Katharina Hennig macht mit guten Platzierungen Hoffnungen auf Erfolge in der kriselnden deutschen Skilanglauf-Sparte. Das hat viel mit dem Wechsel in den WM-Ort Oberstdorf zu tun.
Ihre bislang letzte WM-Medaille haben Deutschlands Skilangläufer vor inzwischen zehn Jahren gewonnen, die Männer-Staffel holte seinerzeit Bronze. Deshalb fallen Topergebnisse wie der zweite Platz von Katharina Hennig zu Jahresbeginn bei einer Etappe der Tour de Ski in Val di Fiemme umso mehr auf. Die Tour de Ski ist alljährlich das Highlight im Weltcup und so etwas wie die Tour de France für die Ausdauersportler in der Loipe.
Langläuferin Katharina Hennig muss sich bei der Tour de Ski in Val di Fiemme im Massenstart über zehn Kilometer nur der Russin Natalja Neprajewa geschlagen geben.
Hennig: In der Weltspitze angekommen
Wer hier bestehen will, braucht neben einer Topform auch einen extrem starken Willen. Genau über den verfügt Katharina Hennig, die sich seit Jahren Schritt für Schritt in die Gilde der besten Skilangläuferinnen der Welt vorarbeitet.
Nach ihrem ersten Weltcup-Podestplatz im vergangenen Winter (Platz 3 ebenfalls in Val di Fiemme) fehlten ihr diesmal nur noch 2,4 Sekunden zum ersten Sieg. Damit ist Hennig endgültig "in der erweiterten Weltspitze angekommen", wie der sportliche Leiter Andreas Schlütter sagt.
Wechsel nach Oberstdorf hilft beim Aufstieg
Der Aufstieg der Sächsin hat viel mit ihrem 2018 vollzogenen Wechsel von Oberwiesenthal nach Oberstdorf zu tun. Ausschlaggebend waren dafür vor allem private Gründe, denn Hennig ist mit dem Auswahl-Langläufer Christian Dotzler liiert.
Privates Glück und perfektes Trainingsumfeld
Zum privaten Glück kam das perfekte Trainingsumfeld in Oberstdorf. Im Allgäu übt der Großteil der deutschen Skilanglauf-Elite, damit hat Hennig schon im Training harte Konkurrenz.
Zudem ist Stefan Dotzler ihr neuer Haupttrainer, der Vater ihres Freundes Christian. Er wohnt im gleichen Haus wie das junge Paar - freilich mit separatem Eingang - und das hat für Hennig vor allem Vorteile. Klare Regeln sorgen dafür, dass Privates und Sportliches getrennt bleibt. "Das funktioniert sehr gut", sagt sie.
Heim-WM in Oberstdorf das große Ziel
Der Wechsel nach Oberstdorf bedeutet auch, dass Katharina Hennig in nicht einmal vier Wochen eine echte Heim-Weltmeisterschaft bestreiten kann.
Das deutsche Skilanglauf-Team hat seit Jahren auf diese Nordische Ski-WM (24. Februar bis 7. März) im Allgäu mit dem Ziel hingearbeitet, endlich wieder eine Medaille zu gewinnen. Die Chancen dafür sind freilich gering, selbst für die Vorzeigeläuferin Katharina Hennig.
"Ich rechne nicht mit einer Medaille"
"Ich rechne nicht mit einer Medaille. Dazu müsste ich in noch besserer Form als bei der Tour de Ski sein, Topmaterial haben und den Tag meines Lebens erwischen", sagt sie. Es fehle einfach noch der letzte Schritt zu den Topläuferinnen der Welt, die regelmäßig aufs Podest laufen.
Bei Katharina Hennig muss (derzeit noch) alles zusammenkommen, damit es für ganz vorn reicht. Aber schließlich ist die Medaillengewinnerin bei U23- und Junioren-Weltmeisterschaften erst 24 Jahre alt, damit steht sie in dieser Ausdauer-Sportart erst am Anfang ihrer Karriere.
Auf dem richtigen Weg
Die extremen Trainings-Belastungen, die Bedingung für Topergebnisse sind, können im Skilanglauf nur langsam gesteigert werden. Hennig ist inzwischen bei jährlich 750 Ausdauerstunden angekommen, die Weltspitze wie die Norwegerin Therese Johaug dürfte bei 850 liegen.
Die beiden Weltcup-Podestplätze haben Katharina Hennig jedoch darin bestätigt, dass sie auf dem richtigen Weg ist: "Ich habe gesehen, dass es tatsächlich geht. Damit wächst natürlich das Selbstbewusstsein. Und das ist im Skilanglauf enorm wichtig, weil es im entscheidenden Moment auch um die Psyche und deinen Willen geht."
Der große Traum vom Podest
Genau dieses Feuer einer großen Selbstmotivation brennt in Katharina Hennig. Deshalb will sie mittelfristig natürlich auch aufs WM-Podest: "Natürlich ist es mein ganz großer Traum, das zu schaffen." Damit die lange Durststrecke der deutschen Skilangläufer endet, denn die letzte Einzel-Medaille (Tobias Angerers Bronze im 50-Kilometer-Rennen) liegt sogar schon zwölf Jahre zurück.