78 Goldmedaillen sind bei den Paralympics in Peking zu vergeben. Früher stand Team D glänzend im Medaillenspiegel da. Wie sind diesmal die Aussichten?
Andrea Rothfuss bringt die Erfahrung mit. Neun Debütantinnen und Debütanten sorgen für frischen Schwung. Und Monoskifahrerin Anna-Lena Forster ist nach ihrer genialen Generalprobe zuständig für die Zuversicht. So bunt gemischt tritt das Team D des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) bei den Paralympics in Peking an.
Deutschland führt im ewigen Medaillenspiegel
Von Freitag bis zum 13. März wollen die 17 deutschen Athletinnen und Athleten mit ihren fünf Guides bei der Vergabe von 78 Goldmedaillen mitmischen. Das Vermächtnis der Vorgängergenerationen wiegt schwer: Deutschland führt den ewigen Paralympics-Medaillenspiegel mit 137 Siegen knapp vor Norwegen (136) an.
Allerdings hat die internationale Konkurrenz im letzten Jahrzehnt aufgeholt. Vor acht Jahren gab es für das deutsche Team in Sotschi neunmal Gold und Rang zwei im Medaillenspiegel. Vor vier Jahren in Pyeongchang reichten sieben Siege nur zu Platz fünf. Für Peking 2022 gibt der DBS eine Top-Ten-Platzierung als Ziel aus.
DBS-Chef Friedhelm-Julius Beucher begrüßt die veränderte Entscheidung des IPC, russische und belarussische Athleten von den Spielen in Peking auszuschließen.
Zuletzt hatte Monoskifahrerin Anna Schaffelhuber ihre Karriere nach sieben Paralympics-Siegen beendet. Vor ihr waren Skirennfahrer Gerd Schönfelder (16 Mal Gold von 1992 bis 2010) und die Biathletin und Skilangläuferin Verena Bentele (zwölf Mal Gold von 1998 bis 2010) die Erfolgsgaranten des DBS.
In Peking fehlen mit Verletzungsproblemen zudem die Biathletinnen und Langläuferinnen Andrea Eskau (zehn Medaillen bei Winter-Paralympics zwischen 2010 und 2018) und Klara Klug (zweimal Bronze 2018).
Chance für Nachwuchs
"Es ist immer ein langer Weg, bis der Nachwuchs an solche Spitzenleistungen anknüpfen kann", betont Beucher. Sieben Athletinnen und Athleten im aktuellen Team sind 22 Jahre oder jünger.
Die Generalprobe für Peking fand im Januar im norwegischen Lillehammer statt. Bei der Para Schneesport-Weltmeisterschaft holten drei Athletinnen fünf Gold- und zwei Bronzemedaillen fürs deutsche Team.
Forster vierfache Weltmeisterin
Allein vier Siege feierte Anna-Lena Forster aus Radolfzell. Die 26 Jahre alte Monoskifahrerin sammelte WM-Titel in der Abfahrt, im Super-G, in der Super-Kombination und im Slalom. Auch Sieg Nummer fünf im Riesenslalom schien ihr sicher - als ein Sturz den Fünf-Rennen-Fünf-Siege-Traum platzen ließ.
Bei den Olympischen Spielen hat US-Star Michaela Shiffrin zuletzt wieder verdeutlicht, wie hoher Erfolgsdruck bei Athleten das genaue Gegenteil des Erhofften bewirken kann. Die Skirennfahrerin war ein ums andere Mal gestürzt und ohne Medaille nach Hause gefahren.
Bislang eine Paralympics-Medaille für China
Und zu Forsters genialer Generalprobe muss noch gesagt werden: In Lillehammer fehlte ihre vermutlich größte Konkurrentin, die Japanerin Momoka Muraoka.
Chinesinnen waren in Norwegen auch nicht am Start. China hat bislang überhaupt erst eine einzige Medaille bei Paralympischen Winterspielen gewonnen: 2018 Gold im Rollstuhl-Curling.
Auch Wicker gewinnt WM-Gold
Aber: Der Heimvorteil gepaart mit der intensiven Vorbereitung auf die Spiele im eigenen Land könnte ihnen diesmal Siegchancen bescheren. Die deutschen Athleten kennen die Strecken in China bislang nur von den olympischen Fernsehbildern.
Ganz allein muss Anna-Lena Forster die deutschen Erwartungen keineswegs schultern: So überzeugte bei der WM in Lillehammer Anja Wicker aus Stuttgart. Sie gewann den Titel im Biathlon-Sprint und Bronze im Langlauf über die Mitteldistanz.
- So sehen Sie die Paralympics
Die 600 weltbesten Behindertensportler*innen kämpfen vom 4. bis 13. März bei den Paralympics in Peking um 78 Goldmedaillen. Das ZDF berichtet im TV und im Livestream.
Rothfuss bislang Medaillengarantin
Einen dritten Platz sicherte sich Skirennläuferin Anna-Maria Rieder in der stehenden Klasse. Sie kann in Peking sicher ebenso wie Teamkollegin Andrea Rothfuss (bei der WM dreimal Vierte) im Kampf um die Spitzenplätze eingreifen. Für Rothfuss ist es die fünfte Paralympics-Teilnahme, sie kennt das Geschäft und hat bislang noch immer mindestens eine Medaille mit nach Hause gebracht.
Der deutsche Para-Snowboarder Matthias Keller findet den Ausschluss russicher und belarussischer Athleten in Peking richtig. Er fühle aber auch mit den Sportlern mit.