Die Schweizer Bundesanwaltschaft hat ein Strafverfahren gegen Gianni Infantino eröffnet. Dem FIFA-Chef droht die Suspendierung.
Die Schweizer Justiz hat ein Verfahren gegen den FIFA-Präsidenten Gianni Infantino eröffnet. Dabei geht es unter anderem um Amtsmissbrauch.
Im fünften Jahr seiner Amtszeit stürzt Gianni Infantino in seine schwerste Krise als FIFA-Präsident. Die Schweizer Staatsanwaltschaft eröffnet ein Strafverfahren gegen den Nachfolger von Joseph Blatter.
Infantino beruft sich auf Aufklärungspflicht
In dem Verfahren geht es um geheime Treffen zwischen Infantino und dem Leiter der Schweizer Bundesanwaltschaft, Michael Lauber, wie die Aufsichtsbehörde über die Schweizer Bundesanwaltschaft am Donnerstag in Bern mitteilte. Angeklagt wird auch ein ebenfalls bei den Treffen anwesender Oberstaatsanwalt. Die Vorwürfe gegen Infantino lauten Anstiftung zum Amtsmissbrauch, Anstiftung zur Verletzung des Amtsgeheimnisses und Anstiftung zur Begünstigung.
In der Stellungnahme der FIFA heißt es von Infantino weiter: "Zum damaligen Zeitpunkt waren über zwanzig Verfahren gegen ehemalige FIFA-Mitglieder anhängig. Dieser wesentlichen Aufklärungspflicht auch im Sinne der FIFA bin ich nachgekommen und werde dies auch weiter tun. Dieses war immer mein Anspruch und davon lasse ich mich nicht abbringen."
ZDF-Reporter Markus Harm erklärt, was das Strafverfahren für den FIFA-Chef bedeutet.
Infantino droht Suspendierung
Konkret geht es um drei nicht protokollierte Geheimtreffen zwischen Lauber und Infantino, die 2016 und 2017 stattgefunden haben sollen. Die Treffen sollen auf Wunsch Infantinos arrangiert worden sein - Lauber hatte zu diesem Zeitpunkt aber mehrere Verfahren im Bereich des Weltfußballs geleitet, darunter auch das im Sommermärchen-Skandal um die WM-Vergabe 2006 nach Deutschland, das Ende April wegen Verjährung eingestellt wurde.
Mit der Eröffnung des Verfahrens droht dem FIFA-Chef die Suspendierung durch die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes. Als die Schweizer Bundesanwaltschaft 2015 ein Strafverfahren gegen den damaligen FIFA-Chef Blatter eröffnete, wurde dieser für 90 Tage durch die Fifa-Ethikkommission gesperrt. Das Verfahren läuft weiterhin.
Wegen Betrugs waren vier Organisatoren der Fußball-WM 2006 in der Schweiz angeklagt. Der Prozess ist jetzt ergebnislos vorbei, denn die Vorwürfe sind mittlerweile verjährt.
FIFA weist Vorwürfe zurück
Vor gut einem Monat hatte sich Infantino selbst noch zuversichtlich präsentiert und die Treffen als notwendig dargestellt. "Für mich ist diese ganze Sache absurd", sagte der 50-Jährige damals bei einer Pressekonferenz nach der Sitzung des FIFA-Councils.
Auch gegen Lauber soll nun ein Strafverfahren eröffnet werden. Deshalb beantragte der eigens eingesetzte außerordentliche Staatsanwalt beim Parlament die Aufhebung seiner Immunität. Lauber hatte seinen Rücktritt eingereicht, nachdem die Aufsichtsbehörde ihn wegen der Treffen bereits gerügt und ihm eine Verletzung seiner Amtspflichten und unwahre Aussagen vorgeworfen hatte. Er wies die Anschuldigungen zurück.
Quelle: dpa, SID