start gehen.
Die 15-jährige russische Eiskunstläuferin Kamila Walijewa darf nach einem positiven Dopingtest dennoch im Einzelwettbewerb der Olympischen Spiele in Peking starten. Das entschied der Internationale Sportsgerichtshof Cas.
Der Cas begründete seine Entscheidung mit dem Status von Walijewa als "Geschützte Person". Zudem sei die aktuelle Europameisterin nicht während der Winterspiele in Peking positiv getestet worden. Walijewa unter diesen Umständen von ihrem Olympiastart fernzuhalten, könnte ihr einen irreparablen Schaden zufügen.
Wada kritisiert Cas und Rusada scharf
"Die Wada ist enttäuscht über die Entscheidung der Ad-hoc-Abteilung des Cas", teilte die Weltantidoping-Agentur mit: "Das Cas-Panel scheint beschlossen zu haben, die Bestimmungen des Codes nicht anzuwenden, die keine spezifischen Ausnahmen in Bezug auf obligatorische vorläufige Suspendierungen für 'geschützte Personen', einschließlich Minderjähriger, zulassen."
Weiterhin benannte die Wada die russische Anti-Doping-Agentur als Hauptverantwortlichen für den Fall, der einen Schatten über die Olympischen Spiele wirft. Nach der Wada vorliegenden Informationen sei "die Probe in diesem Fall von der Rusada nicht als Prioritätsprobe gekennzeichnet worden, als sie beim Anti-Doping-Labor in Stockholm einging. Dies bedeutete, dass das Labor nicht wusste, dass es die Analyse dieser Probe beschleunigen sollte."
Walijewa-Urteil entscheidet nicht final über Doping
Über das Dopingvergehen an sich und mögliche Konsequenzen kann erst zu einem späteren Zeitpunkt geurteilt werden. Das IOC habe darum gebeten, dass der Internationale Sportgerichtshof Cas auch schon in der Hauptsache entscheidet, sagte IOC-Sprecher Mark Adams.
Darauf hätten sich aber nicht alle Beteiligten des Verfahrens einigen können. Daher sei "nicht in den nächsten Stunden oder Tagen" mit einem abschließenden Urteil in der Doping-Affäre zu rechnen, sagte Adams. "Das wird wahrscheinlich nicht während der Spiele gelöst sein", meinte der IOC-Sprecher. Die Winterspiele in Peking enden am Sonntag.
Verbotenes Herzmittel Trimetazidin nachgewiesen
Walijewa war von der nationalen Anti-Doping-Agentur Rusada erst am 8. Februar vorläufig suspendiert worden, weil angeblich das Ergebnis der Probenuntersuchung erst so spät vom Stockholmer Labor übermittelt worden sei. Die Rusada nannte den 7. Februar als Datum für den Eingang des Befunds. Als Gründe der Verzögerung wurden die aktuelle Corona-Situation und erkranktes Laborpersonal genannt. In Walijewas Probe wurde das verbotene Herzmittel Trimetazidin nachgewiesen.
Bereits am 9. Februar wurde Walijewas Berufung gegen die Sperre von der Disziplinarkommission der Rusada jedoch wieder aufgehoben.
IOC will Umfeld von Walijewa in den Blick nehmen
Die Rusada berichtete auch, eine Untersuchung weiterer Personen aus dem Umfeld der Athletin initiiert zu haben, da diese minderjährig sei.
Das IOC versicherte bereits, Walijewas Umfeld ausleuchten zu wollen. "Wir haben die Entourage-Kommission", sagte Sprecher Mark Adams, "und wir wollen, dass die Wada das Team in diesem Fall untersucht." Zu diesem Team gehört auch Filipp Schwezki, ein Arzt mit einschlägiger Dopingvergangenheit.
Russland: Dopingtest betrifft nicht Olympische Spiele
Deshalb schalteten IOC, Wada und Eislauf-Weltverband das Schnellgericht des Cas in Peking ein. Unter dem Vorsitz des Italieners Fabio Iudica gab es am Sonntag eine mehr als fünfstündige Anhörung der Verfahrensbeteiligten per Videoschalte. Auch Walijewa selbst sagte vor den Sportjuristen aus.
Nun darf sie doch starten. Für den Fall eines weiteren Medaillengewinns wird es jedoch keine Siegerehrung geben. Das entschied die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees. Sollte Gold-Favoritin Walijewa sich unter den besten Drei platzieren, wird es demnach weder eine Blumenzeremonie direkt nach dem Wettkampf noch eine Medaillenzeremonie geben, teilte das IOC mit.
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