Zwei deutsche Frauen stehen in Wimbledon im Viertelfinale - und treffen dort aufeinander. Erst gewann Tatjana Maria, dann folgte ihr Jule Niemeier in die Runde der letzten Acht.
Jule Niemeier und Tatjana Maria haben ihren Lauf in Wimbledon fortgesetzt und treffen nun im Viertelfinale aufeinander. Die 22 Jahre alte Niemeier gewann auf dem Centre Court gegen die Britin Heather Watson in 76 Minuten mit 6:2, 6:4 durch. Kurz zuvor wehrte die 34 Jahre alte Tatjana Maria gegen die an Nummer zwölf gesetzte Lettin Jelena Ostapenko zwei Matchbälle ab und gewann nach einer taktischen Meisterleistung und mit großem Kämpferherz 5:7, 7:5, 7:5.
Tatjana Maria mit nervenden Schlägen
Tatjana Maria, die erst vor 15 Monaten ihre zweite Tochter zur Welt gebracht hatte, entnervte die Nummer 12 der Setzliste mit ihren unterschnittenen Vorhand- und Rückhandschlägen. So hatte sie vorher Sorana Cirstea (Rumänien/Nummer 26) und Maria Sakkari (Griechenland/Nummer 5) schon entzaubert.
"Ich weiß, dass alle gestresst davon sind", hatte sie vor dem Duell mit Ostapenko gesagt. Der Slice, vor allem mit der Vorhand, ist aus der Mode gekommen, aber, so wie ihn Maria in diesen Tagen im All England Club spielte, ungemein effektiv.
Ostapenko mit Cleverness in Satz 1
Ostapenko wusste, was auf sie zukommt, doch sie brauchte ein paar Minuten, um ein Gegenmittel zu finden. 3:1 lag Maria in Führung, dann wurde es ein Match. Ostapenko mit all ihrer Power und dem Topspin in der Offensive, Maria defensiv stabil, lauernd und auf dem Weg ans Netz, wenn sich ihr die Chance bot.
Bei 5:6 leistete sich Maria eine kleine Schwäche, ein Doppelfehler bescherte Ostapenko den Satzball, den sie mit all ihrer Erfahrung in großen Matches nutzte.
Maria gewinnt Satz nach 1:4-Rückstand
Die Lettin trat laut, aggressiv und kraftvoll auf und zog im zweiten Satz auf 4:1 davon. Maria hielt taktisch klug dagegen, kam heran, wehrte zwei Matchbälle ab und erzwang den dritten Durchgang, indem die Dramatik ihren Höhepunkt erreichte.
Zunächst führte Ostapenko, doch Maria ließ sich nicht abschütteln, dann schlug die Deutsche, die mit ihrer Familie in Florida lebt, bei 5:4 zum Sieg auf - und Ostapenko kämpfte sich zurück. Doch Maria nutzte ihre nächste Chance zum Sieg.
Niemeier siegt in zwei Sätzen
Vergleichsweise leicht tat sich Jule Niemeier bei ihrem Sieg gegen die Weltranglisten-121. Heather Watson. Für Niemeier ist dieses Wimbledon erst das zweite Grand-Slam-Turnier ihrer Karriere, erst im Mai hatte sie erstmals den Sprung unter die Top 100 der Weltrangliste geschafft.
Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase gewann die Dortmunderin einen der spektakulärsten Punkte des gesamten Turniers: Nach einer gelungenen Rückhand aus dem Zurücklaufen nach einem Lob riss die Dortmunder beide Arme nach oben, der Punkt zum 2:2 begeisterte auch Legenden wie Billie Jean King und Björn Borg auf der Ehrentribüne.
Niemeier und Maria im "Last 8 Club"
Mit ihrem starken Aufschlag, der schnellen Vorhand und variablem Spiel dominierte die Weltranglisten-97. das Geschehen. Per feinem Vorhandstopp sicherte sie sich nach nur 27 Minuten den ersten Satz. Der zweite Durchgang geriet enger, doch abgeklärt behielt Niemeier stets die Nerven und nutzte den dritten Matchball.
Durch den Erfolg erhalten Maria und Niemeier auch Einzug in den elitären "Last 8 Club" von Wimbledon. Darin sind alle Einzel-Viertelfinalisten und erhalten unter anderem lebenslang Tickets für das prestigeträchtigste Turnier der Welt.