Kaum hat Boris Herrmann seine Premiere im härtesten Solo-Segelrennen der Welt als Fünfter erfolgreich beendet, hat er schon den Folgeeinsatz ins Visier genommen.
Segler Boris Herrmann spricht über die Vendée Globe, der wohl härtesten Segelregatta der Welt. 80 Tage war er alleine auf See - eine Grenzerfahrung. Moderation: Sven Voss
Profisegler Boris Herrmann hat im aktuellen Sportstudio verkündet, dass er auch die kommende Vendée Globe bestreiten will.
"Während des Rennens verflucht man es oft. Dann überquert man die Ziellinie. Das ist wie eine riesige Schmerzpille: Man vergisst die Einsamkeit und die Härten und ist sofort wieder von der Faszination eingenommen", so Herrmann. Auch seine Ehefrau Birte Lorenzen-Herrmann habe schon ihr Einverständnis gegeben.
Nach der Vendée Globe ist vor der nächsten
Für seinen zweiten Vendée-Globe-Gipfelsturm in den Jahren 2024/2025 planen der 39-jährige Herrmann und sein Team den Bau einer neuen Rennyacht. Der Verkauf der "Seaexplorer - Yacht Club de Monaco", die ihn gerade in gut 80 Tagen um die Welt getragen hat, steht bevor. "Ich bin guter Dinge, dass wir das alles hinbekommen. Wir haben viele gute Ideen und wollen beim nächsten Mal natürlich auch gerne um den Sieg mitsegeln", sagte Herrmann, der die Welt vor seinem Soloeinsatz bereits dreimal mit Mannschaften umrundet hatte und über Segelerfahrung von mehr als 150.000 Seemeilen verfügt.
Den möglichen Sieg, in jedem Fall das Podest im Visier, wird Boris Herrmann im Finale der Vendée Globe durch eine Kollision mit einem Fischerboot dramatisch ausgebremst.
Mit der eben beendeten Vendée-Globe-Premiere hat Boris Herrmann in Deutschland ein Millionen-Publikum für sich und seinen Sport gewonnen. Unvergessen bleibt der Schock der Kollision mit einem Fischerboot, die ihn im Finale der Vendée Globe-Premiere am 27. Januar den möglichen Sieg oder Podiumsplatz gekostet hat.
In die Herzen seiner vielen neuen Fans hat sich der historisch erste deutscher Teilnehmer am "Mount Everest des Segelsports" mit einem starken fünften Platz, dem leidenschaftlichen Teilen seines Abenteuers, viel Kommunikationstalent und nachhaltigem Engagement im Kampf gegen den Klimawandel gesegelt.
Die wohl härteste Segelregatta der Welt. Nur der Skipper und ca. 28.000 Seemeilen rund um die Welt. Beeindruckende Bilder, große Emotionen und ein dramatisches Ende.
Ozean-Abenteuer mit "Meerwert"
Der 39-Jährige hat die neunte Auflage des Nonstop-Rennens um die Welt in ereignisarmen Corona-Zeiten zu einem miterlebbaren Sport-Abenteuer mit "Meerwert" gemacht. Dieser Funke sprang in der Heimat über. So empfand es auch Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl, der Herrmann im aktuellen Sportstudio dafür dankte.
"Ich möchte Boris Herrmann persönlich und im Namen von Borussia Mönchengladbach zu einer großartigen Reise um die Welt gratulieren", so Eberl.
Herrmann mit Höhenangst: Überwindung, in den Mast zu klettern
Während Herrmann alleine auf See wenig von der wachsenden Begeisterungswelle zuhause mitbekam, kämpfte er sich durch die Höhen und Tiefen des Rennens. Als dramatischstes Ereignis hat er das Auseinanderbrechen der Rennyacht von Konkurrent Kevin Escoffier in Erinnerung. Und die damit verbundene Rettungsaktion in stürmischer Südatlantik-Nacht, an der er selbst beteiligt war. Die meiste Überwindung habe ihn das Klettern in den 29 Meter hohen Mast seines Bootes gekostet, weil er Höhenangst habe.
Unter dem Strich, sagt Herrmann, sei er glücklich mit seinem Ergebnis und stolz darauf, die Yacht - abgesehen von den Folgen der Last-Minute-Kollision - nach der vierjähriger akribischer Vorbereitung und dreimonatigem Härteeinsatz im "picobello Zustand" über die Ziellinie gebracht zu haben. Dass sein Boot mit eigenem Labor zur automatischen Sammlung von Meeresdaten nicht nur als Rennziege, sondern auch in wissenschaftlicher Mission im Einsatz war, habe ihn zusätzlich motiviert.