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Keine WM-Bilder auf Plätzen : Frankreich probt den Mini-Boykott

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Mehrere französische Großstädte haben beschlossen, die Fußball-WM in Katar zu boykottieren. Aus politischen oder ökologischen Gründen. Kommt der Boykott zwölf Jahre zu spät?

Mehrere Städte Frankreichs weigern sich, die Spiele der Fußball-WM in Katar auf Leinwand zu übertragen. Sie wollen damit ein Zeichen gegen die Menschenrechtverletzungen setzen.

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Seit die FIFA 2010 die WM 2022 an Katar vergeben hat, ist die Austragung des Turniers im Golfstaat scharfer Kritik ausgesetzt. Genährt durch ökologische Auswirkungen der Großveranstaltung und die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen bei den Vorbereitungen.

40 oder 15.000 tote Arbeiter?

Von offizieller Seite wurden drei Todesfälle auf den WM-Baustellen plus 37 weitere Verstorbene angegeben, während "The Guardian" 6.500 verstorbenen Arbeitsmigranten aus Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesh und Sri Lanka meldete. Laut Amnesty International sind insgesamt um die 15.000 Menschen ums Leben gekommen.

Bauarbeiter in Katar.

Schicksal eines WM-Arbeiters - Im Metallsarg von Katar nach Nepal 

Die Bedingungen der Gastarbeiter auf den WM-Baustellen in Katar stehen seit Jahren in der Kritik. Immer wieder gibt es Tote. Hinterbliebene müssen um ihre Entschädigung kämpfen.

Ende September begann in Frankreich schließlich eine Boykottbewegung. Straßburgs Bürgermeisterin Jeanne Barseghian erklärte ihre Entscheidung gegen Public Viewing und Co. so:

Straßburg, Hauptstadt Europas, Sitz des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, kann nicht wegschauen, wenn die Menschenrechte dermaßen verhöhnt werden.
Straßburgs Bürgermeisterin Jeanne Barseghian

Bordeaux mit ökologischen Bedenken

Weitere Städte folgten, darunter auch Bordeaux. Als ausschlaggebenden Punkt berief sich Mathieu Hozard, der Sportdezernent von Bordeaux, auf die ökologischen Auswirkungen. "Diese Weltmeisterschaft wird in einem Land ausgetragen, in dem die Außentemperaturen bestimmte Stadioneinrichtungen wie Klimaanlagen erfordern, die in völligem Gegensatz zu dem stehen, was wir heute in der Welt erleben", sagte er gegenüber dem ZDF.

In Bordeaux stehen nicht alle Bürger hinter diesem Entschluss: "Ich finde diese Entscheidung lächerlich", sagt Béatrice Plaza. Andere hinterfragen den Zeitpunkt des Boykotts: "Der Schaden ist angerichtet. Die Menschen, die gelitten haben, haben gelitten. Die Menschen, die gestorben sind, sind gestorben. Wir werden nichts an der Situation ändern", findet Stépane Boyencé.

Rudelgucken in der Bar statt auf dem Platz

Lance Attwood, Betreiber eines Pubs im Zentrum der Stadt, wird die WM ausstrahlen: "Ich finde den Austragungsort der WM nicht gut und denke, dass eine Menge Fragen gestellt werden müssen, bezüglich der FIFA, der Organisation, dem Weltfußball insgesamt. Aber das hier ist ein Business und die Leute wollen ihr Team spielen sehen."

Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern habe er sich etwas einfallen lassen: "Wir haben Amnesty International und Greenpeace kontaktiert und sind eine Kooperation eingegangen." Während der Spiele werden sie eine Spendenbox im Pub aufstellen, in die Fans einzahlen können.

Wir versuchen, das Bewusstsein dafür zu schärfen, was eigentlich hinter dieser WM steckt. Aber wir geben den Leuten trotzdem die Möglichkeit, ihre Mannschaft zu verfolgen, eine gute Zeit zu haben.
Gastwirt Lance Attwood
Nordrhein-Westfalen, Grevenbroich: Das RWE-Braunkohlekraftwerk Neurath I und II in Grevenbroich-Neurath. Archivbild
Interview

Investoren vom Persischen Golf - "Katar will sich unentbehrlich machen" 

WM-Gastgeber Katar ist inzwischen auch ein wichtiger Investor für deutsche Unternehmen. Sebastian Sons, Experte für den Mittleren Osten, über die Geschäftspartner vom Golf.

Ehrliche Geste oder Scheinheiligkeit?

Boykott hin oder her: Nach Großbritannien ist Frankreich das Land, in welches Katar am meisten investiert. Der Golfstaat besitzt in hier Vermögenswerte im Wert von über 25 Milliarden Euro. Und in keiner Stadt wird die Diskrepanz zwischen dem Boykott der WM und den Verbindungen zum Golfstaat so deutlich wie in Paris.

Zwar schloss sich Bürgermeisterin Anne Hidalgo Anfang Oktober ebenfalls dem Boykott an, im Parc des Princes im Westen der Hauptstadt spielt Paris Saint-Germain aber seit 2011 mit Katar als Hauptaktionär.

Dijon macht bei Boykott nicht mit

Einigkeit herrscht unter den Bürgermeistern der französischen Großstädte keinesfalls. In Dijon wirft François Rebsamen seinen Amtskollegen gar Scheinheiligkeit vor: "Vor zwölf Jahren, zum Zeitpunkt der Wahl des Gastgeberlandes, hätte man am heftigsten protestieren müssen."

In Dijon werde man die Spiele des Halbfinales und Finales öffentlich ausstrahlen, sollte Frankreich sich qualifizieren.

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