Nico Sturm ist Stanley-Cup-Sieger. Der 27-Jährige triumphierte mit der Colorado Avalanche. Er ist erst der fünfte deutsche Eishockey-Profi, dem dies gelingt.
Eishockey-Profi Nico Sturm hat mit der Colorado Avalanche die Meisterschaft in der Nordamerika-Liga NHL gewonnen. Das Team aus Denver setzte sich im sechsten Play-off-Finale bei Titelverteidiger Tampa Bay Lightning mit 2:1 durch und entschied die Best-of-seven-Serie mit 4:2 für sich. Für Colorado ist es der dritte Stanley Cup nach 1996 und 2001.
Fünfter deutscher Stanley-Cup-Sieger
Mit der riesigen Trophäe in den erhobenen Armen genoss Sturm als fünfter Deutscher den Titeltriumph. Vor dem 27 Jahre alten Augsburger war das Uwe Krupp, Dennis Seidenberg, Tom Kühnhackl und Philipp Grubauer gelungen. Mit Tränen in den Augen schickte Sturm einen Dankes-Gruß in die Heimat.
Erst im März war der 27-Jährige nach Denver transferiert worden, es folgte ein denkwürdiger Sturmlauf der Avalanche durch die NHL-Play-offs und am Ende "eine Explosion der Gefühle", die Sturm recht sprachlos zurückließ: "Es fühlt sich so unrealistisch an. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll."
Sturm bei Colorado nur sporadisch auf dem Eis
Anders als Superstar Leon Draisaitl, den Sturm mit Colorado im Halbfinale ausgeschaltet hatte, war der ehemalige Collegespieler keiner, der dem Spiel seines Teams den Stempel aufdrückte. Der Mittelstürmer kam auch im letzten Match der Saison nur sporadisch aufs Eis.
5:43 Minuten lang war er vorwiegend mit Defensivaufgaben betreut - das Spektakel veranstalteten andere wie der Kanadier Nathan MacKinnon, der den 1:1-Ausgleich selbst erzielte und das Siegtor des Finnen Artturi Lehkonen vorbereitete.
Mit 19 nach Amerika und nun NHL-Meister
Für seine (Neben-) Rolle beim dritten Titelgewinn der Avalanche ist Sturm dennoch dankbar. Deshalb führte sein erster Weg nach der Schlusssirene zu General Manager Joe Sakic. "Ich habe mich bei ihm bedankt, dass er mich mit ins Boot geholt hat", berichtete er, "sie haben mir die Möglichkeit gegeben zu zeigen, dass ich so einer Mannschaft in bestimmten Situationen helfen kann."
So unspektakulär wie sein Spiel war bis vor Kurzem auch Sturms Karriere verlaufen: In seiner Heimatstadt Augsburg ausgebildet, wechselte er in den Nachwuchs des Zweitligisten ESV Kaufbeuren, ging mit 19 nach Amerika - zu einem zweitklassigen Juniorenteam. Kein NHL-Klub interessierte sich für ihn.
Sturm noch ohne Länderspiel
Sturm, der noch nie für die Nationalmannschaft spielte, studierte Wirtschaft an der Clarkson University in Potsdam/New York und geriet erst als Collegespieler in den Blick der besten Eishockeyliga der Welt. Im April 2019 unterschrieb er bei Minnesota Wild, drei Jahre später holte ihn Sakic nach Denver: "Das war natürlich mein Glück."
Als Kind habe er davon geträumt, "in einem Stanley-Cup-Finale das entscheidende Tor zu schießen und dann den Cup in die Höhe zu stemmen". Das Zweite wurde am Sonntagabend in Florida Realität, "er war ganz schön schwer, und man möchte nicht derjenige sein, der ihn fallen lässt".
In einer Reihe mit Krupp, Seidenberg, Kühnhackl und Grubauer
Das Erste bleibt weiter als einzigem Deutschen Uwe Krupp vorbehalten, der vor 26 Jahren Colorado zum ersten NHL-Titel schoss. Doch Sturm reiht sich - dankbar und aufgewühlt - bei Dennis Seidenberg (2011), Tom Kühnhackl (2016 und 2017) und Philipp Grubauer (2018) ein, die vor ihm die legendäre Trophäe in Händen hielten.