Skispringer Pius Paschke - Siegertyp nach langem Anlauf
Der Skispringer ein Spätstarter:Pius Paschke - Siegertyp nach langem Anlauf
von Stephan Klemm
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Pius Paschke gewinnt jüngst mit 34 Jahren seinen zweiten Weltcup. Wie ist der Skispringer zum erfolgreichen Spätstarter geworden? Eine Spurensuche.
Von Platz sechs auf eins: So gewann Pius Paschke vor einer Woche in Lillehammer das erste Skispringen der Weltcupsaison 2024/25.
Quelle: Geir Olsen / NTB / AFP
Als die Flugshow des Pius Paschke vor einer Woche in Lillehammer beendet war, bestürmten ihn die Teamkollegen, drückten ihn, klatschten ihn ab, zuletzt auch Bundestrainer Stefan Horngacher.
Zwar hatte Paschke schon einmal ein Weltcup-Springen gewonnen, vor gut einem Jahr in Engelberg. Aber dass ihm so ein Coup zum viel beachteten Saisonauftakt in Lillehammer noch einmal glückte, ist die bisherige Krönung einer außergewöhnlichen Karriere.
Paschke ist 34 Jahre alt und ein klassischer Spätentwickler in der Disziplin Skispringen. Nun darf er, nach Rang zwei im zweiten Springen von Lillehammer, an diesem Wochenende im finnischen Ruka im Gelben Trikot des Führenden der Weltcup-Gesamtwertung starten.
Und: Die Rukatunturi-Schanze dort passt zu Paschkes Sprungstil.
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Das deutsche Team ist nach dem Auftaktwochenende in Europas Norden geblieben und von Lillehammer nach Finnland weitergereist. Mit Paschke als Nummer eins, nicht nur des deutschen Teams, sondern von allen Mitkonkurrenten, was er weiterhin als eine surreale Volte des Schicksals auffassen dürfte.
Paschke sogar in B-Kader abgestiegen
Denn regelmäßiges und gesetztes Mitglied des deutschen Weltcup-Teams ist Paschke erst Ende 2017 geworden - mit 27 Jahren, nachdem er ein Jahr zuvor wegen schwacher Leistungen sogar aus dem B-Kader gestrichen worden war.
Er habe sich daraufhin mehr auf sich fokussiert, um "alles so zu gestalten, wie ich es will". Diese Beharrlichkeit zahlte sich aus, nach Weltcup-Lehrjahren im hohen Alter schloss Paschke die vergangene Saison als Zehnter der Weltcup-Wertung ab, seine bisher beste Platzierung. 2021 war er auch schon Weltmeister mit dem Team geworden, daheim in Oberstdorf.
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Großes Lob von Ex-Bundestrainer Schuster
Nun also der große Durchbruch im Einzel, und das im hohen Sportleralter. "Absolut außergewöhnlich" sei diese Entwicklung findet etwa Werner Schuster, der von 2008 bis 2019 als Bundestrainer auch den Weltcup-Springer Paschke betreut hatte.
Dieser habe immer schon "ein besonderes motorisches Talent" mitgebracht. Seine Körperbeherrschung sei großartig, "auf der Slackline zeigt er besondere Dinge", so Schuster.
Schuster: Paschke ein Spätentwickler
Allerdings sei er ein körperlicher Spätentwickler gewesen, die Übergangsphase in den Seniorensport sei ihm deshalb schwergefallen. Er habe aber lange warten müssen, bis er seine Chance bekommen habe, so Ex-Bundestrainer Schuster:
Das liege vor allem daran, dass "sich Pius fliegerisch verbessert hat", analysiert Schuster. "Er kommt mit viel mehr Gefühl über den Vorbau als zuletzt. Er schneidet sich deshalb seine Flugkurve nicht ab. Außerdem hatte er immer einen verkrampften Arm im Flug, der ist nun locker. Sein Absprung ist auch deutlich stärker geworden und seine Landung im Telemark-Stil war immer schon sehr gut."
Erfolgreiche Arbeit mit einem Mental-Trainer
Im Kreis der Großen war Paschke lange Zeit sehr nervös. "Als jemand, der einmal ganz weit weg war, ist das aber normal", sagt Schuster. Paschke arbeitet schon seit einer geraumen Zeit mit einem Mental-Trainer an diesem Problem, auch das scheint er nun in den Griff bekommen zu haben.
Neben Ruka liegt Paschke auch die übernächste Weltcup-Station in Engelberg: "Dort wird er schwer zu schlagen sein", glaubt Schuster.
Paschke selbst findet zunehmend Gefallen an seinem neuen Status als Podestbesetzer. "Es ist ein bisschen wie in einem Film, gerade. Aber ich gewöhne mich schon dran. Geht es nach mir, gehe ich jedes Wochenende zur Siegerehrung", sagte er nach dem zweiten Springen von Lillehammer.
Und dann lachte er. Klingt immer noch irgendwie surreal. Auch für ihn selbst.
Quelle: Reuters
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