Im Frühjahr bestach Lukas Märtens mit mehreren Weltklasseleistungen, nun will er die bei der WM bestätigen. Doch auf die deutsche Schwimmer-Elite wartet noch mehr Arbeit.
Die großartigen Rennen, mit denen Lukas Märtens in den Schwimmbecken von Magdeburg und Stockholm schlagartig auf sich aufmerksam machte, liegen mittlerweile gut zwei Monate zurück. Und dem großgewachsenen Freistilspezialist ist klar, was er damit bewirkt hat. "Der Druck", sagt Märtens im Gespräch mit ZDFheute, "ist für mich dadurch schon ein bisschen größer geworden".
Angriffslustig auf die 400 Meter Freistil
Mit dem Druck besser klarzukommen als bei den Olympischen Spielen im letzten Jahr, als er es mit ebenfalls erstklassigen Vorleistungen bei keinem seiner drei Einzelstarts ins Finale schaffte, das ist die große Herausforderung für den 20-Jährigen bei der Schwimm-WM in Budapest. Die startet an diesem Samstag, und dann wartet auf den gebürtigen Magdeburger gleich sein persönliches Highlight.
Am Samstag beginnen die Beckenschwimmer ihre Wettkämpfe, unter anderem mit den Vorläufen und dem Finale über 400 Meter Freistil. Auf dieser Strecke kraulte Märtens bei den Swim Open im April in Stockholm bis auf 1,53 Sekunden an den Weltrekord seines Landsmanns Paul Biedermann aus dem Jahr 2009 heran - und erklärt nun angriffslustig: "Ich denke, dass da am meisten für mich möglich ist."
Märtens‘ Ringen um mentale Stärke
Märtens‘ Heimtrainer Bernd Berkhahn, seit Januar 2019 zudem als Bundestrainer tätig, bezeichnet die acht Bahnen Kraul seines Eleven vom Frühjahr als "sensationell". Freiwasser-Olympiasieger Florian Wellbrock traut seinem Magdeburger Trainingspartner sogar einen WM-Titel zu - sofern der seine Nerven in den Griff bekomme.
Das Stichwort gefällt Lukas Märtens, schließlich hat er seine Lehren aus den Enttäuschungen von Tokio gezogen:
Der 20-Jährige verweist auf die WM-Qualifikation: "Da habe ich versucht, das abzustellen. Und das hat sehr gut geklappt."
DSV-Schwimmer: Erst WM, dann EM ...
Lockerer an den Start zu gehen, sein eigenes Ding zu machen und nicht nur auf die Konkurrenz zu schauen - dies zu verinnerlichen, dabei halfen ihm nicht zuletzt Vier-Augen-Gespräche mit einer Psychologin in Magdeburg. "Wir sind schon daran", berichtet Märtens, "für Wettkämpfe wie bei den Olympischen Spielen in Paris die richtigen Taktiken und Automatismen für mich zu entwickeln."
Zunächst einmal steht jedoch die WM in der ungarischen Metropole an, Mitte August wartet auf die internationale Schwimm-Elite zudem die EM in Rom. Weil er in diesem Jahr so viele Starts und Wettkämpfe wie möglich absolvieren will, findet Märtens diesen doppelten Saisonhöhepunkt zwar gut, vermutet aber schon: "Das wird schwierig, vor allem auch den Kopf fit und die Spannung noch bis zur EM zu halten."
... und dazwischen die "Finals" in Berlin
Einige der elf Bahnenschwimmer des DSV, die bei der WM in Budapest starten, legen nach ihren letzten Rennen in der Duna Arena sogar auch noch einen Blitztrip zu den deutschen Meisterschaften in Berlin hin. Die "Finals" dort beginnen am 23. Juni, nach dem fünften von achten WM-Tagen bei den Becken-Spezialisten.
Die Brustschwimmerin Anna Elendt etwa fliegt am Morgen des 26. Juni, dem abschließenden Tag der "Finals", von Budapest in die deutsche Hauptstadt, um dort dann über 200 Meter anzutreten.
Und auch Isabel Gose ist auf eine schnelle Abreise aus Ungarn vorbereitet. Wenn alles glatt läuft, tritt die 20-Jährige erst im WM-Finale über 800 Meter Freistil auf den Startblock - und schwimmt zwei Tage später dann über dieselbe Distanz bei den deutschen Meisterschaften in Berlin.
"Ich bin da total offen und freu' mich auch auf Berlin", erklärt Gose im Gespräch mit ZDFheute, grübelt aber zugleich: "Ob ich da dann noch Bestleistungen abrufen kann, ist natürlich eine andere Frage."