Schwimmen: Wellbrock wohldosiert in die EM

    Mit Demut nach Rom:Wellbrock: Wohldosiert in die EM

    von Andreas Morbach
    13.08.2022 | 10:14
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    Bei der WM im Juni fischte Florian Wellbrock noch fünf Medaillen aus den ungarischen Gewässern. Die EM in Rom geht der 24-jährige Spitzenschwimmer des DSV nun zurückhaltender an.

    Olympiasieger Florian Wellbrock bei der Schwimm-WM in Budapest.
    Die Vorbereitung von Corona durchkreuzt - Olympiasieger Florian Wellbrock setzt sich keine allzu großen Ziele für die Schwimm-EM in Rom.
    Quelle: IMAGO / Insidefoto

    Florian Wellbrock muss eine Entschuldigung an Paul Biedermann loswerden - 13 Jahre nach dessen Gala-Auftritten bei der Schwimm-WM in Rom.

    Wellbrock outet sich als Phelps-Fan

    Bei seinem noch immer gültigen Weltrekord über 200 Meter Freistil besiegte der 2016 zurückgetretene Biedermann in der italienischen Metropole unter anderem den großen Michael Phelps. Und der damals elfjährige Wellbrock sah ihm dabei zu Hause vor dem Fernseher zu.

    Schande über mein Haupt: Ich habe damals Michael Phelps angefeuert, nicht Paul Biedermann.

    Florian Wellbrock

    Er sei zu der Zeit eben "ein riesengroßer Michael-Phelps-Fan" gewesen, gesteht der Freiwasser-Olympiasieger von Tokio im Gespräch mit ZDFheute. Wegen der Olympischen Spiele ein Jahr zuvor in Peking.

    Urteil von 2009 revidiert

    Im Water Cube der chinesischen Hauptstadt holte der amerikanische Megastar der Branche acht Mal Gold. Entsprechend erschüttert war der Schüler Wellbrock, als Biedermann gut elf Monate später - es war die Ära der Superanzüge - nach den vier Bahnen Kraul als Erster anschlug.
    Fünftes Rennen, fünfte Medaille. Bei der Schwimm-WM in Budapest hat Florian Wellbrock zum Abschluss Bronze über 10km im Freiwasser gewonnen.30.06.2022 | 1:14 min
    "Das war so ein Unding, das bei mir überhaupt gar nicht in den Kopf reingepasst hatte", erzählt Wellbrock, versichert aber: "Heute beurteile ich das Ganze natürlich anders - und freue mich sehr für Paul, dass er damals so etwas Großartiges geschafft hat."

    Dauerkraulerei mit Folgen

    Großartiges schaffte in den vergangenen vier Jahren auch der gebürtige Bremer selbst. Zuletzt im Juni, mit fünf Medaillen bei fünf Starts bei der WM in Budapest.
    Doch Wellbrocks Dauerkraulerei in Ungarn hatte Folgen. Eine Corona-Infektion kurz nach den Titelkämpfen durchkreuzte seine Vorbereitung auf die Schwimm-EM, bei der die Beckenschwimmer am Donnerstag loslegen. Zehn Tage lang hatte Wellbrock Symptome - und danach dauerte es noch eine Woche, bis seine Tests wieder negativ waren.

    Mit der gebotenen Vorsicht auf den Startblock

    Schon bei seinem letzten Start in Budapest, den olympischen zehn Kilometern im Freiwasser, habe er gemerkt, dass ihm sein enormes Pensum an die Substanz ging. "Wäre ich ausgeruht aus dem Urlaub gekommen, hätte mich Corona vielleicht nicht so umgehauen", mutmaßt der 24-Jährige.
    In Rom tritt Wellbrock deshalb nun mit der gebotenen Vorsicht auf den Startblock. "Wir werden aus der Situation heraus entscheiden, welche Strecken er schwimmt oder ob er abreist", kündigt sein Heimtrainer Bernd Berkhahn an, der zugleich als Bundestrainer für die Langstrecke fungiert.

    Deutliche Worte von Langstrecken-Chef Berkhahn

    Seine Rolle als Teamchef, die er bei den Spielen in Tokio noch ausübte, hat Berkhahn seit Anfang Januar nicht mehr inne. "Seitdem gibt es auch keinen Neuen. Das heißt, wir sind im Leistungssport Schwimmen führungslos - immer noch", erinnerte der 51-Jährige die DSV-Führung kürzlich sehr deutlich.
    Nach dem Saisonhöhepunkt in Budapest, bei dem nur zehn deutsche Beckenschwimmer am Start waren, hat der Verband nun gleich 28 Athlet*innen in das altehrwürdige Freibadstadion des Foro Italico entsandt.

    Weltrekord trotz schnellen Beckens ausgeschlossen

    Neben den Spitzenkräften Wellbrock, Lukas Märtens oder Isabel Gose sollen dabei vor allem junge Talente wie Lara Seifert (19) oder Fabienne Wenske (18) Erfahrungen bei einem internationalen Top-Event sammeln. Märtens, WM-Zweiter über 400 Meter Freistil, denkt dagegen bereits laut über künftige Vergleiche mit seinem Magdeburger Trainingspartner Wellbrock nach.
    "Vielleicht bin ich schon bald schneller als er über 800 oder 1.500 Meter? Das nehmen wir so, wie es kommt", sagt der 20-Jährige. Während Florian Wellbrock trotz des schnellen römischen Beckens schon mal vorwegnimmt: "Einen Weltrekord schließe ich bei mir aus. Dafür war die Vorbereitung doch sehr, sehr suboptimal."

    Wettkämpfe in Rom
    :Schwimm-EM mit Klippensprüngen und Wellbrock

    Ab Donnerstag wird in Rom um EM-Medaillen geschwommen. Das deutsche Schwimm-Team geht geschwächt, aber nicht ohne Hoffnung und mit Weltmeister Wellbrock an den Start.
    Florian Wellbrock
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