Andrea Rothfuss haben die Bilder der Olympischen Spiele inspiriert. Die Skirennläuferin hat jetzt richtig Lust auf Peking.
Skirennläuferin Andrea Rothfuss mischt seit 2006 im paralympischen Geschäft mit. Peking werden ihre fünften Spiele, bei den vier vorangegangenen gewann sie jedes Mal mindestens eine Medaille, insgesamt hat sie 13 Paralympics-Plaketten gesammelt. Gold gab es 2014 in Sotchi im Slalomrennen. Vor vier Jahren in Pyeongchang wurde die Athletin aus dem Schwarzwald "Silber-Fuß" getauft, sie war in fünf Rennen viermal Zweite und einmal Dritte geworden. Ob es diesmal bei den Spielen vom 4. bis 13. März wieder klappt mit dem Sprung aufs Podium, da ist sich Rothfuss nicht sicher.
Bilderserie: Deutsches Paralympics-Team
Enorme Leistungsentwicklung im Para-Ski
Rothfuss fehlt seit der Geburt die linke Hand und sie tritt in der stehenden Klasse an. Und da hat sich das Leistungsniveau – wie in vielen anderen Klassen und Disziplinen des Parasports auch – in den 16 Jahren seit ihrem paralympischen Debüt enorm entwickelt. Lange hat Rothfuss sich einfach mitentwickelt, doch so langsam stößt die inzwischen 32-Jährige an ihre Grenzen.
Bei der WM im Januar wurde sie dreimal Vierte, einmal Fünfte und einmal Siebte. Überragend war ihre sechs Jahre jüngere Kollegin Anna-Lena Forster (Radolfzell) mit vier Siegen in der sitzenden Klasse.
Bekanntheits-Push durch Social Media
Die vermehrte Konkurrenz ist für Rothfuss dabei alles andere als ein Ärgernis, denn darin zeigt sich, wie gut der paralympische Sport vorankommt. Das liegt sicher an der noch immer steigenden TV-Präsenz." Aber auch durch die Sozialen Medien wird unser Sport enorm gepusht, sagt Rothfuss.
Von einer Entwicklung hat sie persönlich sehr profitiert: Auch für Parasportler*innen gibt es inzwischen Plätze in den Sportfördergruppen von Bundeswehr, Zoll und Polizei. Rothfuss ist seit 2017 beim Zoll und sagt: "Das war ein wichtiger Schritt für den Parasport, anders kann man nicht mehr in der Weltspitze mithalten."
Quarantäne wäre "worst case"
Am 25. Februar geht es für sie nach Peking. Ihre Kontakte habe sie längst auf das Nötigste reduziert, sagt Rothfuss. Vor allem der Fall von Kombiniere Eric Frenzel und seiner elf Tage währenden Corona-Quarantäne bei den Olympischen Spielen in Peking habe sie noch einmal sensibilisiert. "Das ist natürlich der worst case", sagt Rothfuss. "Wir tun das Möglichste, dass das nicht passiert, aber ein etwas flaues Gefühl im Magen habe ich schon."
Andere Informationen und Bilder aus Peking haben sie aber auch beruhigt: "Die Lage ist offenbar nicht so schlimm, wie wir uns das eine Zeit lang vorgestellt haben, das hat mich von einer Last befreit." Natürlich sei China noch immer keine klassische Wintersportnation und die Corona-Einschränkungen ließen sich ebenso wenig wegdiskutieren, wie die Tatsache, dass das Internationale Olympische Komitee die Spiele mal wieder in einem Land veranstaltet, in dem nicht sehr gewissenhaft mit Menschenrechten umgegangen wird. "Wir kennen die Diskussionen zu diesen Themen ja schon von Sotchi und Pyeongchang", sagt Rothfuss: "Es ist wichtig, dass das immer wieder auf den Tisch kommt."
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Das immer stärker werdende Engagement von Athleten aus aller Welt beobachtet sie mit Freude. "Noch ist es ein Wunschdenken, aber vielleicht kommen wir ja irgendwann da hin, dass nicht mehr immer über die Köpfe von uns Sportlern hinweg entschieden wird."
Rothfuss: Große Chance
Sie freut sich jetzt trotz allem erstmal auf ihre fünften Paralympischen Spiele. "Wir sind auf diese Bühne noch etwas mehr angewiesen als die olympischen Athleten", sagt Rothfuss. Es ist die eine große Chance auf viel Reichweite.
Und seit die Skirennfahrerin im abschließenden Trainingslager in Südtirol am Fernsehbildschirm den überraschenden Sieg der deutschen Langläuferinnen bei Olympia verfolgte, hat sie noch ein bisschen mehr Lust auf ihre eigenen Wettbewerbe. Sie habe mitgefiebert, mitgejubelt und gedacht: "Ja, ich will auch!"
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