Beim BVB und Arsenal erarbeitete sich Sven Mislintat den Ruf als Talenteentdecker. Den Wunsch, Sportdirektor zu sein, erfüllte erst der VfB Stuttgart.
Wer Sven Mislintat zuhört, kann leicht ins Schwärmen geraten. Spieler zu entdecken und zu entwickeln, klingt fast wie ein Kinderspiel, das für den Daten-Freak zur Lebensaufgabe geworden ist.
Die Liste seiner Entdeckungen ist lang. Viele sind zu Stars gereift. Robert Lewandowski, Ilkay Gündogan, Mats Hummels oder Jadon Sancho sind nur die Spitze des Eisberges.
Der VfB öffnet Türen
In elf Jahren Dortmund und zwei bei Arsenal aber ist der Mann nicht wirklich glücklich geworden. Erst jetzt scheint er angekommen. Sportdirektor war und ist sein Traumjob. Der VfB öffnete ihm dafür die Türen. Er zahlt in seiner Währung zurück.
Mit Entdeckungen. Auch in Stuttgart gräbt er die früher aus als andere. Die Stürmer Sasa Kalajdzic und Silas sind nur ein Beispiel. Relativ günstig eingekauft, ist deren Marktwert explodiert.
Große Machtfülle
Die Machtfülle, die der Westfale seit 2019 bei den Schwaben hat, scheint fast uneingeschränkt. Als er seinen Vertrag bis 2023 verlängerte, gab es ein weiteres Bonbon. "Ich muss in bestimmte Entscheidungen miteinbezogen werden," sagte Mislintat bei seinem Besuch am Samstag im aktuellen sportstudio.
Er habe aber weder ein Veto noch Mitspracherecht, wenn es um die Nachfolge des im Herbst 2022 scheidenden Vorstandsvorsitzenden Thomas Hitzlsperger geht, sagte Mislintat dem ZDF.
Aufstieg zum Sportvorstand?
In Stuttgart aber gibt es längst Vermutungen, der Verein hat starkes Interesse daran, Mislintat zum Sportvorstand zu befördern, um ihm einen Verbleib noch schmackhafter zu machen.
"Ich habe aber kein Problem, in der derzeitigen Rolle weiter zu arbeiten," so der Hobby-Surfer Mislintat.
Wie sich der VfB in Zukunft ausrichtet, wird er dennoch genau beobachten. Medienberichten zufolge, soll Mislintat sogar ein 14-tägiges Kündigungsrecht eingeräumt worden sein, wenn ihm die Personalpolitik des Klubs missfällt.
Prägender Faktor
Dazu würde sein Kommentar zum Hitzlsperger-Abschied passen: "Entscheidend für konstant erfolgreiche Fußballklubs ist nie, wer geht, sondern immer, wer folgt." In Stuttgart jedenfalls hat Mislintat bewiesen, er kann mehr als "nur" Talente entdecken.
Beim VfB gilt er als prägender Faktor eines Kaders, der letzte Saison als Aufsteiger auf Rang neun überraschte. Und mehr. Das Team von Trainer Pellegrino Matarazzo hat neue Begeisterung beim Anhang des einstigen Krisenklubs entfacht.
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"Der VfB passt zu meinem Weg"
Der VfB passe zu seinem Weg, sagte Mislintat. Dort aber, müsse verspieltes Vertrauen zurückgewonnen werden. Es gehe darum, das wirtschaftliche Umfeld wieder zu beleben und Infrastrukturen auf den neuesten Stand zu bringen.
Dass er zum sportlichen Gesicht des VfB geworden ist, steht außer Frage. Was es zu beantworten gilt, ist seine neue Rolle im VfB der Zukunft.
Vision internationales Geschäft
Die Rückkehr ins internationale Geschäft sei eine seiner Visionen, sagte er. "Dazu aber sind viele kleine Schritte nötig." Am Neckar hoffe man nun, den langen Weg zusammen mit Mislintat gehen zu können. Der jedenfalls liefert über sein Kerngeschäft, Talente mittels einer detaillierten Datenanalyse und Menschenkenntnis zu finden, hinaus.
Ob ihn sein Durchbruch als gestaltender Sportdirektor für andere, größere Klubs interessant gemacht hat, wird die Zukunft zeigen. Sicher ist, der Talentspäher vergangener Zeiten ist auf einer neuen Ebene angekommen.
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