Seit 1984 sind nur fünf Vereine außer dem FC Bayern Meister geworden. Vor dem Topspiel RB Leipzig - Bayern München berichten fünf Protagonisten, wie ihre Klubs den Titel holten.
Jürgen Kohler (Meister mit Dortmund 1996 und 2002)
Manchmal hängt ein Meistertriumph von Kleinigkeiten ab. 2002 holte Jürgen Kohler gegen den 1. FC Köln einen Strafstoß heraus, durch den der BVB 2:1 gewann und sich vor den Bayern behauptete. Heute erzählt er: "Es war gar kein Elfmeter, weil es mein eigener Mitspieler Amoroso war, der auf mich fiel."
Die direkten Duelle gegen den FC Bayern seien 1996 und 2002 gar nicht so entscheidend gewesen, vielmehr waren "die kleineren Spiele das Zünglein an der Waage", berichtet der 55-Jährige: "Wir sind nach der harten Schule 2000, als wir fast abgestiegen wären, 2001 mit dem Ziel angetreten, Meister zu werden."
Diese Klarheit vermisst Kohler heute bei den Bayern-Jägern - auch bei RB Leipzig:
Olaf Marschall (Meister mit FC Kaiserslautern 1998)
Es gibt wohl keinen märchenhafteren Meister als die "Roten Teufel" 1998. Grundsteine für die Euphorie waren zwei Siege gegen den FC Bayern jeweils zum Auftakt der Hin- und Rückrunde.
Torjäger Olaf Marschall erinnert sich: "Sicher waren wir nicht so besetzt, dass wir die Bayern von zehn Spielen zehn Mal geschlagen hätten, aber wir haben eben beide Spiele in der Saison damals gewonnen. Dafür müssen alle elf Spieler 100 Prozent bringen und einige über sich hinauswachsen", weiß der Chefscout vom heute abstiegsbedrohten Drittligisten.
Dem Klub aus seiner sächsischen Heimat traut er das auch zu:
Ivan Klasnic (Meister mit Werder Bremen 2004)
Es war die Szene seiner Karriere: Als Oliver Kahn der Ball versprang, war Ivan Klasnic zur Stelle, drehte sich und traf ins leere Tor. "Der Ball kam auf meine Schokoladenseite. Das habe ich clever gemacht", sagt Klasnic. Der Treffer ebnete Werder den Weg zum 3:1 in München und damit zur Meisterschaft.
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"Wir haben viele knappe Spiele gewonnen und Eier gezeigt, dass wir in diesem Jahr den Willen hatten, ganz oben mitzuspielen", sagt Klasnic. Entscheidend war der Zusammenhalt zwischen jungen und älteren Spielern.
Cacau (Meister mit VfB Stuttgart 2007)
Als Cacau im Frühjahr 2007 doppelt gegen den FC Bayern traf und eines der Spiele seines Lebens machte, dachte beim VfB noch niemand an den Meistertitel. "Damals haben wir uns eher gefreut, dass wir nächste Saison Champions League spielen", erinnert sich der Stürmer. "Du darfst gegen die Bayern keinen Respekt haben und keinen Zweikampf vermeiden", weiß er:
Das gesamte VfB-Team entwickelte gerade in der Schlussphase der Saison die Gewissheit: "Wir können nicht verlieren." Cacau und Co. gewannen ohne echten Star im Team acht Spiele in Serie und wurden Deutscher Meister.
Felix Magath (als Trainer Meister mit Wolfsburg 2009)
Nach der Hinrunde war der VfL Wolfsburg nur Neunter. Doch Felix Magath ging mit der ihm eigenen Selbstsicherheit davon aus, zumindest einen Champions-League-Platz zu erreichen. "Das hat in der Winterpause keiner geglaubt. Aber durch einen guten Start hat sich das bewahrheitet und der Glaube entwickelt", sagt Magath. "Mit entscheidend war dann das 5:1 im direkten Duell gegen Bayern."
Das Stürmerduo Grafite/Edin Dzeko schoss zusammen 54 Tore und den Klub zur Meisterschaft. "Wir sind aber nicht nur wegen zwei Stürmern Meister geworden, sondern auch, weil wir gut verteidigt haben. Es heißt ja nicht umsonst: Meisterschaften werden hinten geholt", sagt Magath.
Fast auf den Tag genau zwölf Jahre nach dem VfL-Triumph fordert nun Leipzig die Bayern heraus.