Fernziel Vendée Globe: Heimspiel für Boris Herrmann
Fernziel Vendée Globe:Heimspiel für Hochseehelden Herrmann
von Tatjana Pokorny
05.09.2022 | 08:33
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Segel-Star Boris Herrmann tauft sein neues Boot am 6. September in Hamburg. Wie gut ist die Rennyacht, die eher an einen Geländewagen als an ein filigranes Formel-1-Gerät erinnert?
Mit der neuen Rennyacht "Malizia - Seaexplorer" wird Skipper Boris Herrmann bei der nächsten Vendée Globe wieder angreifen.
Quelle: ZDF
Ein Jahr Bauzeit und 80.000 Design- und Arbeitsstunden sind in Boris Herrmanns neue Rennyacht geflossen. Ihr Stapellauf fand am 19. Juli im bretonischen Lorient statt. Am 6. März wird Team Malizias neuer Stolz um 13.15 Uhr im Hamburger Traditionsschiffhafen offiziell getauft.
Rund 100 Schulkinder werden die Taufpaten der "Malizia - Seaexplorer" sein, die ihren Hamburger Skipper und sein Team in den kommenden drei Jahren zweimal erfolgreich um die Welt tragen soll. Fans und Gäste aus Politik, Wirtschaft und Sport werden sich beim Anblick der farbenfrohen Yacht vom Typ Imoca fragen: Was kann dieses Boot leisten?
Die Rennyacht "Malizia - Seaexplorer": Bewusst robust gebaut
Boris Herrmann, der mit seiner abenteuerlichen Vendée-Globe-Premiere 2020/2021 zu Deutschlands bekanntesten Sportlern und Klimakämpfern aufstieg, sagt: "Wir waren im Training positiv überrascht, weil das Boot bei wenig Wind so schnell war. Dafür ist das Schiff eigentlich nicht gemacht. Wir haben eine kürzere Wasserlinie, konnten aber erstaunlich gut mithalten."
Die "Malizia - Seaexplorer" ist bewusst robust gebaut. "Wir wollten ein Boot, das auch bei rauen Segelbedingungen hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten beibehalten kann", erklärt Herrmann. Deswegen habe sich sein Team in Kooperation mit dem französischen Konstruktionsbüro VPLP für rundere Linien und einen geschwungenen Rumpf entschieden.
Außerdem haben wir das Boot noch stabiler als seine Vorgängerin gebaut.
Boris Herrmann
In den Farben der UN-Nachhaltigkeitsziele um die Welt
Der auffallend bunte Look des Bootes und seiner Segel lehnt sich an die UN-Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für eine nachhaltige Weltentwicklung an. "Grün beispielsweise steht für den Respekt vor den ökologischen Grenzen der Erde und den Kampf gegen den Klimawandel", erklärt Herrmann. Sein Renngeschoss zeigt die sportlich-ökologisch doppeldeutige Botschaft "A race we must win - Climate Action now".
Noch farbenprächtiger kommt der mit Punkten und Symbolen übersäte Spinnaker daher, den die international renommierte Künstlerin Sarah Morris entworfen hat. Projektinitiator und Deichtorhallen-Generaldirektor Dirk Luckow sagt: "Mit seinen 400 Quadratmetern ist das Segel wohl das größte Kunstwerk, das jemals die Erde aus eigener Kraft umsegelt."
Sarah Morris vergleicht die Kunst mit der Navigation
Die in New York lebende Morris, deren Werke unter anderem in der Londoner Tate Gallery of Modern Art und auch in Deutschland zu sehen sind, sagt: "Kunst ist für mich wie eine Art der Navigation. Mir gefällt die Idee, die Kraft des Windes und der Farben der Malizia zu nutzen, um sie - auch als Plattform, die den Klimawandel thematisiert - durch die Ozeane der Welt segeln zu lassen."
Der Kampf gegen den Klimawandel ist Thema des Malizia Ocean Festivals, das am 6. und 7. September zur Bootstaufe im Sandtorhafen bei den Magellan-Terrassen gefeiert wird. Podiumsdiskussionen, Informationsstände zur nachhaltigen Schifffahrt, Food-Trucks und Live-Musik begleiten den Klimagipfel unter Segeln. Als Co-Autoren stellen der Segelprofi und seine Frau Birte Lorenzen-Herrmann ihr neues Kinderbuch "My Ocean Challenge - Kurs auf Klimaschutz" vor.
Das neue Boot bietet eine total andere Welt. Es ist eine gute Welt.
Boris Herrmann
Erster Test am 14. September
Das Fest bietet Fans die Gelegenheit, das neue gut 18 Meter lange Boot bei der Anfahrt auf der Elbe und am Dock aus nächster Nähe zu sehen, bevor die Herrmann-Crew am Donnerstag wieder die Leinen loswirft. Es geht zurück nach Lorient. Dort steht für den 41-jährigen viermaligen Weltumsegler ab 14. September der erste Regattatest bei der Defí Azimut an.
Am 6. November startet Herrmann solo in die Transatlantik-Härteprüfung der Route du Rhum, bevor mit seiner Crew ab 15. Januar 2023 am wichtigsten Mannschaftsrennen um die Welt teilnimmt: The Ocean Race führt seine Herausforderer in sieben Etappen mit einem "Flyby" in Kiel um die Erde. Fernziel ist Herrmanns zweite Vendée-Globe-Teilnahme 2024/2025.
Die Vendée Globe - die härteste Segelregatta der Welt. Nur der Skipper und ca. 28.000 Seemeilen vom Atlantik entlang des Südpolarmeers und wieder zurück. Mit dabei: Boris Herrmann.