Markus Eisenbichler geht als Mitfavorit in die Skiflug-WM in Planica. Der dreimalige Weltmeister von 2019 profitiert neben seiner Topform auch von der (Corona)-Ruhe in den Stadien.
Markus Eisenbichler hat zum Auftakt der Skiflug-WM in Planica die Qualifikation für sich entschieden. Karl Geiger landete auf Rang vier.
Selbst im Springerhotel Kompas in Krajnska Gora hängen in vielen Zimmern große Flugbilder von Markus Eisenbichler. Sie sind ein weiteres Zeichen dafür, dass der deutsche Überflieger zu den großen Mitfavoriten bei der Skiflug-Weltmeisterschaft an diesem Wochenende in Planica (live im ZDF) gehört. Ursprünglich hatten die findigen Organisatoren in Slowenien den Plan, auf dem riesigen Parkplatz unterhalb der gigantischen Schanze zumindest in Autos sitzende Zuschauer zuzulassen.
Doch die Corona-Zahlen sorgen dafür, dass das Hupkonzert bei weiten Flügen ausfällt. Was die Chancen von Markus Eisenbichler auf den ersten deutschen Triumph beim Flug-Championat seit dem von Severin Freund im Jahr 2014 eher erhöhen dürfte.
Eisenbichler ohne Störgeräusche besser
Geisterspringen machen es dem Ur-Bayern ganz offenbar leichter, perfekte Flüge im Wettkampf zu zeigen. Das war nämlich in den meisten der vergangenen Winter seine größte Schwäche: Er konnte die Top-Leistungen aus dem Training in den Wettbewerben oft nicht bestätigen. Genau darüber hat der Perfektionist im vergangenen Sommer "extrem viel nachgedacht".
Dass Eisenbichler coronabedingt mehr Zeit für sich und seine Hobbys - Bergtouren, Klettern, Kajakfahren, Mountainbike - hatte, kam ihm dabei entgegen. "Ich habe mich früher selbst zu sehr unter Druck gesetzt. Dabei kann ich doch glücklich sein, diesen Sport überhaupt machen zu können", sagt er.
Drei Norweger - und dahinter Markus Eisenbichler. Der Bayer ist beim zweiten Skispringen in Nischni Tigil nach Platz 7 im ersten Durchgang auf Platz 4 gelandet.
Nach Sturz fast im Rollstuhl gelandet
Das gilt für ihn tatsächlich noch mehr als für andere Flieger, schließlich wäre Eisenbichler nach einem schweren Sturz in Oberstdorf fast einmal im Rollstuhl gelandet. Es war im September 2012, als er bei einem Trainingsversuch nach dem Absprung die Kontrolle verlor und kopfüber auf den Hang stürzte. Der dritte Brustwirbel war gebrochen, vier weitere angebrochen.
Doch er rappelte sich auf, kämpfte danach viele Jahre um den Durchbruch als Skispringer. Der im schließlich endgültig mit seinem sensationellen Dreifach-Titelgewinn bei der WM 2019 in Seefeld gelang.
Eisenbichler hat gute Erinnerungen an Planica
In jenem Winter gewann er auch seinen ersten Weltcup. Das war ausgerechnet in Planica, wo jetzt die Skiflug-WM über die Bühne geht. Der Erfolg führte allerdings auf der Achterbahn seiner Karriere im vergangenen Winter wieder zu Verkrampfungen und Rückschlägen. "Markus hatte den WM-Rucksack auf. Den hat er jetzt zum Glück abgelegt", analysiert Bundestrainer Stefan Horngacher. "Ruhiger und erwachsener" fühlt sich Markus Eisenbichler selbst.
Skispringer Markus Eisenbichler ist mit zwei Einzelsiegen in die neue Saison gestartet. Doch neben den Höhen hat er auch die Tiefen des Sportlerdaseins kennengelernt.
Er war schon den ganzen Sommer der alles überragende Flieger im deutschen Team und hat das im Schnee bestätigt. Zwei Weltcup-Siege in Wisla/Polen und Ruka/Finnland hat er in diesem kurzen Winter schon gefeiert, geht als Zweiter im Gesamtweltcup hinter dem Norweger Halvor Egner Granerud in die WM auf einer der größten Flugschanzen der Welt.
Zwischen Schwerelosigkeit und totaler Freiheit
Für diese extremste Form des Skispringens ist Markus Eisenbichler wie geschaffen. Kaum ein anderer besitzt so viel Fluggefühl wie der 29 Jahre alte Mann, der mit 248 Metern auch den Deutschen Rekord im Skifliegen hält. Er fühlt sich während der achtsekündigen Luftfahrt wie "Aladin auf dem fliegenden Teppich".
-
Ein Mix aus "Schwerelosigkeit und totaler Freiheit: Die Sorgen und Ängste im Leben verschwinden." Diese poetischen Worte sind ähnlich grandios wie seine WM-Chancen: Wenn dieser Zauberer der Lüfte am Wochenende seine Topform erreicht, werden es alle anderen schwer haben, ihn zu schlagen.