Tropische Hitze plagt derzeit Tokio, aber Technik und Sportsgeist halten Olympia am Laufen. Tropische Stürme könnten die Spiele jedoch lahmlegen. Noch sind die Folgen eher positiv.
Hotto Pureeto ist ein Wortpaar aus dem kuriosen Repertoire des Wafuu Eigo, der sehr japanischen Auslegung von Anglizismen. Eine Hot Plate, wie es eigentlich heißt, ist eine Art spezieller Herd, auf dem man japanische Speisen wie Yakisoba und Okonomiyaki scharf anbrät. Und dieser Tage ist Tokio eine einzige Hotto Pureeto.
Denn pünktlich zum Olympia-Beginn hat sich die große Sommerhitze eingestellt. Das asphaltiert-gläserne Beton-Tokio saugt diese förmlich auf und reflektiert sie wie eine riesige Hotto Pureeto. Auf ihr gebraten werden derzeit die 32. Olympischen Spiele.
Sprühnebel als technischer Trick
Das war zu erwarten. Seit rund zehn Jahren werden Temperaturrekorde in Japan exakt um diese Jahreszeit getoppt. Als es 2018 wieder so weit war – nahe Tokio wurden 41 Grad Celsius gemessen – gab auch Tokios Gouverneurin Koike Yuriko zu. "Unser traditionelles Wissen reicht nicht aus, um diese Hitze zu besiegen. Also werden wir modernste Technologie einsetzen."
Die kann man im Shiokaze Beachvolleyball-Stadion erleben: Im Stadion steigt regelmäßig Sprühnebel auf. Zahllose Düsen sprühen einen zarten Wasserfilm über das Feld. Trotzdem: Als sich die Beach-Favoriten Sørum und Mol um 23 Uhr gegen die starken Australier McHugh und Schumann bei immer noch 28 Grad durch den weichen Spielgrund ackern, sind die sonst kühlen Norweger schnell hochrot im Gesicht.
Anstrengungen vermeiden
Die Technologie, sie nützt gegen diese Hitze nur bedingt. Die japanische Regierung weiß das genau: Auf der Seite des Gesundheitsministeriums kann man für 30-Grad-Tage lesen: "Vermeiden Sie aufgrund des hohen Risikos eines Hitzschlags anstrengende Übungen und Dauerläufe. Machen Sie alle 10-20 Minuten Pausen."
Dennoch wurden mehr als hundert Radfahrer über sechs Stunden über einen 234 Kilometer langen Kurs geschickt, Pferde zur Dressur beritten oder das neue und extrem dynamische 3x3-Basketball im Freien ausgetragen. Kurz: die eigene Empfehlung nicht beachtet.
Viel Trinken und Klimakammer helfen
"Man kann das ja an mir sehen. Es ist heiß, ich schwitze extrem. Es ist wirklich wichtig, die ganze Zeit Wasser zu trinken", sagt Ana Maria Filip von der französischen 3x3-Equipe nach dem Sieg gegen Italien: "Aber natürlich ist das keine Entschuldigung."
Die Französin spielt auf die Niederlage gegen die USA ab. Der schnelle Sport fordert die Athleten gleich zwei Mal pro Tag. Zwar schützt im Aomi Urban Sports Park eine luftige Plane das Spielfeld vor direktem Sonneneinfall, aber:
"Wir müssen uns ans Umfeld gewöhnen, ausruhen, wenn wir können, und auch mal die Klimakammer unserer Delegation nutzen", fügt Teamkameradin Laeticia Guapo hinzu.
Baseball und Fußball haben Schuld
1964 wusste man in Tokio das Hitzeszenario noch zu vermeiden und legte die Spiele in den Oktober. Allerdings waren es die ersten Spiele mit weltweiter Liveübertragung. Eine globalsportliche Konkurrenzsituation existierte nicht. Heutzutage füllen die Fußball- und Baseball-Saison den Oktober.
So beschränkten sich die Organisatoren auf Juli und August. In diese Monate drängt allerdings eine andere Season: die pazifische Taifun-Zeit. Dank Klimawandel wandern die Stürme früher und häufiger nach Norden und somit nach Tokio.
Bestes Surfwetter
Taifun Nummer 8 manifestiert sich derzeit östlich von Nippon und soll Dienstag über die Inseln ziehen. Das könnte die Spiele unterbrechen, lebensgefährlich wird es nicht: Japan ist das sicherste Land der Welt gegenüber den gewaltigen Meerwirbeln. Taifun Nummer 8 ist aber nicht besonders stark. Und er hat auch sein Gutes.
Denn wenn ein Sturmtief eine wütende Schneise durch die Ozeane zieht, türmen sich andernorts die Wellen auf: Ideale Bedingungen für die Surfer. Bei der Premiere von Surfen im olympischen Programm, fürchtete man zunächst noch eine Wellenflaute. Dieses Problem hat sich nun erledigt.
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