Homophobe Aussagen: Katar-Botschafter sieht Missverständnis

    Homophobe Aussagen:WM-Botschafter Salman sieht Missverständnis

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    Nach einer Welle der Entrüstung über die homophoben Aussagen des WM-Botschafters Khalid Salman, sagt dieser bei Twitter, alles sei ein Missverständnis.

    09.11.22, Katar: Journalist und Sportmoderator Jochen Breyer spricht auf der Reportagereise in Katar mit Khalid Salman
    Jochen Breyer und Khalid Salman
    Quelle: dpa

    Der katarische WM-Botschafter Khalid Salman, der Homosexualität in einer ZDF-Dokumentation als "geistigen Schaden" bezeichnet hatte, fühlt sich missverstanden. Er bedauere, dass seine Äußerungen "aus dem Zusammenhang gerissen" worden seien, schrieb der frühere Nationalspieler am Mittwoch bei Twitter.
    "Es ist weder unsere Religion noch unsere Natur, zu beleidigen oder zu verletzen", erklärte der 60-Jährige und führte aus: "Jeder ist in Katar willkommen, aber unsere Religion und Kultur wird sich durch die Weltmeisterschaft nicht ändern."
    "ZDFzeit: Geheimsache Katar": Blick in ein leeres, hell beleuchtetes Fußballstadion. In der Mitte sind die dunklen Umrisse eines Menschen zu erkennen, der dem Betrachter den Rücken zukehrt
    Sehen Sie die Doku "Geheimsache Katar" hier in voller Länge.15.12.2022 | 43:26 min

    Welle der Entrüstung im deutschen Sport

    Das ist schon sehr beklemmend. Das ist ein Menschenbild aus einem anderen Jahrtausend.

    Leon Goretzka, Fußballspieler

    So kommentierte Nationalspieler Leon Goretzka die Aussage des katarischen WM-Botschafters Khalid Salman. "Das ist nicht das, wofür wir stehen wollen und was wir vorleben", äußerte Goretzka nach dem Bundesligaspiel von Bayern München gegen Werder Bremen (6:1).
    Manuel Neuer will nicht ausschließen, dass auch die Nationalmannschaft noch einmal auf die verschärfte Lage als Folge der Äußerung reagiert. "Das passt keineswegs in unser Weltbild. Es ist traurig, so etwas zu hören", sagte der DFB-Kapitän am Mittwoch: "Über solche Situationen muss man sich Gedanken machen, das müssen wir intern beim DFB mit den Spielerkollegen besprechen."

    Neuendorf sieht FIFA in der Pflicht

    Wie Neuer und Goretzka bezeichnete auch Hasan Salihamidzic die Äußerung als "inakzeptabel", der Frage nach Auswirkungen auf den Bayern-Vertrag mit Qatar Airways wich der Münchner Sportvorstand aber aus: "Da muss man drüber reden, klar, aber das ist jetzt erstmal eine einzelne Person."
    Deutlicher wurde Alexander Wehrle. Der Vorstandsboss des VfB Stuttgart, der sich längst zu seiner Homosexualität bekannt hat, will als Reaktion "nicht einfach zur Tagesordnung" übergehen.

    Eine sexuelle Orientierung mit einer Geisteskrankheit gleichzusetzen - das ist weit weg von jeder Vorstellung, die wir in unserem kulturellen Kreis haben.

    Alexander Wehrle, Vorstandsboss VfB Stuttgart

    Weiter sagte Wehrle bei Sky: "Hier muss einfach Klartext gesprochen werden."
    Das tat Bernd Neuendorf. "Die Entgleisung des WM-Botschafters ist völlig indiskutabel und macht uns fassungslos", sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) der Bild - und sieht den Weltverband am Zug: "Aus unserer Sicht sollte die FIFA ernsthaft prüfen, ob sich hiermit nicht die Ethikkommission befassen muss."

    Katar beteuert, dass alle willkommen seien

    Salman sagte in der am Dienstag ausgestrahlten Dokumentation "Geheimsache Katar" vor laufenden Kameras in einem Interview, Homosexualität sei "haram" - im Islam verboten. Das Interview wurde daraufhin von einem Offiziellen des Organisationskomitees abgebrochen. Salmans Aussage schlug international hohe Wellen bei Politik, Menschenrechtsorganisationen, LGBTQ-Organisationen und Sportlern.
    Katar beteuert seit Monaten, dass auch LGBTQ-Personen bei der Endrunde "willkommen" seien, sofern sie die lokale Kultur respektierten. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch beschuldigt den schwerreichen Golfstaat indes, im Vorfeld der WM LGBTQ-Personen inhaftiert und misshandelt zu haben, was von der Regierung in Doha vehement bestritten wurde.

    Nationalteams-Kapitäne wollen Zeichen setzen

    Die Kapitäne mehrerer europäischer Nationalmannschaften, darunter von Deutschland, Frankreich und England, haben angekündigt, während des Turniers Armbinden in Regenbogenfarben mit der Botschaft "One Love" zu tragen.
    Manu Thiele
    Im Bolzplatz spricht Jochen Breyer mit Manu Thiele über seine Doku "Geheimsache Katar" und darüber, wie es vor Ort war, was die Fans erwartet, und über die Rolle des FC Bayern.08.11.2022 | 13:41 min
    Quelle: sid
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