Zahlreiche Tennis-Spieler dürfen zwei Wochen lang ihr Hotelzimmer in Melborne nicht verlassen. Somit können sich nun nicht alle Profis auf die Australian Open vorbereiten.
Nach ihrer Einreise befindet sich Tennis-Star Angelique Kerber in strikter Quarantäne, eine vernünftige Vorbereitung auf die Australian Open (ab 8. Februar) ist kaum mehr möglich. Statt zumindest täglich fünf Stunden Ausgang für Training und Behandlungen zu genießen, darf sie wie 71 weitere Profis ihr Hotelzimmer zwei Wochen lang gar nicht mehr verlassen.
"Wir sind informiert worden, dass eine Person unseres Fluges einen positiven Test hatte", schrieb Kerber am Samstag bei Twitter. Neben ihrem Flug aus Abu Dhabi ist auch ein Flug aus Los Angeles betroffen. Insgesamt wurden bis Sonntag fünf positive Fälle bekannt gegeben, darunter aber keine Spieler.
Keine Chancengleichheit in Melbourne
Chancengleichheit ist aber schon längst nicht mehr gegeben: Während etwa Alexander Zverev und auch die French-Open Sieger Kevin Krawietz und Andreas Mies, deren Anreise ohne Zwischenfälle verlief, ab Montag zwei Stunden täglich auf den Tennisplatz dürfen, müssen sich Kerber und Co. im Hotelzimmer bestmöglich fit halten. Ein krasser Nachteil. "Wochenlanges Training und harte Arbeit sind für die Katz, weil in einem zu drei Vierteln leeren Flugzeug eine Person COVID-positiv ist", twitterte die Französin Alize Cornet und schimpfte:
Und auch die Schweizerin Belinda Bencic machte ihrem Unmut Luft. "Wir beklagen uns nicht darüber, in Quarantäne zu sein", schrieb sie: "Wir beklagen uns wegen ungleicher Trainings- und Spielbedingungen vor ziemlich wichtigen Turnieren."
Australien hat Corona im Griff
Doppelspezialist Krawietz leidet mit seinen Kollegen mit. "Ich hoffe, für die gibt es noch eine Lösung, dass sie irgendwie trainieren können", sagte er dem SID. Dass sich die lokalen Gesundheitsbehörden in ihren strengen Vorgaben erweichen lassen, ist aber unwahrscheinlich. Nachdem Australien das Virus nach monatelangem Lockdown in den Griff bekommen hat, ist die Austragung in der Bevölkerung ohnehin höchst umstritten.
Das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres wird mit Zuschauern stattfinden. Die Australian Open starten am 8. Februar mit strengem Hygienekonzept.
Zu mehr Akzeptanz trägt auch nicht bei, dass die zuständige Behördenchefin Emma Cassar bereits von ersten Quarantäne-Verstößen berichtete. So soll etwa ein Profi seine Zimmertür geöffnet haben, um sich mit anderen Spielern über den Hotelflur zu unterhalten.
Tennis mit der Fensterscheibe
Kerber und ihren Leidensgenossen bleibt also nichts anderes übrig, als alleine im Hotelzimmer kreativ zu werden. So spielte Bencic Tennis mit der Fensterscheibe, der Uruguayer Pablo Cuevas und die Kasachin Julia Putinzewa droschen Bälle gegen Matratzen an der Wand. Freilich ist das nicht mehr als ein Zeitvertreib. Nach der Isolation würde sie "mindestens drei Wochen brauchen, um wieder in einer anständigen Form zu sein", schrieb die Rumänin Sorana Cirstea.
Jedoch bleibt nach der Quarantäne nur noch rund eine Woche für Training auf dem Court. Eine erneute Verschiebung der Australian Open schloss Turnierdirektor Craig Tiley in einem Interview mit Channel Nine bereits aus und versprach: "Wir werden alles dafür tun, den Profis akzeptable Umstände zu schaffen."
-
Wie die Welt gegen das Coronavirus kämpft
Verschärfte Maßnahmen, Impfungen in vielen Ländern, milliardenschwere Wirtschaftshilfen - verfolgen Sie alle Entwicklungen zu Corona in Deutschland und weltweit hier im Blog.