Eine Medaille hat sie verpasst. Aber mit ihrer Teilnahme als erste offene transgender Athletin bei Olympia hat Laurel Hubbard Geschichte geschrieben.
Sportlich verläuft der Abend für Laurel Hubbard enttäuschend. Nach drei ungültigen Versuchen wird die Gewichtheberin aus Neuseeland Letzte. Doch ihre Olympia-Botschaft ist wichtiger als Medaillen.
Historischer Moment bei Olympia
Eine gute halbe Stunde lang nur stand die neuseeländische Gewichtheberin an diesem denkwürdigen Tag in der langen Historie Olympischer Spiele im Mittelpunkt. Als erste Olympia-Athletin, die offen ihre Geschlechtsidentität angepasst hat. Als Transgender. Als Person, die sich mit dem Geschlecht, das ihr bei der Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlt.
Die 43-Jährige lebte nach ihrer Geburt 35 Jahre lang quasi als Mann. Nun trat sie in Tokio im Frauen-Wettbewerb in der Gewichtsklasse über 87 Kilo an.
Aus der erhofften Medaille wurde nichts
Die Sportart Gewichtheben, zuletzt wegen all ihrer Skandale arg in Verruf geraten, interessierte plötzlich wieder die Sportwelt. Doch die von Hubbard erhoffte Medaille blieb ihr nach drei ungültigen Versuchen verwehrt. Der olympische Zweikampf aus Reißen und Stoßen ging für sie jäh zu Ende.
Gold in Tokio gewann die Chinesin Wenwen Li, Silber ging an Emily Jade Campbell aus Großbritannien, Bronze an Sarah Elizabeth Robles aus den USA. Hubbard wurde Letzte.
Doch an diesem Abend war die Botschaft ohnehin wichtiger als die Medaille.
Bei ihrem Statement zitterte Hubbard noch ein wenig die Stimme. "Natürlich ist mir bewusst, welche Kontroversen meine Teilnahme an diesen Spielen umgaben."
Dass Hubbard antreten durfte, wurde als wichtiges Zeichen und starke Botschaft gewertet. Für das IOC war es ein Zeichen der Offenheit und Inklusion.
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Unangenehmer Medienauflauf
Als der sportliche Wettbewerb für Hubbard beendet war, verabschiedete sie sich durch eine schwarze Metalltür. Nach einem Medienauflauf, der ihr sichtlich unangenehm war. "Jeder wartet hier wohl auf dieselbe Person", sagte einer der Helfer, der versuchte, Kameraleute, Fotografen und Reporter in Warteschlangen zu sortieren.
An den ersten Kameras ging Hubbard noch vorbei. Schließlich griff sie doch noch zu einem Mikrofon, sagte sichtlich bewegt einige Sätze, beantwortete aber keine Fragen. In den vergangenen Jahren hatte sie praktisch keine Interviews gegeben.
Laurel Hubbard sprach ein paar Worte des Dankes: an das IOC, die Gastgebernation Japan und den Gewichtheber-Weltverband:
Das IOC hatte den Weg für Transgender-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer vor Jahren geebnet mit einem Richtwert für das Testosteronniveau einer zur Frau erklärten Person, das vor dem Wettkampf für mindestens zwölf Monate bei höchstens zehn Nanomol pro Liter Blut liegen soll. Ein neuer Rahmen für den Umgang mit Trans-Personen soll innerhalb der nächsten zwei Monate abgesteckt werden.
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