Weltumseglung: Teams und Etappen - Alles zum Ocean Race 2023

    Das Ocean Race 2023:Punktejagd über alle Weltmeere

    von Tatjana Pokorny
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    Am Sonntag ertönt in Alicante der Startschuss zur wichtigsten Team-Segelregatta um die Welt. Nie waren auf mehr Booten deutsche Segler im Einsatz als im 50. Jubiläumsjahr.

    Die Rennyacht Malizia mit Skipper Boris Herrmann.
    Die Rennyacht Malizia mit Skipper Boris Herrmann
    Quelle: ZDF

    Zum 14. Mal seit 1973/1974 findet die wichtigste Weltumseglung für Teams statt. Als am 8. September 1973 der Startschuss zum Whitbread Round the World Race fiel, konnte niemand ahnen, dass dieses Segelrennen zur wichtigsten Mannschaftsregatta um die Welt aufsteigen würde. Heute heißt es "The Ocean Race" und rast 50 Jahre nach seiner Premiere mit schillernder Vergangenheit in die Zukunft.
    Mit nur fünf Booten kreuzt die historisch kleinste Flotte ab 15. Januar zum 14. Kräftemessen auf. 1973 hatten 19 Yachten das erste Kapitel des Meeres-Marathons bestritten. Eine Rekordflotte von 29 Booten segelte bei der dritten Auflage 1981/1982 um die Welt.
    Segeln
    Gutes Omen für Skipper Boris Herrmann. Eine Woche vor Beginn des Ocean Races hat er mit seinem Team Malizia das Hafenrennen der Segelregatta gewonnen.10.01.2023 | 1:24 min

    Vier deutsche Teilnehmer auf drei Booten

    Die Corona-Pandemie und ihre Folgen sowie der Umstieg auf die neue, aus der Solo-Weltumseglung Vendée Globe bekannte Bootsklasse Imoca haben zum überschaubaren Feld geführt. Für die Zukunft sind die Veranstalter optimistisch. Renn-Manager Richard Brisius aus Schweden sagt: "Wir befinden uns in einer Transitionsphase, bauen das Rennen um. Es werden noch viele Rennen folgen."
    Nie zuvor waren bei einem Ocean Race auf so vielen Booten deutsche Segler im Einsatz: Boris Herrmanns Neubau "Malizia - Seaexplorer" startet mit dem Hamburger Skipper und internationaler Crew unter deutscher Flagge. Die französisch-deutsche Co-Produktion "Guyot Environment - Team Europe" bringt mit Co-Skipper Robert Stanjek und Crew-Mitglied Phillip Kasüske vom Offshore Team Germany zwei Berliner ins Spiel.
    Einzige deutsche Seglerin ist bei dieser Auflage Susann Beucke aus Strande bei Kiel. Ihre Vorfreude ist entsprechend groß:

    Für mich erfüllt sich ein Lebenstraum.

    Susann Beucke

    "Sanni" Beucke ist Crew-Mitglied im Schweizer Team "Holcim - PRB" mit Skipper Kevin Escoffier, setzt aber zum Auftakt noch aus. Die 31-jährige 49erFX-Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Spiele von Japan blickt ein Jahr nach ihrem Umstieg in den Hochseesegelsport ebenso ihrer Ocean-Race-Premiere entgegen wie ihre erfahreneren drei Landsmänner.

    Fünf Boote, sieben Etappen

    Neben den drei Booten mit deutscher Beteiligung kämpfen Charlie Enrights US-Team 11th Hour Racing und Paul Meilhats französische "Biotherm"-Crew in der Imoca-Flotte um Sieg und Podiumsplätze. Zu absolvieren sind beim 14. The Ocean Race von Alicante bis in den Zielhafen Genua sieben Etappen.

    1. Etappe: Alicante - Kapverden
    Start: 15. Januar; erwartete Ankunft: 20./21. Januar
    1.900 Seemeilen 
    2. Etappe: Kapverden - Kapstadt/Südafrika
    Start: 25. Januar. erwartete Ankunft: 9. Februar
    4.600 Seemeilen
    3. Etappe: Kapstadt - Itajai/Brasilien
    Start: 26. Februar; erwartete Ankunft: 1. April
    12.750 Seemeilen 
    4. Etappe: Itajai/Brasilien - Newport/USA
    Start: 23. April; erwartete Ankunft: 10. Mai 
    5. Etappe: Newport/USA - Aarhus/Dänemark
    Start: 21. Mai; erwartete Ankunft: 30. Mai
    3.500 Seemeilen
    6. Etappe: Aarhus/Dänemark - Fly-By Kiel - Den Haag/Niederlande
    Start: 8. Juni; Kiel; erwartete Ankunft: 11. Juni
    800 Seemeilen
    7. Etappe: Den Haag/Niederlande - Genua/Italien
    Start: 15. Juni; erwartete Zielankunft: 1. Juli
    2.200 Seemeile

    Als Königsetappe gilt nach den ersten beiden Abschnitten zu den Kapverden und weiter nach Kapstadt die längste Etappe der Renngeschichte. Sie führt von Kapstadt über 12.750 Seemeilen und etwa einen Monat nonstop ins brasilianische Itajaí. Der Kurs lässt die Crews alle drei berühmten Südkaps - das Kap der Guten Hoffnung (Südafrika), Kap Leuwin (Australien) und Kap Hoorn (Südamerika) - passieren.

    Königsetappe mit Gefahrenpotenzial

    Diese brutalste Herausforderung des Rennens führt die etappenweise rotierenden vierköpfigen Crews mit jeweils mindestens einer Seglerin plus Anbord-Reporter in die "Brüllenden Vierziger" und "Schreienden Fünfziger" Breitengrade des Southern Oceans.
    Boris Herrmann auf seinem Segelboot
    Vendée Globe: Die wohl härteste Segelregatta der Welt. Ein Skipper auf 28.000 Seemeilen rund um die Welt. Beeindruckende Bilder, große Emotionen und ein dramatisches Ende.31.01.2021 | 42:59 min
    Wie gefährlich diese und andere Passagen für die Segler sein können, rief der letzte tödliche Unfall in Erinnerung: 2018 war der Brite John Fisher vom Team Sun Hung Kai Scallywag 1.500 Seemeilen westlich von Kap Hoorn über Bord gegangen. Er blieb trotz dramatischer Sturmsuche seiner Crew verschollen. Charlie Enright vom Team 11th Hour Racing bringt die lauernden Gefahren gut auf den Punkt:

    Das Ocean Race fordert alles von dir. Es wird zu einem Teil von Dir und du zu einem Teil von ihm. Es ist das härteste Team-Abenteuer unserer Meere.

    Charlie Enright vom Team 11th Hour Racing

    Das Rennen von und nach Europa birgt eine spannende Schlussphase im Sommer: das dänische Aarhus, der "Fly-By" in Kiel am 9. Juni, der Sprint nach Den Haag und der Showdown in Genua bringen die Spannung auch deutschen Fans ganz nah.

    Finale in Europa, einfache Wertung

    Die Wertung ist einfach: Es gewinnt das Team mit den meisten Punkten. Etappensieger erhalten fünf Punkte - so viele, wie Yachten teilnehmen. Der Zweitplatzierte bekommt einen Punkt weniger und so weiter. Auf zwei Etappen werden über Zwischenwertungen doppelte Punktzahlen vergeben. Außerhalb der Ocean-Race-Wertung bestreitet die zweite Flotte von sechs VO65-Yachten im The Ocean Race VO65 Sprint Cup nur drei der sieben Etappen.
     
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