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Nepomniachtchi gegen Carlsen : Schach-Boom schon vor der WM, aber nur online

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Die heute beginnende Schach-WM trifft auf einen Schach-Boom. Besonders Frauen wurden inspiriert - durch die Streaming-Serie "Damengambit". Die Vereine profitieren noch nicht davon.

Ian Nepomniachtchi (links) und Magnus Carlsen bei einer Pressekonferenz vor der Schach-WM 2021
Ian Nepomniachtchi (links) will Weltmeister Magnus Carlsen den Titel entreißen
Quelle: EPA/Ali Haider

Schach-Weltmeisterschaften gibt es seit 187 Jahren. Aber seit den legendären Duellen zwischen Bobby Fischer und Boris Spasski vor fast 50 Jahren hat kaum ein Endkampf so viel Aufmerksamkeit gefunden, wie es beim Duell zwischen dem norwegischen Titelverteidiger Magnus Carlsen und seinem russischen Herausforderer Ian Nepomniachtchi der Fall sein wird. Das WM-Duell in Dubai fällt mitten in einen Schach-Boom hinein.

Streaming-Serie und Corona sorgen für Schachboom

Der Hype hat neben den beiden Spielern zwei weitere Hauptakteure: Corona und Elizabeth Harmon. In der Streaming-Serie "Damengambit", die im vergangenen Jahr in 63 Ländern auf Platz eins stand, spielt sich Harmon aus dem Waisenhaus zur US-Meisterin hoch und besiegt dabei neben ihrer Alkoholsucht auch die männliche Dominanz in diesem Sport.

Das menschliche Drama spiegelte sich so eindrucksvoll auf dem Schachbrett wider, dass sich viele Zuschauer auf Schach-Portalen in Eröffnungszüge und Endspiele vertieften. Dort trafen sie auf einen schon boomenden Spielbetrieb.

Schach als idealer Online-Sport

Allein im November vergangenen Jahres meldete chess.com laut der Schleswig-Holsteinische Landeszeitung (SHZ) 2,5 Millionen Neuregistrierungen in einem Monat. "Schach ist seit langem auch ein digitaler Sport", sagt der begeisterte Hobbyschachspieler und Ex-Fußballnationalspieler Marco Bode zu ZDFsport.de: "Er eignet sich sehr gut dafür, die Spiele online zu verfolgen."

Es ist ja nicht entscheidend, wie jemand wirklich die Figur von A nach B bewegt.
Marco Bode

In den Schachvereinen, die neben ausgetüftelten Spielzügen auch noch Gespräche und Geselligkeit bieten, trifft der Boom auf gemischte Gefühle. "Schach boomt? Wo denn?", fragt Jens-Uwe Mungard vom Pinneberger Schachclub in der SHZ: "Im Internet ja, aber in den Vereinen merken wir nichts davon."

Viele spielen lieber Corona-Schach - so will ich es mal nennen - als reales Schach.
Jens-Uwe Mungard, Pinneberger Schachclub

An realen Brettern sitzen dagegen die etwa 3.000 Kinder in Bremen, die Dank des von Marco Bode mit-initiierten Projektes "Schach macht schlau" jede Woche eine Stunde Schach im regulären Unterricht haben. "Ich war gestern wieder in einer Grundschule", sagt Bode, "da haben wir erlebt, wie schön es ist, wenn die Kinder sich gegenübersitzen, sich vor der Partie ein gutes Spiel wünschen und dann konzentriert dabei sind."

Schach als Integrations-Tool

Bei dem Projekt geht es Bode um die Stärkung der Kinder insgesamt. "Schach fördert Kinder sehr breit in ihrem Denkvermögen, in ihrer Aufmerksamkeit, in ihrer Lesefähigkeit und anderen Kompetenzen. Darüber hinaus ist es auch ein gutes Tool für die Integration, weil es auch Erfolgserlebnisse für Kinder bietet, die erst vor kurzem aus einem anderen Sprachraum hergekommen sind."

Ganz aus der Nähe erhält die Bundesliga-Mannschaft aus Bodes Klub Werder Bremen im Januar einen zugkräftigen Neuzugang. Aus Hannover wechselt Junioren-Europameisterin Lara Schulze an die Weser. Sie könnte nach Meinung von Experten in den kommenden Jahren den Shooting-Star der deutschen Schachszene, Elisabeth Pähtz, herausfordern.

Männerdominanz wankt

Die Erfurterin Pähtz hat es als erste Deutsche und als erst 40. Frau insgesamt geschafft, sich den Großmeistertitel auch bei den Männern zu sichern. Nicht nur bei Netflix, auch in der Real-Welt gerät die Männerdomäne im Schach langsam ins Wanken.

Doch auch bei den Schach-Männern tut sich in Deutschland etwas. Kurz vor seinem 17. Geburtstag übernahm Großmeister Vincent Keymer aus dem rheinhessischen Saulheim die Führung der deutschen Rangliste, so jung wie noch nie jemand zuvor.

Fußball-Europameister gegen Schach-Weltmeister

Als 14-Jähriger hat Keymer, der seit dem letzten Jahr auch Großmeister ist, Magnus Carlsen einmal einen siebenstündigen Kampf geboten. So lange hielt Marco Bode 2017 bei einem Simultanturnier gegen den Weltmeister nicht mit, ist aber immer noch etwas stolz darauf, dass am nächsten Tag in der Zeitung stand: "Bode verliert gegen Carlsen".

Schachspieler Bincent Keymer bei der Sportreportage am 28.06.2020.

Darum boomt Schach in Deutschland 

Vincent Keymer ist der jüngste Großmeister im Schach, den Deutschland je hatte. Keymer gilt als Jahrhunderttalent und träumt von einer Profikarriere. Kann er Weltmeister werden?

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