Para-WM bei Ski und Biathlon: Schleppende Inklusion
Para-WM - Ski und Biathlon:Schleppende Inklusion der Para-Skisportler
von Lars Becker
|
Im Februar starten die Weltmeisterschaften der Para-Skisportler und -Biathleten - im Schatten des öffentlichen Interesses. Der Frust ist groß. Aber es gibt Hoffnung.
Anna-Lena Forster beim Weltcup auf dem Feldberg (Archiv).
Quelle: IMAGO / 24passion
Anna-Lena Forster ist zweifellos der Star der deutschen Szene im Para-Wintersport. Viermal Paralympics-Gold hat die 29-Jährige Monoskibob-Fahrerin schon gewonnen und neun WM-Titel. In dieser Woche könnten noch ein paar hinzukommen, denn im slowenischen Maribor steht die Para-Alpin-WM an.
Viele bewegte Bilder sehen oder Texte lesen wird man davon in der Öffentlichkeit allerdings nicht, denn die außergewöhnlichen sportlichen Leistungen der Sportstars mit Behinderung finden abseits der Paralympics kaum Beachtung. Ein Jahr vor Beginn der Winterspiele in Mailand und Cortina sorgt das für Frust in der Szene.
Eine kurzfristig angesetzte WM sorgt für Frust im Lager der Para-Alpin-Spezialisten - zumal das Saison-Highlight latent in Gefahr ist. Die Sportart plagen viele Probleme.30.12.2024 | 8:53 min
Frust bei Forster
"Es wäre wichtig, dass wir mehr Rennen haben, die im Rahmen von Europacups oder Weltcups der Nichtbehinderten stattfinden. Es wäre vieles machbar, wenn es gewollt wäre" schimpft Protagonistin Forster:
Ich habe auch den Eindruck, dass der Ski-Weltverband FIS noch mehr tun könnte.
„
Anna-Lena Forster, deutsche Para-Ski-Alpinrennläuferin
Diese Kritik mag im Alpin-Bereich durchaus berechtigt sein - allerdings setzt der Weltverband zumindest im Skilanglauf ein deutliches Hoffnungszeichen für mehr Inklusion. Am 4. und 5. März werden auf der großen Bühne der Nordischen Ski-WM der Nichtbehinderten in Trondheim erstmals Goldmedaillen im Para-Skilanglauf-Sprint vergeben.
6. – 9. Februar: Para-Biathlon-WM in Pokljuka/Slowenien 6. – 11. Februar – Para-Alpin-WM in Maribor/Slowenien 13. – 16. Februar: Para-Skilanglauf-WM in Toblach/Italien 4./5. März: Entscheidungen Para-Skilanglauf-Sprint Frauen und Männer im Rahmen der Nordischen Ski-WM in Trondheim/Norwegen
Alpiner Sport mit anderen Anforderungen
Eine Sprecherin des Internationalen Skiverbandes FIS sagt auf Anfrage:
Bei der FIS setzen wir uns voll und ganz dafür ein, Inklusion zu fördern. Die Einbeziehung von Para-Events in große Meisterschaften steht im Einklang mit unserer Mission, alle Facetten des Schneesports aufzuwerten
„
Sprecherin des Internationalen Skiverbandes FIS
Sandra Spitz, Sport- und Veranstaltungsdirektorin der FIS, fügt hinzu: "Es könnte verschiedene Szenarien für die Einbeziehung geben. Wir sollten uns nach Trondheim 2025 die Zeit nehmen, die Situation zu bewerten, um das beste Ergebnis für Para- und Nichtbehinderte zu erzielen und einen Dialog mit zukünftigen Gastgebern führen."
Para-Sportler brauchen andere Pisten
Das klingt verheißungsvoll, zumindest für den Bereich Skilanglauf. Im alpinen Skisport bewertet die FIS die Lage allerdings anders: "Obwohl das Beispiel von Trondheim 2025 inspirierend ist, unterscheiden sich die Anforderungen des alpinen Skisports erheblich von den nordischen Disziplinen", sagt Spitz.
Monoskifahrerin Anna-Lena Forster rast von Sieg zu Sieg und dominiert die Weltelite. Die vierfache Paralympics-Siegerin über ihr Freiheitsgefühl auf dem Ski und ihre Mentalstärke. 14.02.2024 | 8:53 min
Beim Para-Skifahren seien weichere Oberflächenbedingungen erforderlich als bei Wettbewerben für Nichtbehinderte - was es schwierig mache, beide Veranstaltungen gleichzeitig auf derselben Piste auszutragen. Es dürfe für keine der beiden Gruppen "Kompromisse in Sachen Sicherheit und Leistungsqualität geben".
Weiter Weg bis zur Inklusion
Klingt nicht besonders vielversprechend für Anna-Lena Forster und Co., die durch eine Einbeziehung in die Highlights der Nichtbehinderten automatisch mehr Zuschauer-Interesse, TV-Bilder und Sponsoren-Interesse bekommen würden. Bisher macht die FIS bei internationalen Highlights nicht mal eine TV-Übertragung zur Pflicht, weil die Kosten von mindestens 30.000 Euro für viele Organisatoren zu hoch sind.
Bereits vor mehr als zehn Jahren hat sich Deutschland zur Inklusion von Menschen mit Behinderung verpflichtet. Demnach sollen Kinder mit Förderbedarf nicht vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen und an Regelschulen unterrichtet werden.30.05.2023 | 9:04 min
Auch im Biathlon sieht es eher düster für die Inklusion der Sportstars mit Behinderung aus. In dieser Woche geht ebenfalls in Slowenien die Para-WM über die Bühne, kommende Woche starten die Nichtbehinderten ihre Titelkämpfe im schweizerischen Lenzerheide.
Ein Problem für die Einbeziehung könnte hier der teils unterschiedliche Ablauf des Schießens sein: Während bei Gesamtweltcup-Spitzenreiterin Franziska Preuß und Co. scharf geschossen wird, zielen die sehbehinderten Para-Biathleten mit Laserwaffen und ausschließlich unter Nutzung ihres Gehörs auf die Ziele.
Behindertensport im Blickpunkt: Nicht nur bei den Paralympics sorgen die Atletinnen und Athleten mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung immer wieder für Furore.
Vorfreude auf Trondheim
Trost in Sachen Inklusion für die Para-Skijäger: Viele von ihnen starten auch im Para-Langlauf - und da steht ja in Trondheim Anfang März das größte Event in der Geschichte des Sports abseits der Paralympics an.
Sie wollen über Sport stets auf dem Laufenden bleiben? Dann ist unser sportstudio-WhatsApp-Channel genau das Richtige für Sie. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten News direkt auf Ihr Smartphone. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: sportstudio-WhatsApp-Channel.