Handball-WM 2023: DHB-Team zählt nicht zu den Favoriten

    Handball-WM: Vor dem Auftakt:DHB-Team setzt auf das "Prinzip Hoffnung"

    von Erik Eggers
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    Am Wochenende testen die deutschen Handballer letztmals vor der WM. Im Fokus steht dabei der deutsche Rückraum, der ohne Stars auskommen muss.

    Juri Knorr
    Juri Knorr ist einer der deutschen Hoffnungsträger für die Handball-WM 2023.
    Quelle: imago

    Die Zeit bis zum Großereignis ist knapp. Am 13. Januar bestreiten die deutschen Handballer ihr Auftaktspiel bei der WM in Polen und Schweden, in Kattowitz treffen sie zunächst auf Asienmeister Katar. Den letzten Feinschliff holt sich das Team von Bundestrainer Alfred Gislason gegen Island am Samstag, 15.30 Uhr (ZDF live), in Bremen und am Sonntag, 16.15 Uhr (ZDF live) in Hannover.

    Island WM-Geheimfavorit

    Die Männer aus dem Nordatlantik zählen beim Championat zu den Geheimfavoriten. Denn sie verfügen über enorme Qualität im zentralen offensiven Mannschaftsteil, dem Rückraum - und dies, obwohl das Supertalent Haukur Thrastarsson (Kielce) verletzt ausfällt.
    Aber neben Routinier Aron Palmarsson (Aalborg) verkörpert auch Magdeburger Omar Ingi Magnusson, der auf der Insel jüngst zum Sportler des Jahres gewählt wurde, absolute Weltklasse.

    Deutsche Handballer nur Außenseiter

    In Bezug auf die DHB-Auswahl kann man Ähnliches nicht behaupten. Man sei nicht in der Position, eine Medaille als Ziel auszugeben, sagt Bundestrainer Alfred Gislason.

    Wir gehören nicht zu den Favoriten.

    Bundestrainer Alfred Gislason

    Tatsächlich stehen ihm Ausnahmespieler im Rückraum nicht zur Verfügung. Die größten Hoffnungen, dass sich daran etwas ändern könnte, personifiziert der junge Juri Knorr, der bei den Rhein-Neckar Löwen eine grandiose Hinserie spielte. Auch Halblinks-Spieler Julian Köster, der in Gummersbach seine erste Bundesligasaison bestreitet, zeigte sich formstark.

    Nur ein Rückraumspieler in der Champions-League

    Fakt ist jedoch, dass bis auf Philipp Weber derzeit kein deutscher Rückraumakteur auf Klubebene in der Champions League spielt, und der Rechtshänder zählt in Magdeburg nicht zu den Entscheidungsspielern.
    Mit Christian Dissinger ist zwar noch ein zweiter Deutscher bei einem Champions-League-Klub beschäftigt, aber der Europameister von 2016 steht bei Dinamo Bukarest auf dem Abstellgleis - und besaß daher keine Chancen auf eine Nominierung.

    Pekeler und Wiencek: Bedauerliche Rücktritte

    Umso größer ist das Unverständnis bei den Verantwortlichen, dass sich einige deutsche Profis, die Weltklasse darstellen, aus der Nationalmannschaft zurückgezogen haben. Das betrifft die Kieler Kreisläufer Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek genauso wie den Rückraum-Linkshänder Steffen Weinhold (der aber derzeit ohnehin verletzt ist).
    Er kenne solche Fälle aus dem skandinavischen Handball nicht, klagte Gislason, dort wollten alle unbedingt für ihr Land auflaufen.

    Wiedes Absage sorgt für Ärger

    Die Absage von Paul Wiede (Füchse Berlin) sorgte vor diesem Hintergrund für großen Ärger. Der Europameister von 2016 begründete seinen WM-Verzicht mit einer Kieferoperation.
    "Man stelle sich vor, ein Thomas Müller hätte wegen einer solchen Geschichte auf die Fußball-WM verzichtet", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. "Da gibt es sowas nicht. Ich finde Wiedes Entscheidung nicht gut, aber ich habe kein Vertragsverhältnis mit ihm."

    Häfner wieder eine Stütze?

    Die drei Linkshänder auf dessen Position, Kai Häfner (Melsungen), Djibril M'Bengue (Bergischer HC) und Christoph Steinert (HC Erlangen), spielen mit ihren Klubs nicht auf europäischer Ebene.
    Der clevere und erfahrene Häfner immerhin war eine wichtige Stütze beim letzten Triumph der DHB-Auswahl: dem überraschenden EM-Titel 2016 in Krakau.

    Medaille wäre Sensation

    Auf Stars im Rückraum, wie sie neben Island auch Dänemark (Mikkel Hansen), Schweden (Jim Gottfridsson) oder Frankreich (Dika Mem) verfügen, kann Gislason jedenfalls nicht zurückgreifen. Während diese Profis allein durch ihre Anwesenheit die gegnerische Abwehr vorziehen und so wichtige Räume schaffen, muss das deutsche Team vor allem auf eine starke Abwehr bauen, um so zu Tempogegenstößen und den sogenannten "leichten Toren" zu kommen.
    Sollte das am Ende tatsächlich für eine Medaille reichen, dürfte man von einer Sensation sprechen.
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