Tennisspielerin Peng Shuai hat sich mit Thomas Bach getroffen, schreibt die "L'Équipe". Die WTA zeigt sich unterdessen weiterhin beunruhigt und fordert vertrauliches Treffen.
Die chinesische Tennisspielerin Peng Shuai hat laut eigener Aussage in einem Interview der "L'Équipe" am vergangenen Samstag IOC-Chef Thomas Bach in der Olympia-Blase von Peking getroffen. Sie habe mit dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees zu Abend gegessen, sagte die 36-Jährige in einem am Montag veröffentlichten Interview der französischen Sporttageszeitung. "Wir haben viel besprechen und uns angenehm austauschen können", sagte sie.
Der Fall Peng Shuai bewegt seit einigen Monaten die Welt, nachdem sie Anfang November im sozialen Netzwerk Weibo Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch einen chinesischen Spitzenpolitiker veröffentlicht hatte.
WTA weiterhin beunruhigt
Unterdessen reagierte die Frauen-Tennisorganisation WTA nach dem überwachten Interview von Peng Shuai weiter besorgt wegen der 36-Jährigen und fordert erneut eine Untersuchung des Falles.
"Jedoch mildert ihr jüngstes Interview keine unserer Sorgen über ihren ursprünglichen Post am 2. November", sagte der WTA-Chef weiter in einer Mitteilung am Montag.
Peng Shuai habe durch ihre Vorwürfe einen mutigen Schritt getan. "Wir haben eine formelle Untersuchung ihrer Vorwürfe durch die geeigneten Behörden und eine Möglichkeit für die WTA, sich mit Peng vertraulich zu treffen, um ihre Situation zu diskutieren, gefordert." Die deutsche Frauen-Bundestrainerin Barbara Rittner antwortete darauf via Twitter: "Stolz auf unsere WTA."
IOC-Präsident Thomas Bach sagt für die Winterspiele in Peking verbesserte Bedingungen für die Sportler sowie Meinungsfreiheit zu. Er äußert sich auch zum Fall Peng Shuai.
Peng bedauert Missverständnis
Der Post wurde bald danach gelöscht. Seither äußerten Sportler, Politiker und Menschenrechtler Sorge um ihr Wohlergehen. Peng Shuai hatte später bestritten, die Vorwürfe erhoben zu haben. Ihre Aussagen wirkten jedoch gestellt. Der "L'Équipe" sagte sie nun:
Die 36-Jährige erklärte, sie wolle nicht, dass die Bedeutung ihres Posts weiter verdreht werde, sie wolle "keinen weiteren Medien-Hype darum". Sie selbst habe den Eintrag gelöscht. "Meine Liebesprobleme, mein Privatleben dürfen nicht mit Sport und Politik vermischt werden", sagte sie, "denn das bedeutet meist eine Abkehr vom olympischen Geist und geht gegen den Willen der Sportwelt und der Athleten."
Knieprobleme: Peng kehrt nicht auf WTA-Tour zurück
Peng hatte die Vorwürfe zuvor bereits in einem Interview mit der Zeitung "Lianhe Zaobao" aus Singapur zurückgezogen. Sie habe China bisher wegen der Pandemie und ihrer Knieverletzung nicht verlassen. "Wenn ich früher ins Ausland gereist bin, dann um an Turnieren teilzunehmen, oder um mich behandeln zu lassen", meinte sie. Ihre Knieverletzung sei ein Grund dafür, dass sie nicht mehr auf die Profitour zurückkehren werde. Vor der Pandemie sei sie "alle zwei, drei Monate nach München" gereist, um Injektionen in ihr Knie zu bekommen. In der Pandemie seien derartige Pläne kaum mehr möglich.
Sie sei auch niemals verschwunden gewesen, "jeder konnte mich sehen", sagte die einstige Weltranglisten-Erste im Doppel. Ihre E-Mail an WTA-Chef Steve Simon, die allgemein als erzwungenes Statement gewertet wurde, sei von ihr selbst geschrieben worden, sagte Peng. Sie dankte Bach für die Einladung zum Essen und für eine Einladung ins IOC-Museum in Lausanne nach der Pandemie. In Peking habe sie sich bereits Curling angeschaut, wolle zum Eiskunstlaufen und Ski-Freestyle, um ihre Landsfrau Eileen Gu anzufeuern.
IOC bestätigt Treffen
Auch das Internationale Olympische Komitee geriet in die Kritik, nachdem Bach sich online mit Peng ausgetauscht hatte, deren am 2. November erhobene Missbrauchsvorwürfe gegen den ehemaligen chinesischen Vizepremier Zhang Gaoli dabei aber nicht thematisierte. Das IOC bestätigte in einer Mitteilung das Treffen zwischen Bach, der früheren Athletensprecherin Kirsty Coventry und Peng Shuai am Samstag in einem Hotel in Peking.
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