Mit Lara Gut-Behrami und Petra Vhlova streiten eine technisch versierte Speedfahrerin und eine Allrounderin um den Gesamtweltcup. Richtig spannend wird es bei den Männern zugehen.
Es gab Jahre im Ski-Weltcup, da bargen die finalen Rennen so viel Spannung wie der Kampf um die Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga am Ende der Saison - also keine. Denn wer im Gesamtweltcup ganze vorne landete, stand in der Regel schon davor fest, zu dominant waren der mittlerweile zurückgetretene Marcel Hirscher und Mikaela Shiffrin.
Kopf-an-Kopf-Rennen in Lenzerheide erwartet
Im vergangenen Winter hatte die Corona-Krise ein Herzschlag-Finale um den Gesamtweltcup verhindert. Doch dieses Jahr bleibt es in Lenzerheide vermutlich bis zu den letzten Schwüngen ein Kopf-an-Kopf-Rennen: zwischen der Schweizerin Lara Gut-Behrami und Petra Vlhova aus der Slowakei - sowie Marco Odermatt, Teamkollege von Gut-Behrami und dem Franzosen Alexis Pinturault bei den Männern.
Die Spannung wird auch noch durch unterschiedliche Herangehensweisen der Protagonisten befeuert. Vhlova und Pinturault kommen aus den technischen Disziplinen. Gut-Behrami und Odermatt sind in der Jugend als Allrounder aufgebaut worden.
Lara Gut-Behrami Gesamtsiegerin 2016
Die Schweizerin hat den Gesamtweltcup schon einmal gewonnen, 2016 war das, eine logische Konsequenz aufgrund ihres Talents und ihrer Vielseitigkeit. Sie war schon früh in drei Disziplinen unterwegs. Mit 16 stand sie bereits im Super-G und in der Abfahrt auf dem Podest, mit 17 im Riesenslalom.
Gut-Behrami fuhr auch einmal passabel Slalom, aber diese Disziplin bestritt sie meist nur im Rahmen von Kombinations-Wertungen. Marco Odermatt wurde vor drei Jahren Junioren-Weltmeister in der Abfahrt, im Super-G, im Riesenslalom und in der Kombination. Auf den Slalom verzichtet er mittlerweile komplett.
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Vlhova mit Stufenplan
Der Karriereaufbau des 23-jährigen ist aber nicht mehr typisch. Oftmals gibt es einen exakten Stufenplan, dem auch Vhlova und mit Abstrichen Pinturault folgen. "Die Ziele heißen: Schritt für Schritt. Ich versuche, nicht zu weit vorauszudenken", sagt die Slowakin Vhlova gerne.
In den ersten zwei, drei Jahren im Weltcup startete Vhlova fast nur im Slalom. Erst als sie sich da unter den beste 30 etabliert hatte, nahm sie auch den Riesenslalom in Angriff. Dann, als sie in beiden Disziplinen zur Weltelite gehört, erweiterte sie ihr Portfolio um Abfahrt und Super-G.
Im Skisport Karriere zu machen war für deutsche Nachwuchsfahrer schon immer kostspielig und zeitaufwändig. Hinzu kommen jetzt die Klimaveränderungen.
Vlhova wie eine "Maschine"
In dieser Saison bestritt Vhlova als einzige Athletin alle Rennen. Zum ersten Mal in ihrer Karriere stand sie im Super-G auf dem Podest, als Zweite von Garmisch-Partenkirchen. In der Abfahrt fuhr sie einige Top-Ten-Resultate ein.
Ihr Trainer Livio Magoni bezeichnete die trainingsfleißige 25-Jährige einmal als "Maschine". Seine Aufgabe sei es, sie "wie ein Auto zu tunen, damit sie alle PS auf die Straße bringt", erklärte er in der "SZ".
Pinturault von Anfang an vielseitig
Pinturault war von Anfang an ein wenig breiter aufgestellt, denn seine Kernkompetenz war von jeher der Riesenslalom, der als Basis für die schnellen Disziplinen gilt. "Schon sehr viele Fahrer waren zuerst im Riesenslalom gut und machten danach den Schritt komplett in die Speed-Disziplinen", sagt Odermatt.
Die Zeiten, als ein Luc Alphand oder ein Alberto Tomba mit nur zwei Disziplinen den Gesamtweltcup gewannen, sind längst vorbei. Sogar Ausnahmekönner und Seriensieger wie Hirscher und Shiffrin starteten und starten gelegentlich in den schnellen Disziplinen - und das mit Erfolg.
Zwei Disziplinen reichen nicht mehr
Pinturault expandierte früh, fuhr alle Slaloms und dann auch fast alle Super-G-Rennen. "Wer es schafft, in drei Disziplinen zu einem Podestfahrer zu werden, denkt früher oder später an den Gesamtweltcup“, sagt Odermatt.
Es ist nur ein Frage, von welcher Seite man sich dem Ziel, der Saisonbeste zu sein, nähert.