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Para-Leichtathlet im Interview : Floors: Freier Kopf macht schnelle Beine

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Johannes Floors hat sich in einem Jahr ohne Saisonhöhepunkt auf sein Maschinenbau-Studium konzentriert - und ist dennoch Weltrekord gerannt. Der Prothesen-Sprinter im Interview.

Johannes Floors beim 200-m-Lauf beim integrativen Sportfest
WM 2023, WM 2024, Paralympics 2024: Das sind die nächste Ziele von Johannes Floors.
Quelle: IMAGO / Mika Volkmann

ZDFheute: 2022 war ein Jahr ohne Höhepunkt für die Para-Leichtathleten, die WM in Japan wurde auf 2024 verschoben. War es für Sie trotzdem ein erfolgreiches Jahr?

Johannes Floors: Ein wirklich gutes Jahr. Ich konnte viel erreichen, auch sportlich war es nochmal richtig gut. Vor allem aber habe ich die Saison genutzt, um mein zweites Standbein richtig voranzubringen.

ZDFheute: Das heißt?

Floors: Ich habe ein Praxissemester gemacht, um meine Bachelor-Arbeit in Maschinenbau bei Otto Bock (ein Orthopädietechnik-Unternehmen, d. Red.) zu schreiben. Im Dezember habe ich sie abgegeben.

ZDFheute: Trotzdem sind Sie Weltrekord über 200 Meter gerannt.

Floors: Manchmal ist es einfach so: Wenn der Kopf einen anderen Fokus hat, kommt die sportliche Leistung aufgrund der Lockerheit. Natürlich habe ich die ganze Zeit auch gut trainiert. Die Saison davor mit den Paralympics in Tokio war ja auch nicht so schlecht. Da bin ich über 400 Meter sehr, sehr knapp an meinen Weltrekord rangelaufen.

Aber Manchmal muss der Kopf einfach ein anderes Thema haben, damit die Beine schnell laufen können.

ZDFheute: Mit den Kollegen Markus Rehm, Felix Streng und Philipp Grolla sind Sie im Juni auch über 4x100 Meter Weltrekord gerannt.

Floors: Ja, das war bei unserem Meeting Heimspiel in Leverkusen. Da haben wir uns spontan entschieden, mal wieder die Staffel zu laufen, die ja leider 2020 für eine neue Mixed-Staffel aus dem paralympischen Programm gestrichen wurde. Da kam bei uns allen auch ein bisschen Wehmut auf. Unser Staffel-Sieg bei den Paralympics 2016 in Rio war schon sehr, sehr schön. Zu sehen, dass wir es immer noch draufhaben, tat gut. Aber natürlich ist da auch ein weinendes Auge, dass wir dieses Potenzial bei Paralympics nicht mehr nutzen können.

ZDFheute: Alle waren topfit, obwohl das Jahr keinen echten Wettkampfhöhepunkt zu bieten hatte. Woran liegt das?

Floors: Unser Sport hat sich dahingehend entwickelt, dass wir eine wirklich hohe Professionalität an den Tag legen müssen. Wenn man sich mal etwas mehr Ruhe gönnen darf, nimmt man sich nicht mehr eine so drastische Pause wie vielleicht noch vor ein paar Jahren. Wir haben alle fleißig weiter trainiert. Wir sind alle motiviert, auf den vergangenen Leistungen aufzubauen. Die nächsten Jahre mit der WM 2023 in Paris, der verschobenen WM im Frühjahr 2024 in Japan und den Paralympics im Sommer 2024 in Paris können nochmal vielversprechend sein.

ZDFheute: Sie haben in den vergangenen Jahren viele sportliche Erfolge gefeiert. Denken Sie manchmal zurück an die Zeit in Ihrem Leben, als Sie mit ihren schmerzenden Füßen kämpften und entscheiden mussten, was zu tun ist?

Floors: Mittlerweile ist das alles mein Alltag. Ich trainiere zwei Mal am Tag, alles ist darauf ausgelegt. Das war aber lange keine Selbstverständlichkeit. Wenn ich zurückblicke, dann denke ich daran, wie das alles angefangen hat. 40 Stunden die Woche Ausbildung zum Orthopädietechniker und danach Training. Ich habe mit der Haustechnik spät die Halle abgeschlossen. Morgens musste ich wieder früh raus. Der Weg dahin, dass ich jetzt entspannt zwei gute Trainingseinheiten am Tag machen kann, war hart.

ZDFheute: Und wenn Sie noch weiter zurückblicken?

Floors: Zu meiner Amputation vor elf Jahren? Dann weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war. Da kommt keine Reue auf. Ich bin einfach dankbar und immer wieder froh, dass ich das gemacht habe und schmerzfrei durchs Leben komme. Das war ja immer mein Ziel. Ich war auch als 16-Jähriger nicht unfit, ich war als Schwimmer aktiv und habe mich mit Krafttraining beschäftigt. Aber jetzt hat das natürlich ein ganz anderes Level bekommen. Und ich merke, wie mir die Fitness aus dem Sport so viel im Alltag als Prothesenträger erleichtert.

Das Interview führte Susanne Rohlfing

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