RB Leipzigs Trainer Jesse Marsch ringt mit seinem Team, dem Umfeld und verschiedenen Fußballideen. Im Bundesliga-Spiel gegen Borussia Dortmund soll nun der Durchbruch gelingen.
Das beste Bild zur Situation von RB Leipzig in dieser Saison stammt von Jesse Marsch selbst. RB Leipzigs US-amerikanischer Trainer bezeichnete das Team vor einer Woche nach dem 1:1 bei Eintracht Frankfurt als "broken rocket", eine defekte Rakete.
Topspiel am Samstag gegen Borussia Dortmund
Statt mit Überschallgeschwindigkeit durch die Liga zu düsen, zuckeln die Leipziger den eigenen Ansprüchen hinterher. Im Topspiel am Samstagabend gegen Borussia Dortmund (18.30 Uhr/Liveticker und ausführlicher Bericht im aktuellen sportstudio) will Chef-Raumfahrttechniker Marsch die Rakete nun wieder zünden.
RB Leipzig rettet gegen Paris Saint-Germain kurz vor Schluss ein 2:2. Der späte Ausgleich von Dominik Szoboszlai kann das Champions-League-Aus aber nicht verhindern.
Nach dem 2:2 in der Champions League gegen Paris St. Germain beschwor der Coach das Momentum, nun gerade gegen Leipzigs Angstgegner BVB den ersten Topspiel-Erfolg in dieser Saison zu holen: "Ein Sieg gegen Dortmund ist für uns fast Pflicht."
Auf der Suche nach der Identität
In den vergangenen Wochen war in Leipzig zu beobachten gewesen, wie Trainer, Team und Umfeld miteinander rangen. Nach einem desolaten Saisonstart und verunsicherten Auftritten, folgten Wochen, in denen die Mannschaft ihre spielerische Identität suchte.
Aktuell hat sich das Team zwar im neuen Stil gefestigt, spielt aber immer noch zu inkonstant und fängt zu viele Gegentore - besonders ärgerlich: nach Standards -, was in Frankfurt und gegen PSG den Sieg kostete.
Noch am Mittwochabend hatte Marsch gesagt: "Wir machen es uns in vielen Momenten selbst schwer, das macht auch mein Leben sehr schwierig. Wir müssen aus dieser Phase herauskommen, sauberer und sicherer spielen, und dann haben wir hoffentlich das Fundament in der Mannschaft, dass wir einen richtig starken Zusammenhalt haben und alles füreinander tun."
- Mainz 05 punktet auch gegen Gladbach
Drei Mal in Folge hat Mainz 05 in der Fußball-Bundesliga zuletzt gewonnen, nun ist ein Remis dazugekommen. Allerdings war gegen Borussia Mönchengladbach mehr drin als ein 1:1.
Warum tut sich der Red-Bull-Trainer bei RBL so schwer?
Doch wie kann es eigentlich sein, dass ein Trainer, der seit über sechs Jahren im Red-Bull-Fußball sozialisiert wurde und bei zwei Filialen in New York und Salzburg erfolgreich in dem Stil geformt wurde und gearbeitet hatte, sich bei der Aufgabe, auf die er sein ganzes Trainerleben lang hingefiebert hat, so schwertut?
Zur Erinnerung: Der Motivator aus Wisconsin war als Nachfolger von Julian Nagelsmann angetreten, um RB einerseits wieder konsequenter zurück zur ursprünglichen Red-Bull-Fußball-Idee zu führen - mit aggressivem Spiel gegen den Ball als Grundgesetz - und endlich auch gegen große Gegner zu punkten.
Argwohn gegenüber Marschs Spielidee
Nach dem Gipfelstürmer Nagelsmann wollte er das Team nun "over the hump" führen, wie die Amerikaner sagen. Im übertragenen Sinne über den Gipfel hinaus, über die Grenzen, zu Titeln.
Doch der Vorjahres-Zweite RB fremdelte mit Marschs Spielidee. Mannschaft - und auch Fans - fragten sich: Der wildere Stil mit etwa hundert Pässen weniger pro Spiel soll ein Fortschritt sein gegenüber dem kontrollierten Kombinations- und Positionsfußball mit viel Ballbesitz von Nagelsmann?
Die Philosophie schien nicht (mehr) zur Mannschaft und zum Status von RB zu passen. Marsch setzt viel auf Selbstverantwortung, doch in der Verunsicherung wirkte das Team oft alleingelassen.
Jesse Marsch glaubt an Entwicklung und er entwickelt sich auch selbst. Bei RB Leipzig steht der 47-jährige Amerikaner vor seiner bislang größten Herausforderung als Chefcoach.
Marsch mit mehr Nagelsmann-Elementen
Nun deutete er an, auch auf die Mannschaft zu- und eingegangen zu sein, seine zu rigorosen Ideen angepasst und mehr Elemente seines Vorgängers Nagelsmann zugelassen zu haben.
"Wir haben eine bessere Mischung, haben mehr mit Dreierkette gespielt, ein paar Themen aus dem letzten Jahr behandelt, als Julian hier war, die wichtig für die Gruppe sind und wie wir die einsetzen können", erklärte Marsch.
Dazu habe das Team auch die Intensität im Spiel gegen den Ball und bei Standards forciert. RB ist zwar noch weit davon entfernt, selbst ein Topteam zu sein. Doch die Rakete scheint zumindest wieder startbereit.
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