Im Champions-League-Spiel bei Sporting Lissabon geht es für Borussia Dortmund auch um den Ruf, viel Geld und den Umbau für die Zukunft.
Nicht schön, aber erfolgreich: Borussia Dortmund trotzt den Widrigkeiten, vor allem der massiven Verletzungsmisere. Im DFB-Pokal ist der Titelverteidiger auf Kurs, in der Bundesliga hat der BVB Tuchfühlung zu Abo-Meister Bayern München aufgenommen und zuletzt mit dem 2:1 gegen Stuttgart die Konkurrenz distanziert.
Gruppe C vor dem 5. Spieltag
- Ajax Amsterdam 4 Spiele | 14:2 Tordifferenz | 12 Punkte
- Borussia Dortmund 4 | 4:8 | 6
- Sporting Lissabon 4 | 9:7 | 6
- Besiktas Istanbul 4 | 2:12 | 0
Die wahre Winterprüfung wartet aber nun in der Champions League mit dem Spiel bei Sporting Lissabon am Mittwoch (21 Uhr, ZDF-Liveticker): "Lissabon hat herausragende Bedeutung für uns", sagt Sportdirektor Michael Zorc: "Mit einem Sieg wären wir durch."
Ajax zeigt BVB die Grenzen auf
Die erneute Qualifikation fürs Achtelfinale der Königsklasse ist wichtig für das Renommee der ambitionierten Westfalen, nachdem sie vom jugendlich-forschen Ajax Amsterdam zuletzt gleich doppelt vorgeführt wurden (0:4 und 1:3). Das hat arg am Selbstverständnis gekratzt: Talent-Pool für Europas Eliteklubs mit spektakulärem Offensivfußball - diese Rolle reklamiert der BVB gerne für sich.
Borussia Dortmunds 1:0-Sieg über Sporting Lissabon in der Hinrunde
Ein Scheitern in der vermeintlich leichten Gruppe C ist keine Option. Dass im Showdown bei Sporting nun neben dem Rot-gesperrten Mats Hummels auch Thorgan Hazard wegen Corona fehlt, soll für Schwarz-Gelb keine Ausrede sein.
BVB: Siegen auch für die Kasse
Trotz der jüngsten Kapitalerhöhung kann die börsennotierte Borussia die etwa 20 Millionen Euro gut gebrauchen, die beim Einzug in die K.o.-Runde durch Prämien, Ticketerlöse und TV-Gelder fällig werden. Zumal in der aktuellen Infektionslage wieder eine geringere Stadionauslastung droht.
Große Pläne stehen auf dem Spiel. Liebend gerne würde der Klub Stürmerstar Erling Haaland fest an sich binden - wenn auch nur für ein weiteres Jahr. Das würde einen sanfteren Weg eröffnen raus aus der Abhängigkeit vom Torphänomen.
Haaland im Sommer wohl nicht zu halten
Um im Sommer die Ausstiegsklausel des Norwegers von 75 Millionen Euro auszuhebeln, müsste ein Gehalt her, das den üblichen Rahmen der Westfalen sprengt. Selbst mit Hilfe von Sponsor und Anteilseigner Puma wird das schwer zu realisieren sein. Ohne Überwintern in der Königsklasse wohl gar nicht.
Auch so gibt es in der Offensive Handlungsbedarf, diese Erkenntnis dürfte bei den BVB-Chefs gereift sein. Der als Wunderkind apostrophierte Youssoufa Moukoko ist oft verletzt und vielleicht noch mit einer tragenden Rolle überfordert. Eine Ausleihe böte dem Youngster die Chance auf nötige Einsatzzeiten.
Steffen Tigges hilft, wo er kann. Aber für höhere Ansprüche reicht es wohl nicht. Königstransfer Donyell Malen braucht viel mehr Zeit als veranschlagt, auch wenn der Holländer nun Fortschritte macht.
Wunschkandidat Karim Adeyemi
Auf der Liste potenzieller Neuzugänge steht Karim Adeyemi ganz oben. Der Neu-Nationalspieler würde gerne seine Karriere boostern und von RB Salzburg in die Bundesliga wechseln. Vom Alter und Potenzial passt das 19 Jahre alte Talent perfekt zum BVB, auch zur offensiven Spielphilosophie, die Marco Rose längst etablieren wollte. Hier gibt es ebenso Handlungsdruck, um dem neuen Coach Kritik zu ersparen. Aber allein an Ablöse für Adeyemi wären gut 30 Millionen Euro fällig.
Auf der Außenbahn könnte Dortmund im Winter ebenso nachlegen, um endlich den Abgang von Jadon Sancho zu kompensieren. Hakim Ziyech ist angeblich im Gespräch, Hollands Fußballer des Jahres 2018. Der flinke Flügelflitzer ist beim FC Chelsea unzufrieden. Allerdings will dessen Trainer Thomas Tuchel den früheren Ajax-Dribbler nicht an seinen Ex-Klub BVB abgeben.
Denis Zakaria - noch ein Kandidat
Um ein Kader-Upgrade schon im Winter zu finanzieren, könnte der BVB stille Reserven heben. Für Roman Bürki und Axel Witsel sind zwar keine hohen Ablösen zu erwarten, aber ihre Transfers würden den Personaletat massiv entlasten. Auf Witsels Position hätte Rose statt einer Passmaschine wohl ohnehin lieber einen dynamischen Balljäger. Etwa Denis Zakaria, den der Coach aus Gladbacher Zeiten kennt und schätzt.