Gut gemeint, aber schlecht gemacht? Eine Videoschalte von IOC-Chef Thomas Bach mit der lange verschwundenen Tennisspielerin Peng Shuai wird stark kritisiert.
Thomas Bach hat mit der Tennisspielerin Peng Shuai telefoniert. Völkerrechtsexperte Hanno Schedler erhebt trotzdem schwere Vorwürfe gegen den IOC-Präsidenten.
Die Videoschalte von IOC-Präsident Thomas Bach mit der längere Zeit verschwundenen chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai hat zu einer heftigen Kontroverse im Weltsport geführt. Hanno Schedler von der Gesellschaft für bedrohte Völker, sagte im ZDF, Bach habe sich zum "Komplizen des chinesischen Vorgehens" gemacht:
Auch von Global Athlete schwere Vorwürfe
Die Sportlervereinigung Global Athlete warf dem Internationalen Olympischen Komitee vor, sich dadurch "mitschuldig an der bösartigen Propaganda der chinesischen Behörden und deren mangelndem Interesse an grundlegenden Menschenrechten und Gerechtigkeit" zu machen, teilte die Athleten-Union mit.
Peng Shuai hatte Anfang November im sozialen Netzwerk Weibo Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch einen chinesischen Spitzenpolitiker veröffentlicht. Danach war sie zunächst nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden.
Global Athlete: Keine Garantie für Pengs Sicherheit
Das IOC hatte am Sonntag mitgeteilt, Bach habe ein Videotelefonat mit der Tennisspielerin geführt. Diese habe erklärt, sie sei in Sicherheit. Global Athlete indes betonte, dass eine Videoschalte keineswegs garantiere, dass Peng Shuai sicher und wohlauf sei.
In der Stellungnahme des IOC werde nicht erwähnt, dass die 35-Jährige Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs erhoben habe und zwei Wochen verschwunden gewesen sei. Mit seiner Einladung zum Abendessen an Peng Shuai habe Bach die "todernste Situation verspottet, die leider zu vielen weiblichen Athleten sehr vertraut ist".
Forderung nach Suspendierung Chinas
Die Sportlervereinigung erneuerte ihre Forderung, Chinas olympisches Komitee zu suspendieren, bis Peng Shuai eine sichere Ausreise aus China ermöglicht werde und ihre Vorwürfe Gegenstand einer Untersuchung würden. Mit seiner Haltung in der Sache habe das IOC erneut bewiesen, dass es "Athleten im Stich lässt, an der Seite von gewaltsamen autoritären Regimen steht und Menschenrechte ignoriert", hieß es in der Stellungnahme von Global Athlete.
Während viele Staaten weiter mit der Corona-Pandemie kämpfen, versucht China seine geopolitischen Interessen umzusetzen. Das Land hole sich zurück, was ihm zustehe.
Die Affäre um die 35-jährige Weltklasse-Doppelspielerin bringt das IOC knapp zweieinhalb Monate vor den Olympischen Winterspielen in Peking (4. bis 20. Februar) zusätzlich stark in Bedrängnis. China steht wegen Verstößen gegen die Menschenrechte ohnehin in der Kritik.
Denn auch US-Präsident Joe Biden hat sich eingeschaltet und "tief beunruhigt" über das Schicksal von Peng Shuai gezeigt. Seine Sprecherin Jen Psaki forderte China auf, "unabhängige und überprüfbare Beweise über ihren Aufenthaltsort und ihre Sicherheit zur Verfügung zu stellen". Biden hatte zuvor zudem angekündigt, sich mit einem diplomatischen Boykott der Peking-Spiele zu beschäftigen.