Die Frauen-Bundesliga startet als erste europäische Frauen-Liga wieder in den Spielbetrieb. Aufmerksamkeit und Vorfreude sind groß, in die sich Verdruss bei kleineren Klubs mischt.
Große Vorfreude in der Frauen-Bundesliga: Mit den Partien VfL Wolfsburg gegen 1. FC Köln (Freitag, 14 Uhr) und 1. FFC Frankfurt gegen SC Sand (19.15 Uhr) wird am Freitag die unterbrochene Saison mit dem 17. Spieltag fortgesetzt. Von allen fünf Schauplätzen des Restart-Spieltages gibt es Live-Übertragungen in TV und Stream. Denn wie die Männer-Bundesliga ist auch die deutsche Frauen-Eliteliga europa- und fast weltweit die erste Profiliga, die nach der Corona-Zwangspause wieder ihren Spielbetrieb aufnimmt.
Für Ralf Kellermann, Sportlicher Leiter beim VfL Wolfsburg, kann der gesamte Frauenfußball davon profitieren: Dieser "kämpft schließlich seit Jahren um Anerkennung und dafür, dass die Spielerinnen als Berufssportlerinnen wahrgenommen werden." Siegfried Dietrich, Manager des 1. FFC Frankfurt, bejubelt als Vorsitzender des Ausschusses Frauen-Bundesligen "einen historischen Moment mit großer Strahlkraft über die Grenzen hinaus".
Nach der Coronapause startet die Bundesliga im Frauenfußball wieder in den Spielbetrieb. Das Team von Turbine Potsdam bereitet sich auf die Partie beim SC Freiburg vor.
Auch Frauen-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sieht in dem Restart der Frauen als erste in Europa "ein tolles Zeichen und es zeigt auch eine gewisse Stärke der Liga", so Voss-Tecklenburg (am Samstagabend zu Gast im aktuellen sportstudio) im Fachmagazin "Kicker".
Kritische Stimmen
Anders als die 3. Liga war sich die Frauen-Bundesliga bei der Frage einer Saisonfortsetzung nach außen hin weitgehend einig. Bei der ersten Abstimmung gab es nur eine Enthaltung, bei der zweiten Telefonschalte kam eine große Mehrheit zustande.
Statt Gleichberechtigung amateurhafte Strukturen
Doch mittlerweile mehren sich die kritischen Stimmen. Vor allem von Seiten der Spielerinnen, die in die Überlegungen offenbar nicht ausreichend einbezogen wurden. Das vom DFB angeführte Argument der "Gleichbehandlung von Berufssportlern und Berufssportlerinnen" verfängt nicht bei jenen weiblichen Aktiven, die statt professioneller Rahmenbedingungen nur amateurhafte Strukturen vorfinden.
Statt Vorfreude herrscht so mancherorts Verdruss. Bei jenen Klubs nämlich, wo die meisten Fußballerinnen noch zur Schule gehen, studieren oder arbeiten. Zudem wirft der enge Terminplan – die Saison soll am 28. Juni beendet sein – einige Fragen auf.
Nur mehr Auswärtsspiele für Jena?
Besonders groß ist das Dilemma beim FF USV Jena, wo die Spielerinnen in den sozialen Medien scharfe Kritik übten. Der Vorstandsvorsitzende Torsten Rödiger ist "hin und hergerissen".
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Mit Studiogast Martin Voss-Tecklenburg
Zugeschaltet ist Melanie Leupolz (Bayern München). Außerdem das Abenspiel Bayern - Düsseldorf und ein ausführliches Interview mit Joshua Kimmich.
Weil die Stadt eine Spielgenehmigung für das Ernst-Abbe-Sportfeld mindestens bis 5. Juni verweigert, geht Rödiger davon aus, für die restliche Saison nur Auswärtsspiele zu bestreiten. Für die Partie des Tabellenletzten am 7. Juni gegen Freiburg wurde bereits das Heimrecht getauscht. Danach stehen bis 28. Juni sieben Spiele an.
Er könne zudem die Ängste vor einer Corona-Ansteckung seiner Spielerinnen, die teilweise im Kindergarten oder Krankenhaus tätig sind, verstehen. Und er hat Furcht vor dem Abbruchszenario, das so aussehen könnte: "Nach ein, zwei Spieltagen haben wir mehrere Corona-Fälle - und dann war alles umsonst."